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LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

Titel: LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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stolz eine Hofdamen-Schärpe getragen.
    Ich dachte nach: Würde Emma auch beim Abschlussball meinen Platz einnehmen? War es möglich, dass der Mord an mir bis dahin immer noch nicht aufgeklärt sein würde? Würde Emma im Frühling immer noch mit einer Lüge leben? Der Gedanke daran erfüllte mich mit Grauen. Und mit der sehnsüchtigen Trauer, die mir inzwischen sehr vertraut war. Ich würde nie mehr einen Abschlussball erleben. Nie mehr ein kitschiges Anstecksträußchen bekommen, nie wieder in einer Stretchlimo zu Afterpartys fahren. Ich vermisste sogar die schlechte Abschlussballmusik und die lahmen DJs, die sich für die absoluten Partykracher hielten. Als ich noch am Leben gewesen war, hatte ich all das achtlos an mir vorbeistreichen lassen, kaum einen Moment wirklich genossen und keine Ahnung gehabt, wie gut ich es hatte.
    Es klingelte, und die Mädchen erhoben sich von den Töpferscheiben. Emma ging zum Waschbecken und ließ kühles Wasser über ihre verschmierten Hände laufen. Als sie sich mit einem Papiertuch abtrocknete, piepte noch einmal Suttons Handy in ihrer Tasche. Seufzend zog Emma es heraus. Hatten Gabby und Lili etwa noch eine SMS verschickt?
    Aber es war eine E-Mail von Emmas eigenem Postfach, dessen Nachrichten sie auf Suttons Handy weiterleiten ließ. Von Alex , stand in der Betreffzeile. Ich denke an dich! Ruf mich an, sobald du kannst. Will unbedingt mit dir reden! Xx
    Emma umklammerte das iPhone und überlegte, was sie antworten sollte. Sie hatte Alex schon seit Tagen nicht mehr geschrieben. Ihre Freundin war der einzige Mensch außer Ethan, der wusste, dass Emma nach Arizona gefahren war. Aber ihr hatte Emma nicht die ganze Wahrheit erzählt. Alex glaubte immer noch, Sutton sei am Leben und habe Emma bei sich aufgenommen. Manchmal versuchte Emma sich morgens beim Aufwachen einzureden, dass das wirklich passiert war und alle schrecklichen Ereignisse und Drohungen nur ein böser Traum gewesen waren. Sie hatte in ihrem Tagebuch sogar eine Liste begonnen, die »Sachen, die Sutton und ich gemeinsam unternehmen würden, wenn sie hier wäre« hieß. Sie würde Sutton beibringen, wie man Profiteroles machte, was sie bei einem Job in einem Catering-Service gelernt hatte. Sutton würde ihr zeigen, wie man eine Wimpernzange verwendete, was Emma noch nie richtig geschafft hatte. Und in der Schule würden sie gelegentlich die Rollen tauschen und in das Leben der anderen Zwillingsschwester schlüpfen. Nicht, weil sie mussten, sondern weil sie es wollten.
    Plötzlich bekam Emma das deutliche Gefühl, dass sie jemand beobachtete. Sie wirbelte herum: Der Keramikraum war inzwischen beinahe leer. Aber vom Flur aus starrten sie zwei Augenpaare an. Sie gehörten Gabby und Lili, den Twitter-Zwillingen. Als sie merkten, dass Emma sie gesehen hatte, steckten sie die Köpfe zusammen und flüsterten angelegentlich miteinander. Emma verzog das Gesicht.
    Eine Hand legte sich auf ihren Arm und sie zuckte zusammen. Hinter ihr stand Laurel an die große, graue Mülltonne gelehnt, in der die Lehrerin den frischen Ton aufbewahrte.
    »Oh, hi.« Emmas Herz klopfte zum Zerspringen.
    »Ich wollte auf dich warten.« Laurel strich sich das blonde Haar zurück und starrte auf das iPhone in Emmas Hand. »Wem schreibst du denn da?«
    Emma ließ Suttons Handy in ihre Tasche gleiten. »Ach, niemandem.« Die Twitter-Zwillinge waren mittlerweile verschwunden.
    Laurel packte sie am Arm. »Warum hast du den Eisenbahn-Streich erwähnt?«, fragte sie leise und rau. »Das findet nun wirklich niemand lustig.«
    Emma brach der kalte Schweiß aus. Sie öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Laurels Worte waren ein Echo der Botschaft, die sie bekommen hatte.
    DIE ANDEREN WÜRDEN DEN ZUG-STREICH AM LIEBSTEN VERGESSEN, ABER MICH WIRD ER NIEMALS WIEDER LOSLASSEN. DANKE!
    Irgendetwas war in jener Nacht passiert. Etwas Schreckliches.
    Emma holte tief Luft, straffte die Schultern und schlang den Arm um Laurels Taille. »Sei doch nicht so empfindlich. Und jetzt lass uns gehen. Hier riecht’s nach Müll.« Sie hoffte, dass sie lässiger klang, als sie sich fühlte.
    Laurel starrte Emma einen Moment lang wütend an, folgte ihr dann aber auf den überfüllten Flur. Emma seufzte erleichtert auf, als Laurel eine Kehrtwende machte und in die Gegenrichtung verschwand. Sie fühlte sich, als habe sie gerade noch die Kurve gekriegt.
    Vielleicht hatte sie aber auch gerade die Büchse der Pandora geöffnet. Dachte ich.

 
    4
    Belastende Dokumente
    Nach

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