LYING GAME Und raus bist du
Ethan vorsichtig. »Was ist, wenn der Killer genau darauf wartet?«
»Nein.« Emma verschränkte die Arme vor der Brust. »Der Killer will, dass ich hier bleibe und Sutton spiele.«
»Hör mir zu. Wenn Sutton wirklich … tot ist, dann will dir der Killer vielleicht den Mord in die Schuhe schieben. Er weiß, dass du ein Pflegekind bist. Dass du ein schweres Leben gehabt hast. Das wird sich leicht beweisen lassen. Wenn du abhaust, werden alle erfahren, dass Sutton verschwunden ist. Und ich glaube, der Killer wird den Polizisten ganz schnell flüstern, dass du zwei Wochen lang ihr Leben übernommen hast. Und die werden dich dann sofort des Mordes an ihr verdächtigen.«
Emma ließ die Hände in den Schoß sinken. Hatte er recht?
»Na ja, Sutton hatte wirklich ein leichtes, schönes Leben«, sagte Ethan leise und schaute auf den Mond vor dem Fenster. »Sie ist beliebt, sie ist reich, sie bekommt alles, was sie will. Und danach zu urteilen, was du gerade erzählt hast … geht es dir nicht so. Sutton hat ein nettes Haus in Scottsdale bekommen, und du bist ein Pflegekind geworden. Das ist wirklich unfair, Emma. Eine Menge Leute in deiner Situation würden alles dafür tun, den Platz ihrer Zwillingsschwester einzunehmen.«
Emma klappte der Kiefer herunter. »Ich würde sie niemals umbringen !«
Ethan hob entschuldigend die Hände. »Ich weiß das. Aber … manche Menschen sind so gestrickt, dass sie automatisch das Schlechteste von anderen denken. Und sie werden dich verurteilen, ohne sich die Mühe zu machen, dich besser kennenzulernen.«
Emma blinzelte. Die Wände des Autos schienen auf sie zuzuwandern. Sie wusste genau, wie vorschnell manche Menschen ihre Urteile fällten. Man nehme nur Clarice – sie hatte automatisch Emma des Diebstahls verdächtigt und nicht ihren kleinkriminellen Sohn. Nur weil sie glaubte, dass Pflegekinder eben stahlen.
»Oh Gott«, flüsterte Emma und verbarg den Kopf in den Armen. Ethan hatte recht. Er lehnte sich zu ihr und nahm sie nach kurzem Zögern in die Arme. Er drückte sie fest und vergrub seinen Kopf in ihrer Halsbeuge. Emmas Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.
Ich betrachtete, wie sie minutenlang so verharrten und sich aneinanderklammerten. Ich wäre so gerne an Emmas Stelle gewesen. Ich wollte auch jemanden umarmen, vielleicht sogar Ethan.
Dann lehnte sich Ethan zurück und betrachtete Emma besorgt. Sein weicher Mund kräuselte sich zu einem mitfühlenden Lächeln. Er hatte einen Rußfleck auf der Wange, den Emma am liebsten sanft abgewischt hätte. »Gott«, flüsterte er. »Du siehst wirklich genauso aus wie sie.«
»So ist das bei eineiigen Zwillingen«, sagte Emma leise. Ihr Mund verzog sich zu einem zittrigen Lächeln, aber dann schluchzte sie wieder los.
Ethan berührte sie am Kinn. »Bleib hier. Wenn Sutton wirklich ermordet worden ist, dann finden wir heraus, wer es getan hat.«
»Ich weiß nicht«, murmelte Emma.
»Du musst versuchen, den Täter zur Strecke zu bringen«, beharrte Ethan. »Ich werde dir helfen, das verspreche ich. Und sobald wir Beweise haben, gehen wir zu den Bullen und dann müssen sie dir glauben.«
Der Regen hörte abrupt auf. In der Ferne heulte ein Kojote. Emma fühlte sich, als habe sie seit Stunden den Atem angehalten.
Sie schaute in Ethans endlose, blaue Augen. »Okay«, flüsterte sie. »Ich bleibe.«
»Gut.« Ethan beugte sich vor und drückte ihre Schulter. Emma schloss die Augen. Die Berührung seiner Hand schickte kleine Stromstöße durch ihren Körper. Sie hoffte, dass sie gerade keinen riesigen Fehler gemacht hatte.
Und ich hoffte es auch.
33 – Achtung! Sutton ist wieder da!
Kurz danach setzte Ethan Emma vor Suttons Auffahrt ab. Im Haus brannten noch alle Lichter, obwohl die Autos verschwunden waren. Als Emma die Tür öffnete, sprang Drake auf sie zu und leckte ihr den Arm. Sie hatte nicht mehr so viel Angst vor ihm. Wahrscheinlich hatte sie sich schon an ihn gewöhnt.
»Da bist du ja!« Laurel rannte ins Wohnzimmer und warf Emma die Arme um den Hals. »Wir haben dich überall gesucht!« Dann wich sie einen Schritt zurück und musterte Emma besorgt. »Warum bist du denn abgehauen? Du hast gewirkt, als sei der Teufel hinter dir her!«
»Ich musste ein bisschen alleine sein«, gestand Emma und hoffte, die Lüge, die sie sich in Ethans Auto ausgedacht hatte, würde alle überzeugen.
»Ich … mit Garrett ist was Komisches passiert.«
Laurel schaute sie mit untertassengroßen Augen an. »Was denn?«
Emma sank
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