Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
sogar die Hochzeiten seiner beiden Schwestern. Narcise Magen zog sich zu einem bitteren Klumpen zusammen, als sie daran dachte, wie elend und verlassen er ausgesehen hatte ... die sorgsam nüchternen, beherrschten Augen, als sie nach ihrer Feuerprobe wieder erwacht war, und die zwei Männer – die sie alle beide liebten – an ihrer Seite vorgefunden hatte.
Und sie hatte nur einen von ihnen beiden wahrhaftig gewollt.
Chas wäre mit ihr niemals wirklich glücklich geworden. Er konnte nicht hinnehmen, wer sie war ... oder wer sie gewesen war; es hätte immer zwischen ihnen gestanden, das, was er als ihre Verfehlung betrachtete. Und er war so verliebt in ihre Schönheit, dass er den Rest von ihr nur schwer wahrnahm – ihre Stärke, ihre Bedürfnisse ... wer sie wirklich war, hinter diesem makellosen Gesicht und dieser vollkommenen Gestalt.
„Ja. Cezar befindet sich jetzt in einem sehr streng bewachten Gefängnis. Eines Tages wird Narcise ihn vielleicht einmal besuchen wollen“, antwortete Giordan, während er auf sie herabschaute. „Wo du ihm doch das Leben gerettet hast.“ Seine Augen leuchteten warm, Zärtlichkeit und Bewunderung lagen darin. Und wieder fühlte sie sich daran erinnert, wie er sich die Zeit genommen hatte, die viele Zeit, seine Geduld, und dass er sein Leben riskiert hatte, um sie zu umwerben und um all die Schichten von Misstrauen abzutragen. Vor all den Jahren.
Dem Himmel sei Dank hatte er ihr ihre Blindheit verziehen.
„Chas kümmert sich um die Einzelheiten. Moldavi wird recht komfortabel leben können, aber seine Gemächer und die Flure um sie herum, werden mit Elfenbein ausgeschlagen sein. Er wird nicht entkommen können“, fuhr Giordan fort.
Narcise zuckte mit den Schultern und betrachtete ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen. „Ich habe begriffen, dass ich seine Hinrichtung nicht zulassen konnte. Selbst nach allem, was er getan hat, ich konnte diese Entscheidung nicht fällen. Denn der Tod ... das ist auch das Ende aller Hoffnung auf eine Veränderung. Und wenn man betrachtet, was Voss und Dimitri und selbst Giordan und mir widerfahren ist...“ Sie schaute hoch. „Ich nehme an, es gibt immer Hoffnung auf Veränderung.“
„Es ist recht interessant darüber nachzudenken, was mit der Idee von Karma geschieht, wenn man unsterblich ist“, setzte Kritanu da auch noch nach. „Denn wenn wir glauben, dass wir einen endlosen Zyklus von unzähligen Leben zur Verfügung haben, um Ursache und Wirkung, Verwirklichung und Veränderung zu begreifen, dann... Nun, bei einem unsterblichen Wesen... Du wirst eine Ewigkeit Zeit haben, diese außergewöhnliche Situation zu betrachten und zu sehen, was mit deinem Bruder geschieht. Jetzt, da auch ihm die Chance gegeben wurde, sich zu ändern.“
Dimitri sagte zu Narcise, „und wer weiß ... vielleicht wird Cezar dir einmal helfen, auf irgendeine andere Art, irgendwann in der Zukunft.“
*
Später, als sie wieder allein in ihrem Schlafzimmer waren, kuschelte Narcise sich an die Wärme von Giordans goldenem Körper. Er streichelte ihr mit der Hand das Haar glatt, von ganz oben an ihrem Kopf, bis hinab, dorthin, wo die schwarze Fülle sich neben ihnen auf dem Bett wie zu einer Pfütze sammelte. Seine Berührung war vertraut und tröstlich, und sie schloss die Augen bei der Wonne, die sie dabei empfand, und fragte sich, ob sie ihm auch von der anderen Veränderung, die in ihr vorgegangen war, erzählen sollte. Ihr Körper schien wieder zu vollem Leben erblüht, und tat alles, was der Körper einer gewöhnlichen Frau tat.
„Möchtest du heute Abend ausgehen?“, fragte er. „Wir könnten schauen, ob uns etwas Aufregendes unterkommt.“
Narcise lachte leise. Sie hatte ihm erzählt, wie sie sich gefühlt hatte, als sie ihre Angreifer da abgewehrt hatte, nachdem sie aus dem Rubey’s verschwunden war. Ihr war es durch den Sinn gegangen, dass sie ihre große Kraft und ihre Fähigkeiten als Kriegerin dazu einsetzen könnte, derlei nicht nur zum Vergnügen und auch öfter zu tun. Sie wäre eine Art Beschützerin des Nachts auf den Straßen, bereit den Schwachen und Hilflosen bei jeder Gelegenheit beizustehen.
Es würde ihrem Leben einen Sinn geben. Und auch wenn sie nicht gewalttätig sein konnte nur um der Gewalt willen, oder um jemand anderem ein Leid zuzufügen, könnte sie ihre Kraft doch für die Schwächeren einsetzen – indem sie Frauen half, die, wie sie selber es auch erlebt hatte, überfallen wurden oder der Gewalt von anderen
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