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LYING GAME Und raus bist du

LYING GAME Und raus bist du

Titel: LYING GAME Und raus bist du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shepard Sara
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»Schick Sutton eine Nachricht« an. Als das Fenster sich geöffnet hatte, tippte sie: Das klingt jetzt verrückt, aber ich glaube, wir sind verwandt. Wir sehen beide genau gleich aus und haben am selben Tag Geburtstag. Ich lebe in Nevada, nicht weit weg von dir. Bist du zufällig adoptiert? Schreib mir oder ruf mich an, falls du reden willst.
    »Nachricht gesendet!«, verkündete der Bildschirm. Emma ließ ihren Blick durch das stille Zimmer wandern, der kleine Ventilator auf dem Schreibtisch blies ihr warme Luft ins Gesicht. Nach dem möglicherweise lebensverändernden Schritt, den sie gerade gemacht hatte, hätte sich die Welt eigentlich auf wundersame und drastische Weise verändern müssen – es hätte sie nicht überrascht, wenn plötzlich ein Zwerg durchs offene Fenster getanzt wäre oder Clarice’ kitschige Terrakottafiguren zum Leben erwacht wären und eine Polonaise aufgeführt hätten. Aber sie sah nur den langen Riss in der Decke und den M-förmigen Fleck auf dem Teppich beim Schrank.
    Die kleine Uhr in der Ecke des Bildschirms sprang von 22.12 auf 22.13. Sie lud ihre Facebook-Seite neu. Sie spähte durch einen Schlitz in den staubigen Jalousien in den Nachthimmel und fand ihre Sternfamilie. Ihr Magen hob sich. Was hatte sie gerade getan? Emma griff nach ihrem Handy und wählte Alex’ Nummer, doch die nahm nicht ab. »Bist du da?«, simste sie ihr, bekam aber keine Antwort.
    Nur noch wenige Autos fuhren flüsternd auf dem Hig hway vorbei. Emma seufzte tief und dachte an ihre Zukunft. Vielleicht konnte sie wirklich nach Henderson zurückkehren, in Alex’ Gästezimmer ziehen und Alex’ Mom Miete zahlen. Sie würde einen Vollzeitjob in dem nonstop geöffneten Supermarkt bei Alex’ Haus annehmen – und irgendwie auch die Highschool beenden. Vielleicht konnte sie am Wochenende sogar ein Praktikum bei der Lokalzeitung machen …
    Bzzzzz.
    Emma riss die Augen auf. Draußen stand der Mond jetzt hoch am Himmel. Die Uhr auf ihrem Nachttisch zeigte 0.56 an. Sie war eingenickt.
    Ihr Handy blinkte. Sie starrte es lange an, als habe sie Angst, es könne aufspringen und sie beißen. Auf dem Display war ein Briefumschlag zu sehen. Emmas Herz schlug schneller und schneller. Zitternd klickte sie »Öffnen«.
    Sie musste die Facebook-Nachricht viermal lesen, bevor sie begriff, was da stand.
    OMG . Ich glaub’s nicht. Ja, ich bin wirklich adoptiert, aber ich habe bisher nichts von deiner Existenz gewusst. Können wir uns morgen Abend um 6 beim Wanderpfad im Sabino Canyon in Tucson treffen? Meine Handynummer ist angehängt. Sag niemandem, wer du bist, bis wir gesprochen haben – es ist gefährlich! Bis bald!
    LG Sutton (dein Zwilling)
    Es gab nur ein Problem: Die Nachricht hatte nicht ich geschrieben.

4 – (K)ein Wiedersehen
    Am Spätnachmittag des folgenden Tages stolperte Emma aus dem Greyhound-Bus und schleppte ihre grüne Reisetasche hinter sich her. Der Parkplatz flimmerte vor Hitze und die Luft war so heiß, als sei sie geradewegs vor einen riesigen Föhn gelaufen. Zu ihrer Rechten standen kleine Lehmziegelhäuser und ein Gebäude mit violettem Stuck, in dem sich ein Männer-Yogastudio namens hOMbre befand. Zu ihrer Linken war ein großes, zerfallendes Bauwerk mit der Aufschrift »Hotel Congress«, das aussah wie ein Spukhaus. Die Fenster waren mit Postern für anstehende Konzerte zugepflastert. Ein Club also. Ein paar hippe Typen lungerten rauchend auf der Straße herum. Dahinter lag offenbar ein Shop, der Dominas ausstattete: Im Schaufenster waren Peitsche schwingende Schaufensterpuppen in Catsuits neben Netzstrümpfen und oberschenkelhohen Stiefeln ausgestellt.
    Emma drehte sich wieder um und betrachtete den Busbahnhof, an dem ein Schild mit der Aufschrift Tucson Downtown hing. Nach mehreren Stunden Busfahrt neben einem Typen mit Teufelsbart und einer ungesunden Leidenschaft für Chili-Chips war sie endlich hier. Sie war kurz versucht, zu dem großen Greyhound auf dem Schild zu rennen und ihm einen dicken, feuchten Schmatz zu geben, aber dann klingelte ihr Telefon und sie ging eilig dran. Alex’ Foto erschien auf dem Display.
    »Hi!« Emma hielt sich den alten BlackBerry ans Ohr. »Rate mal, wo ich bin!«
    »Du hast es echt gemacht?«, keuchte Alex am anderen Ende.
    »Jawohl.« Emma zerrte ihre Tasche zu der Bank unter der Markise und setzte sich erleichtert. Alex hatte sich heute auf Emmas SMS von gestern Abend gemeldet. Emma hatte sie sofort angerufen und ihr die ganze Geschichte in einem einzigen,

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