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Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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konzentrieren.« Wie leicht er in ihre Gedanken eindringen konnte, und wie schwer es ihr fiel, ihren Geist vor ihm zu verschließen.
    Ja, es fällt dir genauso schwer, deine Gedanken für dich zu behalten  wie deine Worte. Immer musst du dich einmischen und deine Kommentare zu allem geben. So bist du nun mal.
    »Macht euch bereit. Ich werde nun langsam meine Gedanken zurückziehen«, rief Catriona.
    Alisa starrte das Schaf an, das mitten im Kauen innehielt und zurückstarrte. Sie suchte nach seinem Geist, fand aber nur vage Gefühle.
    »Es ist alles gut. Du musst keine Angst vor uns haben«, sagte Alisa mit tiefer, beschwörender Stimme und hielt den Blick des Tieres fest. Sie fühlte die zunehmende Unruhe und den Widerstreit im Innern des Tieres, dessen Instinkt ihm sagte, dass hier gar nichts in Ordnung sei! Aber immerhin hatte es sich noch nicht der Flucht einiger anderer Tiere angeschlossen, die bereits wieder im Begriff waren, über den Hügel zu verschwinden.
    Ah, du machst das besser als erwartet. Zwei verwandte Seelen, die aufeinandertreffen?
    Eine Welle des Zorns schlug über Alisa zusammen und die Verbindung zum Geist des Schafes zerriss. Das Tier wirbelte herum und rannte panisch blökend davon.
    »Danke vielmals!«, schimpfte Alisa.
    Da inzwischen die meisten Schafe davongelaufen waren, holte Catriona die ganze Herde wieder zurück. Nur Mervyn war es gelungen, das Tier nicht nur an der Flucht zu hindern, sondern es dazu zu bringen, ihm wie ein gehorsamer Hund nachzulaufen. Das überraschte niemanden. Schließlich war er ein Lycana und in Irland aufgewachsen. Was dagegen nicht nur Alisa verwunderte, war, dass die beiden Pyras nun die schnellsten Fortschritte machten. Joanne lachte, als das Schaf ihre Hände leckte.
    »Lass mich auch mal«, verlangte Tammo - und schlug das Tier in die Flucht. Fernand kicherte und kraulte seine Ratte am Bauch, die er noch immer überallhin mitschleppte und die meist keck auf seiner Schulter thronte, wo sie auch vor Maurizios Kater in Sicherheit war.
    Die Misserfolge der Dracas waren vermutlich in ihrem mangelnden Interesse zu suchen, während die Nosferas einfach kein Händchen im Umgang mit Tieren zu haben schienen. Nicht nur Luciano versuchte vergeblich, sein Schaf an der Flucht zu hindern. Auch Chiara hatte keinen Erfolg. Maurizio schaffte es nach einigen Anläufen, neben sein Schaf zu treten, dann jedoch wurde er von seiner Gier übermannt und biss dem Tier in den Hals. Es schlug mit überraschender Kraft aus, entwand sich seinem Griff und jagte davon.
    Alisa wandte ihre Aufmerksamkeit Franz Leopold zu, der mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen schien wie sie selbst.
    »Für euch Dracas müsste es doch eigentlich ein Leichtes sein. Wenn es euch gelingt, in den Geist von Menschen und Vampiren einzudringen und ihre Gedanken zu lesen.«
    »Das kann man nicht vergleichen«, sagte Catriona, die lautlos hinter sie getreten war. »Gedanken von Menschen und Vampiren gleichen einander. Es sind nur die gewohnten Muster, in die man sich einfügen muss. Der Geist von Tieren ist anders.«
    »Du willst also behaupten, es sei schwieriger, sich in dieses blöde Schaf hineinzuversetzen als in einen Menschen oder Vampir?«, schnaubte Franz Leopold.
    »Für einen hoch entwickelten Geist, der nicht bereit ist, das Schlichte zuzulassen und sich auf seine Stufe des Denkens und Fühlens hinabzubegeben, sogar unmöglich!«
    Franz Leopold kniff die Augen zusammen. »Dann gib uns doch etwas Anspruchsvolleres.«
    »So etwas vielleicht?«, fragte Catriona und streckte den Arm aus. Am Ende der Wiese erhob sich ein Adler von seinem Schlafplatz in einem alten Baum und segelte auf die Servientin zu. Seine Klauen schlossen sich um ihren Arm. Er klappte die Flügel ein und sah sie aufmerksam an, so als erwarte er ihre Befehle.
    »Ja, das ist schon eher mein Geschmack.« Im Blick des Wieners schimmerte Begehrlichkeit.
    »Dann rufe ihn zu dir. Wenn dir das gelingt, darfst du das Schaf getrost vergessen.«
    Alisa und Luciano warteten gespannt. Alisa konnte spüren, wie er sich konzentrierte. Ohne zu zwinkern, starrte er den Greif an. Dieser drehte zwar den Kopf und erwiderte den Blick, machte aber keine Anstalten, seinen Platz auf Catrionas Arm zu verlassen.
    »Er will sich mir nicht öffnen«, keuchte Franz Leopold. »Weil du es verhinderst!«
    Catriona schüttelte den Kopf. »Der Adler ist ein Wesen hoher Intelligenz und er erkennt meine stärkeren Kräfte. Daher entscheidet er, bei mir zu

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