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Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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ihm nicht, aber die Hitze war erdrückend, und seine Beine hatten kaum Platz. Er rieb sich die Augen und legte Lydia Strongs Rachedurst auf seinen Oberschenkeln ab. Das Cover war zerdrückt und eingerissen, und einzelne Seiten lösten sich, weil er das Buch unzählige Male gelesen hatte. Während der letzten Stunde hatte er auf eine einzige Seite gestarrt.
    Für viele Killer, darunter auch Jed McIntyre, war das Stalking des Opfers der halbe Spaß. Ihm hingegen bereitete es absolut kein Vergnügen. Er langweilte sich. Seit drei Stunden saß er nun im Barrio vor Maria Lopez’ kleinem, baufälligem Apartmentblock im Auto, und so langsam verlor er die Geduld. Er betrachtete die heilige Plastikmadonna mit Jesuskind, die ihm seine Frau vor vielen Jahren aufs Armaturenbrett geklebt hatte.
    »Lieber Gott«, sagte er, »wie lange soll ich mich sorgen in meiner Seele und mich ängstigen in meinem Herzen täglich? Wie lange soll sich mein Feind über mich erheben?«
    Er stellte den Motor aus und war dankbar für die Stille. Einen Augenblick später, als wäre sein Gebet erhört worden, sah er den Mann, den Maria, diese Hure, mitgenommen hatte, in einen schwarzen Pick-up steigen und davonrasen.
    Er wartete ein paar Minuten und fühlte das Adrenalin durch seine Adern strömen. Dann zog er Chirurgenhandschuhe und eine Skimaske über. Aus einer Plastiktüte unter dem Beifahrersitz holte er einen mit Chloroform getränkten Waschlappen. Er klopfte noch einmal seine Taschen ab, um sich zu vergewissern, dass er das Skalpell und den Dietrich zum Öffnen der Haustür dabeihatte.
    Doch als er sich dem Eingang näherte, sah er, dass die Tür offen stand. Er brauchte also kein Werkzeug. Er stieg in den ersten Stock hinauf und klopfte vorsichtig an ihre Tür. Bestimmt hielt sie ihn für den Mann, der eben gegangen war.
    Er trat beiseite.
    »Hast du was vergessen?«, rief sie und riss die Tür auf. Er packte sie am Hals und hob sie mit einer Hand fast in die Luft, während er ihr mit der anderen den Chloroformlappen auf Mund und Nase drückte, noch bevor sie schreien konnte. Als ihr Körper erschlaffte, ließ er sie los. Aber er hatte nicht lang genug gewartet – ihre Lider flatterten, sie schlug die Augen wieder auf und fing an zu kreischen und zu strampeln. Er stieß sie durch den pseudojapanischen Paravent, der das Bett vom Rest des Einzimmerapartments trennte, aber sie rappelte sich auf und entwischte ihm wie eine kleine, flinke Maus, das blanke Entsetzen im Gesicht.

ZWÖLF
    M aria Lopez hatte um ihr Leben gekämpft und sich mit jeder Faser ihres Körpers zur Wehr gesetzt, das war deutlich zu sehen. Nur ihre Leiche fehlte.
    Die weiß-blau karierten Vorhänge lagen samt Vorhangstange auf dem Boden. Ein Tischchen war umgestürzt, daneben lag eine weiße zertrümmerte Keramiklampe. Der japanisch anmutende Paravent sah aus, als wäre jemand hindurchgeworfen worden, denn in der Mitte klaffte ein riesiges Loch. Die karierten, zum Vorhangstoff passenden Laken und die Matratze waren blutdurchtränkt.
    Hier ist es passiert, dachte Chief Morrow und berührte mit einem behandschuhten Finger die Blutlache. Ein spitzer Gegenstand musste die Hauptschlagader des Opfers am Hals oder in der Leiste getroffen haben – mehr konnte er nicht sagen. Er sah, wie ein gesichtsloser Killer sich über eine Frau beugte, ihr sein Knie auf die Brust drückte. Die Angst des Opfers war in dem kleinen, verwüsteten Zimmer immer noch spürbar.
    Er ging in die Hocke, hob die Laken an und leuchtete mit seiner Taschenlampe unter das Bett in der Hoffnung, dass beim Kampf irgendetwas zu Boden gefallen war. Er fand ein kleines Holzkreuz. Der einsame Nagel in der Wand und der kreuzförmige Umriss auf der Tapete verrieten ihm, wo das Kruzifix gehangen hatte.
    »Verdammt.«
    Er fragte sich, wie lange die Nachbarn sich das Geschrei und Gepolter angehört hatten, bevor sie die Polizei gerufen hatten. Wie der Mörder die Leiche unbemerkt hatte hinausschaffen können. Die Frau konnte unmöglich noch am Leben sein. Sie hatte zu viel Blut verloren.
    Ein uniformierter Polizist kam herein.
    »Hat irgendjemand etwas beobachtet?«, fragte Chief Morrow, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Nein. Angeblich hat niemand etwas bemerkt. Es haben aber nicht alle Nachbarn aufgemacht.«
    »Das war klar. Ich werde morgen einen Detective losschicken. Nein, warten Sie. Rufen Sie Keane an, er soll sofort herkommen.«
    Morrow schlug mit einer fleischigen, schwieligen Faust gegen die Wand.
    »Du

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