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Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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von Kummer niedergestreckt und jammerte so laut, dass Gott sie hörte und seinen verlorenen Engel wiedererkannte.
    Er erschien meiner Mutter und dem Zauberer als gleißend helles Licht und schickte den Zauberer direkt in die Hölle. Dann sprach er zu meiner Mutter:
    ›Weine nicht, mein kleiner Engel, denn ich bin gekommen, um dich und Manuel nach Hause zu holen.‹
    Da sah sie, wie Manuels Seele aus seinem Körper in das Licht hinaufstieg, und im gleichen Moment war sie an seiner Seite. Sie gingen zu Gott.
    ›Aber was ist mit unserem Kind?‹, fragten sie.
    ›Bevor er sich euch anschließen kann, muss er sein eigenes Leben leben. Er hat auf Erden noch viel zu tun. Eines Tages werdet ihr wieder vereint sein.‹
    Und Gottes gleißendes Licht blendete mich.«
    Lydia sagte nichts. Wie naiv und vertrauensvoll musste man sein, um an so ein Märchen zu glauben? In was für einer magischen Welt lebte Juno?
    »Und Sie haben die ganze Zeit an diese Geschichte geglaubt?«
    »Ja, bis gerade eben. Wahrscheinlich halten Sie mich für einen Idioten. Jemand wie Sie, der immer auf der Suche nach der Wahrheit ist … Ich habe mich mein ganzes Leben in dieser kleinen Kirche vor der Wahrheit versteckt. Die Welt ist ganz anders, als ich dachte. Ich habe es immer geahnt, aber ich wollte es nicht wahrhaben.«
    »Mein Gott, wozu auch? Diese Welt kann manchmal einfach furchtbar sein. Ist doch schön, dass Sie so viele Jahre in Frieden und Abgeschiedenheit gelebt haben. Sie hatten etwas, das es heute nicht mehr gibt. Den reinen Glauben.«
    »Mein Glaube war blind. Wenn sich alles, an das man geglaubt hat, als Lüge herausstellt, ist man kein Heiliger, sondern ein Narr.«
    Lydia wunderte sich über diese Verwandlung. Die engelsgleiche Demut hatte er abgelegt, und neben ihr saß ein ganz normaler Mann. Wütend, verwirrt und bekümmert hielt er ihre Hand. Er hatte seinen inneren Frieden verloren, was sie sehr traurig machte.
    »Dass Ihr Onkel Ihnen eine erfundene Geschichte erzählt hat, um Sie zu beschützen, heißt noch lange nicht, dass er Sie angelogen hat. Nicht jeder, der glaubt, ist ein Narr. Man kann an Gott glauben oder an das Gute im Menschen. Sie haben keinen Grund, jetzt alles hinzuwerfen.«
    »Was ist mit Ihnen, Lydia? Woran glauben Sie?«
    Lydia dachte nach und suchte nach einer Antwort, die sie beide zufriedenstellte, aber sie fand keine. Sie wollte nicht aussprechen, was ihr in diesem Moment klargeworden war: dass sie sich voll und ganz auf Junos Glauben verlassen hatte. Sie hatte sich eingebildet, er könne den Schmerz heilen, den sie seit dem Tod ihrer Mutter empfand. Die Wahrheit, die er für sie bereithielt, sollte sie befreien. Deshalb hatte sie sich so zu ihm hingezogen gefühlt.
    »Wenn man die Wahrheit kennt«, sagte Juno, »braucht man keinen Glauben.«
    »Wenn man die Wahrheit kennt, braucht man ihn umso mehr. Denn was gibt es Schöneres als daran zu glauben, dass es etwas Größeres gibt als das, was wir kennen. Was ist mit den Menschen, die überzeugt sind, von Ihnen geheilt worden zu sein?«
    »Ich habe niemanden geheilt. Die Leute belügen sich selbst. Und irgendwann habe ich es auch geglaubt. Sie alle waren Suchende, genau wie Sie. Sie waren auf der Suche nach etwas Größerem, nach etwas, das sie über die Ungerechtigkeiten des Lebens hinwegtrösten sollte. Sie alle wollten an ein Märchen glauben, so wie ich.«
    »Aber ich habe Sie in meinem Traum gesehen«, sagte Lydia.
    »Dafür habe ich keine Erklärung.«
    »Und genau dort kommt der Glaube ins Spiel. Es gibt Dinge, die niemand erklären und niemand verstehen kann.«
    Juno verstummte. Er versuchte immer noch, die plötzliche Veränderung zu begreifen. Sicher fragte er sich, wer er in Zukunft sein würde, da nun alles, was ihn ausgemacht hatte, hinfortgerissen worden war.
    »Sie kennen die Wahrheit über meine Eltern?«
    »Ja. Wollen Sie sie wirklich hören?«
    »Ja.«
    So behutsam wie möglich schilderte sie Juno das Schicksal von Serena und Manuel Alonzo. Sie erzählte ihm die ganze Wahrheit, die sie aus den archivierten Zeitungsartikeln erfahren hatte. Er hatte ein Anrecht darauf.
    »Ihre Eltern waren arm und lebten im Barrio hier in Santa Fe. Ihr Vater war Bauarbeiter, Ihre Mutter hat als Krankenschwester im Krankenhaus von Santa Fe gearbeitet. Die beiden haben jung geheiratet, aber ihre Ehe war von Gewalt geprägt. Ihr Vater hat Ihre Mutter geschlagen.
    Als sie von der Schwangerschaft erfuhr, fürchtete sie um Ihr Leben. Sie hatte Angst, Sie könnten

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