Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
vorüber, und als Giordan erfuhr, dass sein Möchtegernangreifer kein geringerer als Chas Woodmore war, ein Geschäftspartner und Freund von Dimitri, hatte er es als ein bedauerliches Missverständnis durchgehen lassen. Er hatte dem Bastard sogar geholfen, bei den Vorbereitungen für seine Mission, Cezar Moldavi zu ermorden.
Aber diese bereitwillig gewährte Hilfe war, bevor er Woodmores Bitte nachgekommen war, ihn in Reither’s Closewell zu treffen ... und er Narcise roch. Überall. Überall an Woodmore.
Selbst die Information, die Woodmore ihm geben wollte – dass Cezar Moldavi in den letzten zehn Jahren keineswegs seine Obsession im Hinblick auf Giordan vergessen hatte –, selbst das interessierte ihn nur wenig.
Es lag auch für Giordan schon immerhin zehn Jahre zurück. Die zehn Jahre waren sowohl endlos lang gewesen, als auch kurz, viel zu kurz. Es schmerzte noch.
Jetzt stand er auf und zwang sich dazu, betont sorglos zu dem Stuhl hinüberzuschlendern, wo seine abgelegten Schuhe noch standen, setzte sich hin und zog sie an.
Er hatte natürlich gewusst, dass sie zusammen reisten; dass Woodmore ihr geholfen hatte, aus Paris zu fliehen – oder dass er sie entführt hatte. Die Details kannte niemand so genau. Aber sie so zu riechen ... so verführerisch und voll und feminin. Narcise.
Im dem Augenblick war ihm, als hätte man ihn gegen eine Steinmauer geschleudert: Ihm blieb die Luft weg, Schmerz pflanzte sich in schockartigen Wellen durch ihn fort und hinterließ nur taubes Gefühl.
Giordan wusste nachher gar nicht, wie er es durch das Treffen in dem Gasthof dort geschafft hatte, nachdem er einmal ihren Geruch in der Nase hatte. Es war die Art, wie Woodmore diesen Geruch verströmte , gleichsam aus allen Poren, wie er sich mit dem Geruch von Woodmore selbst vermischte, eins wurde ... höhnisch und vertraut und schrecklich heimtückisch.
Ihm wurde selbst jetzt noch schwarz und rot vor Augen, außerstande etwas klar zu erkennen. Er bekam die Erinnerung an den Ekel in ihrer Stimme, dem Horror in ihren Augen nicht mehr aus dem Kopf.
Als ob sie sich etwas Schlimmeres vorstellen könnte als das, was er getan hatte. Für sie.
Er hatte versucht, es ihr zu erklären, damit sie begriff ... aber sie wollte ihm nicht zuhören.
Sie war nicht bereit , ihm zuzuhören.
Entweder hatte sie ihn niemals geliebt oder ihm vertraut, oder ihre Liebe und ihr Vertrauen war nie groß genug gewesen.
So wie die Dinge lagen, wusste er auch nicht, wem er dafür dankbar sein konnte, dass Narcise sich entschieden hatte, mit Woodmore nach London zu kommen, anstatt in Begleitung von Giordan nach Wales aufzubrechen. Er bezweifelte, dass er diese Reise noch bei Verstand überlebt hätte.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte ihn Rubey.
Giordan wusste gar nicht, wie lange er schon geschwiegen hatte – er hatte sich fertig angekleidet und war dabei, zur Tür des Zimmers zu gehen, bevor sie das fragte. „Dimitri bittet mich zu ihm“, sagte er ironisch. „Und wenn der Earl nach einem schickt, muss man folgen.“
Sie betrachtete ihn mit diesen klugen Augen. „Wann sehe ich dich wieder?“, fragte sie. Da war kein Schmollen, es war nicht einmal eine Einladung, sondern eine Geschäftsfrau, die einen neuen Termin vereinbart. Rubey war aus eigenem Entschluss eine Frau, die keinem Mann gehörte, und das lag auch nicht daran, dass es ihr an Angeboten gemangelt hätte.
„Wenn ich das nächste Mal trinken muss“, sagte er unverbindlich und war dann doch wieder schnell an ihrer Seite. Er drückte ihr einen Kuss an die Schläfe und sagte, „mit Ihrer Erlaubnis, Madame .“
„Selbstverständlich“, erwiderte sie gekünstelt arrogant. Aber er spürte, wie sich ihre neugierigen Blicke in seinen Rücken bohrten, als er zur Tür rausging.
Die Fahrt nach Blackmont Hall, dem Wohnsitz des Earl von Corvindale, wurde verzögert durch einen Kutschenunfall auf der Bond Street. Giordan war nicht verstimmt wegen dieser Verzögerung, denn es verschaffte ihm noch etwas Zeit zu grübeln, nachzudenken, sich zu entscheiden. Ob er überhaupt gedachte, dorthin zu fahren.
Die Straßen waren relativ ruhig, denn so spät nachts waren alle Läden geschlossen, aber Straßen und Stege waren keinesfalls leer. Kutschen und Mietdroschken polterten vorüber, viele Fußgänger liefen in den Schatten die Straße entlang – manche von ihnen hatten nur wenig Gutes im Sinn, andere waren einfach auf dem Weg von einer Kneipe, einem Klub, einem Theater oder einer
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