Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
zornig und zugleich irgendwie im Stich gelassen.
Rubey war hereingerannt, und Narcise hatte ihn auf der Stelle gerochen: elegant, maskulin, vertraut. Giordan. An ihr.
Es schnürte ihr den Hals zu, schmerzhaft und bitter, und Narcise konnte der Unterhaltung die sich danach entspann, kaum folgen, denn ihr ganzer Körper bestand nur noch aus schäumender Wut. Sie konnte es nicht fassen. Beim Schicksal selbst, Giordan musste hierher zurückgeflogen sein, und noch vor ihr beim Rubeys angelangt sein, ohne dass Narcise ihn gesehen hatte.
Und dann war er direkt von ihr zu Rubey gewechselt.
Von ihren Küssen, er, der sie fast verschlungen hatte, gierig, unbändig, und seine Hände überall an ihr gehabt hatte ... zu Rubey, der Dirnenmeisterin.
Zorn ergriff von ihr Besitz, und zum ersten Mal seit Wochen schmerzte ihr Mal nicht mehr. Narcise schloss die Augen und gab dem Luziferzeichen noch mehr Grund zu frohlocken, indem sie sich restlos diesem Zorn überließ.
Und dann – ebenso schnell, wie es gekommen war – verwandelte sich der Zorn in etwas noch Schrecklicheres. In Schmerz.
Ich habe dich geliebt.
Hatte er das wirklich? Sie schnaubte, nur zu sich selbst, versuchte, die Erinnerung an sein Gesicht von sich wegzuschieben ... das von heute Abend und dann auch das von jenem schrecklichen Tag, als er zu ihr gekommen war – danach. Und nach Cezar roch.
Die Starre in seinen Augen war damals die gleiche wie heute gewesen: grausig und gnadenlos. Zerquält.
Abrupt erhob Narcise sich und begann im Zimmer unruhig auf und ab zu laufen, angetrieben von Furcht und Kränkung. Wenn er sie liebte, warum, warum hatte er das getan, was er getan hatte? Wie konnte er nur?
Wie konnte er nur annehmen, sie würde ihn akzeptieren, nachdem er sie derart betrogen hatte? Jeder Verrat hätte sie getötet, nach all dem, was sie schon durchgemacht hatte ... aber dass es mit einem Mann sein musste ... und dann noch mit ihrem Bruder ... wie? Wie stellte er sich vor, dass sie so etwas jemals vergessen könnte?
War es nur sein Naturell als Drakule? Sich sein Vergnügen dort zu suchen, wo auch immer es sich darbot? Sich nur um sich selbst zu kümmern, und nichts anderes?
Natürlich war es so.
Sie war doch genauso gemacht. So wie Luzifer sie eben geschaffen hatte.
Sie konnte hier nicht länger bleiben. Sie brauchte frische Luft – saubere Luft, nicht eine Luft einatmen, die von seinem Duft verschmutzt wurde. Sie wollte wieder draußen sein, unter offenem Himmel, unter den Sternen und dem Mond, hinter seinen Wolken. Sie wollte wieder diese Kraft spüren, dieses Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl wie nur wenige Stunden zuvor, bevor Giordan es ihr wieder zerstört hatte.
Sie beachtete ihre etwas mitgenommene und schmutzige Aufmachung gar nicht, als sie rasch und geräuschlos zur Zimmertür schritt und dann in den Flur hinausspähte. Er war leer, und zum zweiten Mal in dieser Nacht schlüpfte sie hinaus und schloss die Tür hinter sich. Als sie den Flur hinunterlief, schlug sie, wie sie glaubte, die Richtung zur Eingangstür ein. Giordans Essenz hing immer noch in der Luft, zusammen mit der von Chas und Dimitri und sogar der von Voss. Das vermeinte sie alles zu riechen, aber beachtete es gar nicht, sondern ging einfach weiter.
Chas würde sich Sorgen machen, aber er würde auch lernen müssen, dass sie sich gut um sich selbst kümmern konnte. Und sie war auch wütend auf ihn, weil er sie angelogen hatte. Weil er ihr Informationen verschwiegen hatte.
Weil er sie partout beschützen wollte.
Sie war Cezars größte Furcht? Wie hatte sie da nicht von selbst drauf kommen können?
Was mochte das nur bedeuten?
Sonia Woodmore musste sich geirrt haben. Mit ihrem Zweiten Gesicht konnte etwas nicht stimmen.
Wie konnte Cezar Angst vor ihr haben, wo er sie doch die ganze Zeit unter seiner Kontrolle gehabt hatte.
Narcise kam gerade an der Tür zu einem Salon oder Empfangszimmer vorbei, als sie Stimme von Chas hörte. „Und wir werden Narcise hierüber selbstverständlich nichts erzählen. Sie könnte dem zustimmen.“
Sie erstarrte.
„Hältst du das für klug?“, fragte eine wohlklingende Stimme, von der sie sicher war, dass sie zu Voss gehörte. Offensichtlich hatten Chas und er das Kriegsbeil begraben. „Vielleicht könnte sie–“
„Ihr wolltet mir was genau nicht erzählen?“, fragte sie fordernd, als die Tür hinter ihr krachend gegen die Wand schlug. „Hast du denn gar nichts dazugelernt?“, fügte sie hinzu und starrte Chas
Weitere Kostenlose Bücher