Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
Geselligkeit zur nächsten.
Giordan saß einfach schweigend in seiner luxuriös ausgestatteten Kutsche und dachte darüber nach, wie viel eine Freundschaft wohl aushielt. Wenn es irgendjemand anderes als Dimitri gewesen wäre, hätte er die Aufforderung ignoriert. Als Woodmore ihm die geheime Botschaft zusandte, nach Reither’s Closewell zu kommen, hatte er nicht gewusst, was ihn erwartete.
Aber jetzt wusste er es. Und er war sich nicht sicher, ob er in der Lage war, mit Woodmore in einem Zimmer zu sein, ohne dem Mann bei lebendigen Leibe die Haut abzuziehen. Egal, wie er sich verändert hatte.
Er hatte niemandem ein Leid getan, ja kein Haar gekrümmt, geschweige denn sie gebissen, seit der Hölle Danach.
Anstatt weitere Gedanken an Chas Woodmore zu verschwenden, zwang Giordan sich, eine Bestandsaufnahme zu machen, von dem, was er wusste, und er fragte sich, warum Dimitri es für notwendig erachtete, ihn heute Abend dabei zu haben.
Voss war mit Angelica Woodmore durchgebrannt. Er hatte behauptet, es sei alles zu ihrem Schutz geschehen, Schutz vor Moldavis Männern, die wie vorauszusehen war, Narcise und Chas von Paris aus nachgereist waren.
Giordan war in London gewesen – aber an jenem Abend war er mit Rubey zusammengewesen und daher nicht auf dem Wachposten bei der Entführung, als Belial und drei andere einem Maskenball einen Besuch abgestattet und drei Menschen ermordet hatten. In der Nacht und am folgenden Tag hatten Dimitri und er zusammenarbeiten müssen, um Augenzeugen mit dem Bann zu belegen und die Geschichte in ihren Erinnerungen etwas zu „korrigieren“. Andernfalls hätten die Vorkommnisse vielleicht eine große Panik ausgelöst, so wie die vor ein paar Jahren in Brüssel, nach einem ähnlichen Zwischenfall. Kurz darauf war Giordan nach Reither’s Closewell aufgebrochen, um Chas die Nachricht von der Entführung schonend beizubringen.
Aber bis Giordan wieder in London eintraf, wobei Chas ihm sicher dicht auf den Fersen folgte, war Angelica schon wieder sicher von Dimitri nach Hause, also nach Blackmont Hall gebracht worden.
Was nichts daran änderte, dass der Earl immer noch tobte, weil Voss es gewagt hatte, eine der Woodmore Schwestern zu entführen, während er, Dimitri, für sie verantwortlich war, in der Abwesenheit ihres Bruders. Und wenn man dem Ton der Botschaft von heute Abend glauben durfte, hatte er vor, Voss zu finden und mit ihm abzurechnen. Was bei Dimitri sehr wahrscheinlich hieß, den Bastard umzubringen.
Zwischen Voss und dem Earl herrschte böses Blut, seit jenem Zwischenfall vor über hundert Jahren in Wien, bei dem Dimitris Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Die gegenwärtige Situation mit Angelica – welche der Earl ganz sicher zumindest als unverschämt und unverfroren interpretieren würde, und schlimmstenfalls als grobe Beleidigung – machte die Lage so gut wie unhaltbar.
Und daher würde Giordan der Aufforderung, nach Blackmont zu kommen, Folge leisten, und wenn es nur war, um Dimitri davon abzubringen, kaltblütige Morde zu begehen, und um ihm zu helfen, Voss zu finden, falls nötig.
Und das war anscheinend das Ausmaß dessen, was eine Freundschaft so alles aushielt.
Blackmont Hall – fast so trübe und kalt wie der Name und sein Bewohner schon andeuteten – war umgeben von hohen, glatten Steinmauern, die oben mit spitzen Splittern aus Metall und Holz versehen sowie von Laternen beleuchtet waren. Die zwei Dutzend Laternen wurden jeden Abend angezündet und brannten bis zum Morgengrauen, gleichgültig, ob der Earl nun da war oder nicht. Abgesehen von dieser rein baulichen Maßnahme hatte der Earl ein ganzes Regiment von Leibwächtern – sowohl Sterbliche als auch Gemachte – zu seiner Verfügung, welche über die Schwestern und das Anwesen wachten.
Wenn es einen Platz in London gab, an dem man vor Belial oder anderen unerwünschten Gästen sicher war, dann war es die Corvindale Residenz.
Der Wachtposten an der Einfahrt kannte Giordan sehr gut, und er wurde durchgewunken, kaum hatte er den Hut und den Umhang abgenommen, die er gegen den ständigen englischen Nieselregen stets trug. Crewston, der Butler in Blackmont Hall, öffnete die Eingangstüre und sagte, „seine Lordschaft befindet sich mit verschiedenen Gästen in seinem Arbeitszimmer. Darunter auch seine beiden jungen Mündel.“ Aus seinem Ton konnte man deutlich heraushören, dass er nur wenig von der Anwesenheit der beiden Woodmore Schwestern bei einem Treffen hielt, das seiner Ansicht
Weitere Kostenlose Bücher