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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Leopold konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Die Frage kann ich, glaube ich, so zurückgeben. Ich vermute mal, auch du hast nicht die ausdrückliche Erlaubnis, hier alleine umherzustreifen.«
    Alisa lächelte zurück. »Nein, die habe ich nicht, auch wenn ich vermute, dass es Hindrik wieder einmal nicht entgangen ist, dass ich entwischt bin.«
    »Das kann ich mir denken. Du bist einfach noch nicht so weit! Mein Entkommen hat dagegen keiner bemerkt. Im Gegensatz zu dir bewege ich mich nicht nur völlig lautlos. Ich arbeite auch an einer neuen Technik, die Gefühle und Gedanken beeinflusst.«
    »Was soll das heißen: Ich sei einfach noch nicht so weit?« Ihre Stimme war gefährlich ruhig, doch Franz Leopold war sich sicher, dass er sie jeden Moment so weit haben würde, dass sie ihm ihre Wut ins Gesicht schleuderte. Ob sie ihn auch mit ihren Fäusten attackieren würde? Sie war kurz davor. Doch statt ihn anzuschreien oder gar zu schlagen, kicherte sie plötzlich.
    »Ah, ich verstehe. Deine neue Technik funktioniert ganz exzellent!«
    Franz Leopold fuhr herum. In der Tür, die auf Deck hinausführte, stand Matthias und kam nun auf seinen Herrn zu. Seine Miene war unbeweglich, doch Franz Leopold konnte seinen Unmut spüren. Er war für sein Wohl verantwortlich und musste vor dem Baron Rechenschaft ablegen, wenn ihm etwas zustieß. Doch das kümmerte Franz Leopold nicht. Das war alleine Matthias’ Problem.
    »Kommt mit zurück«, sagte der Servient barsch. »Ihr dürft Eure Kiste während der Reise nicht verlassen.«
    »Was erlaubst du dir!«, beschwerte sich Franz Leopold mürrisch, wagte aber nicht zu widersprechen. Er konnte es nicht riskieren, sich vor Alisa zu blamieren. Womöglich würde Matthias ihn einfach packen und nach unten schleppen.
    Alisa hob die Hand und winkte ihm lässig zu. »Also dann, viel Spaß in deiner Kiste. Ich werde noch ein wenig die laue Nacht genießen.«
    »Das glaube ich nicht«, gab Franz Leopold betont liebenswürdig zurück. »Sieh mal, wer da kommt.«
    »Hindrik!«, stöhnte Alisa, ohne sich umzudrehen. Die beiden Servienten nickten einander zu, und Hindrik forderte seinen Schützling auf, ihm zurück in die Frachträume zu folgen.
    »Dann sehen wir uns bald wieder«, sagte Alisa und hakte sich bei Hindrik unter.
    »Ich fürchte, das lässt sich nicht vermeiden«, antwortete Franz Leopold, doch seine Stimme klang nicht so abweisend wie seine Worte. Er sah den beiden nach, bis sich die Tür hinter ihnen schloss, dann erst folgte er Matthias aufreizend langsam nach unten.
     

DUNLUCE CASTLE
    Heute Nacht würden sie Dunluce Castle erreichen. Endlich! In Belfast waren ihre Kisten ausgeladen und dann von einem Küstensegler übernommen worden. Alisa dachte zu Beginn, es müssten Fischer sein, die den Weitertransport übernahmen, zumindest war das Erste, was ihr in die Nase stieg, der durchdringende Gestank nach Fischresten, doch dann nahm sie noch einen anderen Geruch wahr. Vampire! Fremde Vampire, die weder zu ihrer Familie gehörten noch zu den Wiener Dracas. Das konnten nur Boten des irischen Lycana-Clans sein! Familienangehörige von Ivy und Mervyn. Ob sie gar selbst mitgekommen waren, um sie abzuholen? Ungeduldig trommelte Alisa mit den Fingernägeln gegen den Deckel ihrer Kiste. Zu ihrer Überraschung hörte sie, wie die Eisenstifte herausgezogen wurden. Dann klappte der Deckel auf und sie sah in ein unbekanntes männliches Gesicht. Es war länglich und hager mit eingefallenen Wangen. Obwohl die faltige Haut wettergegerbt schien, war sie so weiß wie Alisas. Nur eine Narbe am Hals hob sich als rötlich gezackte Linie ein wenig ab. Sein Haar war lang und ebenso farblos wie seine Bartstoppeln. Er schien außergewöhnlich groß und streckte ihr nun einen seiner kräftigen Arme entgegen. Seine Hand schloss sich mit festem Griff um die ihre.
    »Willkommen an Bord der Cioclón«, sagte er mit rauer Stimme und zog sie mit einem Ruck hoch. Erst als Alisa die Planken unter den Sohlen spürte, ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. »Mein Name ist Murrough, was so viel wie ›Kämpfer des Meeres‹ bedeutet, und das war ich früher einmal. Auch wenn mich die Engländer abfällig einen Piraten nannten!« Er spuckte über die Reling.
    Alisa sah sich um. Das einer Schnigge oder Kuff ähnliche Schiff hatte eineinhalb Masten mit einem Gaffelsegel und zwei Vorsegeln. Der Rumpf der Cioclón war breit und platt und wurde von zwei Schwertern zu beiden Seiten stabilisiert.
    »Ich habe

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