Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
Bewusstlosigkeit ... und dann brachen auch die sich windenden, pulsierenden, schwarzen Venen zusammen.
Als Giordan sie wieder anschaute, sah er, dass sie verschwunden waren. An ihrer Stelle leuchteten jetzt pure, weiße Linien. Diesen Kampf hatten sie gewonnen.
EPILOG
„Ein Avatar “, sagte Kritanu in seinem präzisen, melodiösen Akzent. „Du musst kurzzeitig als eine Art von Avatar fungiert haben, Giordan, als du diese Kraft und Energie an Narcise weitergegeben hast. Das ist die einzige Erklärung, die ich dafür habe.“
Er war ein alter Mann, vielleicht siebzig oder achtzig, mit Haaren so schwarz wie die von Narcise. Er trug sie hinten an seinem Nacken zu einem glatten, langen Pferdeschwanz zusammengebunden. Seine Haut hatte die Farbe dunkler Tropenhölzer und war glatt, fast ohne Falten, und seine Augen waren hellwach und schwarz, wie Perlen von Gagat. Giordan war ihm zum ersten Mal vor ein paar Jahren begegnet, als er nach langer Abwesenheit nach England zurückkehrte, denn Kritanu war ein Freund von Dimitris Tante Iliana.
Giordan und Narcise saßen, zusammen mit allen anderen, mit Kritanu in Dimitris Arbeitszimmer, nachdem sie vor zwei Tagen endlich aus Paris zurückgekehrt waren. Sie hatten fast zwei Wochen darauf verwendet, Cezars Haushalt aufzulösen und Vorkehrungen für ihn zu treffen.
„Was ist ein Avatar ?“, fragte Narcise und rückte noch näher in den warmen, vertrauten Halbkreis von Giordans Arm. Er roch nach tröstlicher Ruhe und warmem Sonnenschein und Sinnlichkeit, und sie konnte es kaum erwarten, ihn in das Zimmer zu verschleppen, das sie sich hier teilten und – buchstäblich – bei ihm anzubeißen.
„Ich habe jede verdammte Religion erforscht und Schriften aus allen Zeitaltern, und doch ist es mir nicht gelungen, es zu begreifen. Ein Avatar ist ein Wesen himmlischen Ursprungs, der hier unten auf Erden in Erscheinung tritt“, sagte Dimitri. Man konnte die Ungläubigkeit in seiner Stimme fast greifen. „Ein Gott, der in menschlicher Form auf die Erde gekommen ist. Du meinst das nicht ernst. Giordan? Ein Avatar ?“
Kritanu lächelte, seine Augen mussten auch verschwörerisch lachen. „Ich will damit ganz und gar nicht sagen, dass Giordan in irgendeiner Weise ein menschgewordener Gott ist. Denn das wäre ganz und gar unmöglich. Aber, lediglich für einen kurzen Augenblick, hat er wie durch ein Wunder, als eine Art Tunnel für Narcise fungiert, und das Mokscha , das er erlangt hat, ließ es zu, dass eben jenes Fenster sich auch für Narcise öffnete. Sie musste bereit und willens sein, es aus freiem Willen heraus zu durchschreiten.“
„Selbstverständlich“, antwortete Dimitri hier, wobei seine Stimme immer noch skeptisch klang. „Wenn Giordan also bereits vor zehn Jahren diese Stufe der Erleuchtung erlangt hat, warum zum Teufel hat er sie nicht auch auf mich übertragen können, der ich schon so lange verzweifelt danach gesucht habe?“
Maia, die gerade in diesem Eigenblick mit einem Tablett in der Hand zur Tür hereingekommen war, sagte, „weil dich nicht die gleiche Seelenverwandtschaft mit Giordan verbindet wie Narcise. Außerdem wolltest du nicht nur von Luzifer frei sein – du wolltest auch wieder sterblich sein, Gavril. Du musstest wieder sterblich werden. Damit du mit mir zusammen sein kannst.“ Sie setzte das Tablett ab und warf ihm einen schelmischen Blick zu.
„Eine weise Frau mit Namen Wayren sagt hier immer sehr gerne, dass – wenn wir wirklich und wahrhaftig für etwas bereit sind – dann erhalten wir alles, was wir uns so sehr wünschen“, sagte Kritanu und nahm eine Teetasse, die aber keinen Henkel hatte, von Maia entgegen. Er schloss beide Hände um die Tasse und atmete den Duft ein – etwas Exotisches, wie Jasmin, dachte Narcise bei sich. „Jeder von uns hat seinen Weg, den er gehen muss. Ich behaupte auch nicht, dass ich alles davon verstünde.“
„Und Cezar ist also immer noch am Leben?“, sagte Maia, während sie sich neben Dimitri niederließ, womit sich Narcises Verdacht erhärtete, dass es bald noch eine Hochzeit im Hause Woodmore geben würde, nach Voss und Angelica. „Ihr habt ihn also am Leben gelassen?“
Narcise spürte, wie ein weicher, trauriger Schmerz sie beim Gedanken an Chas überkam, immer noch in Paris, wo er sich um die Einzelheiten der Vorkehrungen für Cezar kümmerte. Er hatte darauf bestanden zurückzubleiben ... vielleicht, weil er ihr neues Glück mit Giordan nicht mitansehen wollte. Er versäumte vielleicht
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