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Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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die misshandelt worden und in Todesangst und unter unsäglichen Schmerzen gestorben waren, für sie kaum zu ertragen.
    Lydia beschäftigte das Schicksal von Christine und Harold und besonders das von Shawna. Sie verspürte das heftige Verlangen, sich dieser verlorenen Seelen anzunehmen, sie zu beschützen und zu verstehen. Aber in den Überresten eines einsamen Lebens herumzustochern war eine heikle Angelegenheit. Die einzelnen Schichten wollten sanft und behutsam abgetragen werden wie die Haut einer Zwiebel, um schließlich den Charakter eines Menschen freizulegen. So eine Aufgabe konnte man unmöglich einem Stümper wie Morrow anvertrauen.
    Ob die Polizei die Verbindung zwischen den Fällen sah? Erkannte sie als Einzige den dunklen Schatten, der über den scheinbar unzusammenhängenden Vorfällen hing? Sie hatte Jeffrey nicht überzeugen können, aber davon ließ sie sich nicht beirren. Lydia glaubte an sich selbst. Sie brauchte lediglich noch ein paar Informationen über die Opfer – was sie gemeinsam hatten, wo sich ihre Pfade gekreuzt hatten, welche Erfahrungen sie teilten. Denn Lydia war überzeugt, dass sie am Schnittpunkt den geisteskranken Täter finden würde.
    Falls Morrow die Zusammenarbeit verweigerte, musste sie sich überlegen, wie sie am besten an die benötigten legalen und illegalen Informationen herankam. Die besten Chancen hatte sie vermutlich, wenn sie Shawnas Freund zu einem Gespräch überreden konnte.
    Jeffrey beobachtete sie von oben auf der Galerie und lächelte still in sich hinein. Er konnte sie buchstäblich denken hören. Lydia saß im Schneidersitz auf dem Sofa und starrte aus dem Fenster, während sie auf ihrem Daumennagel herumkaute. Sie trug schwarze Leggings und ein rosa T-Shirt. Mit den nassen Haaren und dem ungeschminkten Gesicht sah sie wie ein Teenager aus.
    »Was heckst du aus, Lydia?«, fragte er.
    Lydia blieb cool. Sie hob den Kopf und sah ihn verschmitzt an.
    »Ich frage mich, was du mir wohl zum Frühstück servierst.«
    »Weißt du«, sagte er nüchtern, »du hast, seit ich dich kenne, kein einziges Mal für mich gekocht.«
    »Das ist gelogen«, empörte Lydia sich lachend, »als du angeschossen wurdest, habe ich dir jeden Abend etwas zu essen gemacht!«
    »Du hast etwas bestellt «, korrigierte Jeffrey sie lächelnd und stieg die Wendeltreppe hinunter.
    »Ist doch egal.«
    »Gibt es in diesem Haushalt noch etwas anderes als Zigaretten und Kaffeepulver?«
    »Eier und Weißbrot. Vielleicht sogar Milch.«
    »Super«, murmelte er und verschwand in der Küche.
    Lydia zog ihre Turnschuhe an und ging zum Briefkasten, um die Zeitung zu holen. Die Luft war kalt und frisch, der Himmel blau und klar. Nichts liebte sie an New Mexico mehr. Man befand sich hier oben fast viertausend Meter über dem Meeresspiegel, man lebte praktisch im Himmel. Sie atmete die saubere Luft ein und beschloss, später joggen zu gehen. Aber nicht an der Kirche vorbei.
    Sie war fast schon wieder am Haus, als ihr Blick auf die Schlagzeile fiel.
    Blutbad im Barrio
    Vermisste Frau vermutlich tot
    Lydia stieß die Haustür auf. Jeffrey stand am Herd und briet Rühreier.
    »Sieh dir das an«, sagte sie atemlos und warf die Zeitung auf den Tisch.
    Jeffrey schaltete den Herd aus, zog seine Lesebrille aus der Hemdtasche und überflog den Artikel. Da jetzt schon von dem Verbrechen vom Vorabend berichtet wurde, die Polizei aber jeden Kommentar verweigerte, musste jemand geplaudert haben. Einer der Ermittler musste einen Kontaktmann in der Redaktion haben. Äußerst ungünstig für die Jagd auf einen Serienmörder – falls es sich um einen Serientäter handelte, wovon Jeffrey noch nicht überzeugt war. Trotz der schrillen Überschrift konnte der Artikel mit nur wenigen Fakten aufwarten. Ein anonymer Anrufer hatte die Polizei spätnachts zur Wohnung des Opfers geführt. Die Tür hatte offen gestanden, die Blutspuren und die Verwüstung waren weithin sichtbar gewesen. Die Vermisste arbeitete als Kellnerin in einem Restaurant in Angel Fire. Sie war wegen Prostitution vorbestraft. Ihren Namen und ihr Foto wollte die Zeitung nicht veröffentlichen, solange man die Angehörigen nicht gefunden und informiert hatte.
    »Glaubst du, der Fall hängt mit den anderen zusammen?«, fragte Jeffrey und bemühte sich, möglichst unvoreingenommen zu klingen.
    »Könnte sein«, sagte Lydia.
    »Warum?«
    »Weil mittlerweile vier Menschen verschwunden sind. Das ist für eine Stadt von dieser Größe nicht normal. Außerdem hat ein Kampf

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