Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lycana

Lycana

Titel: Lycana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
bleiben. Ich kann ihm nun alles befehlen, was seine Natur ihm erlaubt. Ich könnte ihm sagen, er solle mir die Ratte von Fernands Schulter bringen.«
    »Nein!«, rief Fernand, packte seine empört aufquiekende Ratte und stopfte sie in seinen Kittel.
    »Oder eines der Kaninchen, die sich dort hinten tummeln.« Sie hatte das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, da erhob sich der Adler von ihrem Arm, breitete die Schwingen aus und schoss davon. Nur wenige Augenblicke später kehrte er zurück, ein junges Kaninchen in den Klauen. Ohne Murren ließ sich der Greifvogel seine Beute nehmen.
    Mit hungrigem Blick trat Maurizio näher. »Ich werde mir auch so einen Adler abrichten.«
    »Um dich mit Blut zu versorgen?« Catrionas Miene war streng. »Es gibt größere und wichtigere Aufgaben, bei denen sie uns dienlich sein können. Wir verwenden Greife, um Nachrichten zu übermitteln. Aber wenn dein größtes Begehr in diesem Moment Blut ist. Bitte.« Sie reichte ihm das noch warme Kaninchen. Maurizio starrte sie überrascht an, doch dann grinste er und biss in das Fellbündel.
    Catrionas Aufmerksamkeit kehrte zu Franz Leopold zurück. »Nun? Wie sieht es aus? Kann ich den Adler entlassen?«
    »Ja«, knurrte er unwillig. Dann stapfte er los, um das entlaufene Schaf zu suchen.
    Catriona rief eine kleine Gruppe Schafe her, die sich von der Hauptherde getrennt hatten, und gab ihnen ein neues Tier. Alisa hatte es gerade geschafft, dem Schaf die Hand auf den Kopf zu legen, als Luciano einen Laut des Erstaunens ausstieß. Alisa blickte hoch.
    »Das gibt es doch gar nicht.« Alisa glaubte, so etwas wie Neid in seiner Stimme zu hören. Franz Leopold schritt über die Hügelkuppe auf sie zu, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und sah sehr mit sich zufrieden aus. Hinter ihm trabten die beiden Schafe, Mutter und Kind, eifrig darauf bedacht, dicht an seinen Fersen zu bleiben. Als er bei Alisa und Luciano anlangte, streckte er die Hand aus und die beiden legten sich zu seinen Füßen.
    »Sie gehören euch«, sagte er gönnerhaft. »Aber verschreckt sie nicht gleich wieder.«
    »Wie hast du das gemacht?«, wollte Alisa wissen.
    »Ach weißt du, es ist gar nicht mal so schwer, wenn man bereit ist, sich in die Niederungen des Geistes dieser Wesen hinabzubegeben. Ich meine natürlich für jemanden wie mich«, fügte er mit einem Seitenblick auf Luciano hinzu, »der entsprechend weit über all diesen Tieren steht. Ihr anderen müsst halt zusehen, wie ihr zurechtkommt.«
    Luciano ballte schon wieder zornig die Fäuste, doch Alisa sah ihn mit kaltem Blick an. »Plustere dich nicht so auf. Das ist langsam nur noch lächerlich.«
    Franz Leopold legte die Hand an die Brust und verneigte sich spöttisch. »Nun gut, dann zeig, was du kannst.«
    Alisa gelang es nicht so gut wie Franz Leopold, dennoch hatte sie wie viele der anderen jungen Vampire in dieser Nacht einiges gelernt, bis Catriona die verwirrten Schafe endgültig entließ und sich mit ihren Schützlingen auf den Rückweg machte. Luciano, der neben Alisa herging, schwieg verstimmt.
    In Rom waren die Mitglieder seiner Familie stets im Vorteil gewesen, da sie über Generationen gelernt hatten, eine Art Resistenz gegen die Macht der Kirche aufzubauen - auch wenn diese bei Luciano schwächer entwickelt war als bei Chiara und seinem Cousin. Nun jedoch schien es sich abzuzeichnen, dass ihm und  den anderen seines Clans ein schweres Jahr bevorstand. Alisa liebte Herausforderungen und hatte Spaß daran, sich anzustrengen, bis der Erfolg ihr recht gab. Dieser Ehrgeiz war Luciano fremd. Sie hörte ihn leise seufzen und wusste nicht, was sie ihm zum Trost sagen konnte.
    Franz Leopold, der vor ihr gelaufen war, blieb plötzlich stehen. »Sie ist zurück«, hauchte er. Wie erstarrt stand er am Ausgang des Weges und sah zum Tor der Vorburg hinüber, aus dem nun zwei Gestalten traten: ein weißer Wolf und eine zierliche Vampirin mit langem silbernem Haar, in dem der Nachtwind spielte. Gemessenen Schrittes kamen die beiden auf sie zu.
     

IVYS UND SEYMOURS RÜCKKEHR
    Ivy blieb vor Franz Leopold, Alisa und Luciano stehen. Sie spürte das Aufblitzen in Franz Leopolds Geist und sah für einen Moment, wie er sie in seine Arme zog, doch dann war das Bild bereits verweht, und er starrte sie nur mit unbeweglicher Miene an.
    Luciano legte ihr den Arm um die Schulter, zuckte dann aber zurück und senkte verlegen den Blick. »Ivy, welch eine Freude, dich zu sehen.«
    Nur Alisa strahlte sie offen an und umarmte

Weitere Kostenlose Bücher