Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
aber zu der Zeit war sie viel zu dankbar gewesen, über die geretteten Leben.
Sie hatte auch erwartet, von Giordan selbst zu hören, oder ihn gar zu sehen ... aber drei Wochen waren vergangen, seit sie ihn verführt hatte, und sie hatte von niemandem gehört und niemanden gesehen. Auch nicht ihren Fechtlehrer oder Monsieur David. Aber es war natürlich Giordans Abwesenheit, die sie am meisten peinigte.
Und dass ihre rege Phantasie unterschiedliche Szenarien entwarf und Erklärungen fand – und nichts davon war im Mindesten angenehm. Die schlimmste ihrer Vorstellungen war, ihn mit einer anderen Frau – oder anderen Frauen – zusammen zu sehen, vielleicht ... in seiner Rolle als ausgelassener, aufregender Gastgeber, als den sie ihn kannte ... der alle möglichen Formen von Gastfreundschaft feilbot.
Oder vielleicht – jetzt da sie ihn verführt hatte, da sie tatsächlich zusammen gewesen waren – vielleicht war er jetzt schon auf neue Eroberungen aus. So war es unter Drakule. Das Herz gefror ihr bei dem Gedanken.
Hatte sie ihm vertraut, um dann nur beiseite gelegt zu werden?
Schließlich – nachdem weder David noch Cale drei Wochen lang nicht zu ihrer Zeichenstunde erschienen waren – begab sie sich auf die Suche nach Cezar, wobei ihr vage auffiel, dass alle Diener irgendwie anderweitig beschäftigt schienen. Sein privater Salon, wo er das Tablett mit den drei Spatzenfedern aufbewahrte, war leer, aber...
Sie war gerade zur Tür hereingetreten, trotz der abschreckenden Federn. Sie roch ihn. Giordan. Giordan war vor kurzem hier gewesen.
Ein erregender Schauder wärmte sie da unvermittelt, und das Herz schlug ihr höher vor Hoffnung. Sie hatte keinen Zweifel, gar keinen, dass Giordan einen Weg finden würde, sie aus den Klauen von Cezar zu befreien. Er war hier gewesen, vor kurzem, vor sehr kurzem. Heute irgendwann.
Und in dem Augenblick geschahen zwei Dinge: das Erste – und erst jetzt, viel später ging ihr die Bedeutung davon auf – war, dass das sonst immer anwesende Tablett mit den Federn fehlte, weit und breit. Das Zweite war, dass sie merkte, wie auf der anderen Seite des Salons die Tür zu Cezars Privatgemach, zu seinem Schlafzimmer leicht offenstand. Und von dort drinnen kamen Geräusche und Gerüche heraus ... schwere, erotische, starke Gerüche.
Selbst jetzt noch, in ihrem Kopf, in ihrer Erinnerung daran, schrie Narcise zu sich selbst: Geh da nicht hin...
Aber sie tat es doch. Ob sie nun begriff, was es war, ob es der Geruch war, der in der Luft hing, den ganzen Raum füllte, oder ob es irgendeinen anderen Grund gab, sie war gezwungen auf leisen Sohlen zu der Tür des Schlafzimmers zu laufen...
Verstohlen durch den Spalt zu blicken und hinein ... nein, nein, neeeeeeiiiin, tu es nicht ... aber sie tat es wieder ... sie schaute hinein...
Zuerst begreift sie gar nicht, was sie da sieht. Es ist der Duft sexueller Erregung ... schwer und satt ... von Lebensblut und Sinnlichkeit und Mann... Er nimmt sie gefangen, verursacht ihr dieses leise Ziehen in der Mitte ihrer Magengrube, das dann wie ein Speer nach unten sticht und Begierde weckt...
Das Schlafzimmer wird von dem hell brennenden Feuer ausreichend beleuchtet, das Cezar immer dort hat, und von mehreren Lampen, die mit goldenem Licht hell strahlen. Da ist ein riesiges Bett, die Vorhänge daran zu einer Seite weit aufgerissen. Ein großer Diwan und zwei Sessel stehen in einer Gruppe vor dem Feuer. Daneben ein Tisch, vollgestellt mit Gläsern und Flaschen, und selbst von hier kann sie sehen, dass drei von den vier Flaschen leer sind. Der Duft von Whisky und Blut vermengt sich drastisch mit Moschus und Virilität.
Da sind zwei Leute, nicht auf dem Bett, sondern auf dem Diwan, direkt vor dem lichterloh brennenden Feuer, genau gegenüber der Tür, hinter der sie steht. Da die Neigungen ihres Bruders für sie schon lange kein Geheimnis mehr sind, ist sie nicht überrascht, dort einen Mann bei ihm zu sehen.
Sie kann nicht genau erkennen, sie ist sich nicht einmal sicher, was sie treibt, hier zuzuschauen – vielleicht hat sich der Duft in ihrem Bewusstsein verhakt und sie wie an einer Angel hierher gezogen – aber der erste Blick auf eine bleiche, schlanke Hand, die sich in eine starke, glatte Schulter verkrallt, lässt ihr den Atem stocken.
Ein bernsteinfarbenes Licht liegt über seiner Haut, über den vertrauten Linien seiner Arme und Schultern, jetzt von Bisswunden entstellt, flackernde Schatten huschen darüber hinweg ... der goldene Schein
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