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Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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sie nicht zugeben wollte, so bedürftig zu sein. Oder hoffte er das nur?
    »Jeffrey, glaub mir einfach.«
    »Ich glaube dir!«
    Als sie die Einfahrt zu Lydias Haus erreichten, hatte sich die bedrohliche Wolkendecke wieder aufgelöst, und durch die Baumkronen war der klare Sternenhimmel zu sehen. An der Garage schalteten sich die bernsteinfarbenen Außenleuchten ein.
    »Bewegungsmelder. Gute Idee. Das erhöht die Sicherheit«, sagte er, als Lydia das Garagentor per Fernbedienung öffnete. »Du wirst auf deine alten Tage noch vernünftig.«
    »Ehrlich gesagt ist es einfach nur bequemer so, du Sicherheitsfanatiker«, sagte sie, gab ihm einen Klaps auf den Oberschenkel und fügte hinzu: »Ich musste alles neu einstellen, weil die Lampen bei jedem Eichhörnchen, das über die Einfahrt gerannt ist, angesprungen sind.«
    »Hast du die Alarmanlage einbauen lassen, die ich dir empfohlen habe?«
    »Ja«, sagte sie und tippte die Zahlenkombination neben der Tür ein, die in den Keller des Hauses führte.
    »Beeindruckend. Dann setzt der Fanclub dir langsam zu?«
    »Ach komm, so schlimm ist er nicht«, lachte Lydia, nahm ihm seine Tasche ab und trug sie ins Gästezimmer hoch.
    Lydias erstes Buch hieß Rachedurst und handelte von Jed McIntyre und seinen dreizehn Opfern, darunter auch Lydias Mutter. Sie hatte McIntyres Biografie recherchiert, seine Motive und die Tathergänge rekonstruiert. Die Arbeit an dem Buch hatte Lydia geholfen, ihr eigenes Gefühlschaos unter Kontrolle zu bekommen. Sie hatte verstanden, wie er zu einem Monster geworden war. Dennoch verursachte ihr allein der Klang seines Namens Übelkeit.
    In ihrem Buch ging es um Jed McIntyre und seine Verbrechen, aber die heimliche Hauptfigur war Jeffrey. Lydia hatte die Hinterbliebenen der Opfer befragt, unter anderem McIntyres Psychiater und Jeffreys Exkollegen Roger Dooley … sie hatte mit jedem gesprochen, der dazu bereit war. Jeffrey hatte ihr seine Notizen, die Verhörprotokolle und die Prozessakten zur Verfügung gestellt.
    Die spannende, detailreiche Nacherzählung las sich wie ein Krimi. Das Buch schaffte den Sprung an die Spitze der Bestsellerlisten, und Lydia, die unbekannte Redakteurin von der Washington Post , fand sich im Rampenlicht wieder. Ein fragwürdiger Fanclub wurde ins Leben gerufen: Psychopathen, verbitterte Verbrechensopfer und Kriminelle aller Art bombardierten sie mit Post. Lydia war gezwungen, sich regelmäßig eine neue Mailadresse und Telefonnummer zuzulegen, weil ihre »Fans« sie immer wieder aufspürten. Obwohl sie nie ernstlich in Gefahr gewesen war, war es in Jeffreys Augen nur eine Frage der Zeit, bis der erste irre Stalker vor ihrer Tür stand. Er hatte Lydia geraten, das abgelegene Haus in Santa Fe besonders zu sichern, war aber bislang davon ausgegangen, dass sie seinen Rat ignoriert hatte.
    In der Wüste fiel die Temperatur am Abend stark ab. Lydia ging ins Wohnzimmer hinunter und fachte ein Kaminfeuer an. Jeffrey öffnete eine Flasche Chardonnay, einen Clos Pegase, den er in der Küche gefunden hatte. Sie streckten sich auf dicken, weichen Daunenkissen bäuchlings vor dem Feuer aus.
    »Was macht deine Schulter?«, fragte sie.
    »So gut wie neu«, log er. Er sprach nur ungern über seine Beschwerden, weil er nicht schwach und verletzlich wirken wollte – schon gar nicht auf Lydia. Sie sollte glauben, dass er immer für sie da war.
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Er setzte sich auf und starrte ins Feuer. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen, wenn er log. Sie hätte ihn sofort durchschaut.
    »Ich habe nichts anderes erwartet«, sagte sie.
    Er lächelte.
    »Na ja, manchmal ist sie noch ein bisschen steif.«
    Lydia setzte sich hinter ihn und massierte sanft seine Schulter.
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du von dem Fall hältst.«
    »Ich weiß nicht. Die Beweise scheinen recht dünn zu sein. Aber ich glaube dir, das weißt du. Wir werden der Sache auf den Grund gehen.«
    »Gut.«
    Sie nahm es ihm nicht übel. Für einen so bodenständigen, vernünftigen Menschen wie ihn mussten ihre Vermutungen aberwitzig klingen. Er brauchte Beweise, um überzeugt zu sein. Und manchmal war die Wahrheit so flüchtig wie ein Duft, den der Wind davontrug.
    Sie rieb seine Schulter mit der flachen Hand, bis der verhärtete Muskel sich entspannte und weicher wurde.
    Jeffrey spürte ihre Körperwärme an seinem Rücken. Er riss sich zusammen. Am liebsten hätte er sie ins Schlafzimmer hinaufgetragen und sie bis zum Sonnenaufgang geliebt, aber

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