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LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

Titel: LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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Hand. Den Bluterguss an ihrer Wade. Und einen weiteren an ihrem Hals.
    In Emmas Kopf schrillten Alarmglocken los. Sie hatte während ihrer Zeit als Pflegekind viele Jugendliche getroffen, die nicht über ihre Veilchen, die fehlenden Haarbüschel oder die Verbrennungen an ihren Armen reden wollten.
    »Mads«, flüsterte Emma. »Du kannst es mir sagen. Es ist okay.«
    Madeline presste die Lippen zusammen. Sie grub ihren Zeigefinger in eine Rille in der Holzbank. »Es ist nicht so wichtig.«
    »Doch, das ist es.«
    Mädchenstimmen erklangen vor der Umkleidekabine. Aus dem Geisterhaus ertönte wieder ein Schrei. Eine halbe Minute verging, bis Madeline wieder sprach. »Es war wegen der Zigarette.«
    »Der Zigarette?«
    »Der Zigarette, die ich letzten Samstag in unserem Wohnzimmer geraucht habe. Ich habe eine Regel gebrochen. Es war eine verdiente Strafe.«
    »Eine verdiente Strafe?«, wiederholte Emma. Dann sah sie Mr Vegas wütendes Gesicht vor sich. »Oh nein. Mads.«
    Und auf einmal sah auch ich etwas. Mr Vega stürmte mit hochrotem Gesicht in Madelines Zimmer und brüllte: »Madeline, ich schwöre dir, wenn du noch einmal zu spät kommst, dann breche ich dir den Hals!« Madeline war ihm hinterhergerannt und einen Augenblick später hörte ich wütendes, aber gedämpftes Geschrei. Dem folgte ein lauter Krach, als sei ein Regal voller Töpfe und Pfannen zu Boden gestürzt. Ich war untätig sitzen geblieben. Ich hatte zu viel Angst gehabt, um zu handeln.
    Madeline war ein paar Minuten später wiedergekommen, das Gesicht tränenüberströmt, die Augen rot. Aber sie lächelte achselzuckend und tat so, als sei nichts passiert. Und ich fragte nicht nach.
    Emma hielt Madelines Hände umklammert. »Wolltest du darüber mit mir reden? An dem Abend, an dem du mich angerufen hast und ich nicht drangegangen bin?«
    Madeline nickte. Sie hatte die Lippen so fest zusammengepresst, dass alle Farbe daraus entwichen war.
    »Es tut mir so leid«, sagte Emma. Sie hatte einen dicken Kloß im Hals. »Ich hätte für dich da sein müssen.« Sie fragte sich, ob Sutton wusste, was Madeline zu Hause erdulden musste, oder ob Mads ihr Geheimnis bisher für sich behalten hatte.
    »Mir tut es auch leid«, fügte ich hinzu, obwohl Mads mich nicht hören konnte. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch nie mit ihr darüber geredet hatte, nicht einmal an jenem Abend. Mit dem Anruf in der Nacht meines Todes hatte sie zum ersten Mal um Hilfe gebeten. Ich wäre ans Telefon gegangen, wenn ich gekonnt hätte, aber da gab es mich schon nicht mehr.
    »Ist schon okay«, sagte Madeline mit zitternder Stimme zu Emma. »Ich habe Charlotte angerufen und sie war wirklich fantastisch. Ich wollte es dir später erzählen, aber …« Madeline lachte freudlos und strich die Lagen ihres gefütterten Rocks glatt. »Glaub mir, das ist nichts im Vergleich dazu, was Dad Thayer immer angetan hat.« Sie warf Emma einen Blick zu. »Aber das hat dir Thayer sicher erzählt, stimmt’s?«
    Emmas Haut kribbelte, als sie Thayers Namen hörte. Hätte Thayer Sutton wirklich etwas so Persönliches erzählt? Hatten die beiden sich so nahegestanden?
    Mir wurde schwindelig, und ich sah denselben Moment wieder vor mir, den ich schon einmal gesehen hatte. Thayer fasste mich an den Händen und versuchte, mir etwas zu erklären. Hatte er über seinen Vater gesprochen?
    »Du musst mit jemandem darüber reden, Mads«, beharrte Emma. »Was er tut, ist falsch. Und gefährlich.«
    »Soll das ein Witz sein?« Madeline rutschte die Krone ins Gesicht. »Er würde das Ganze irgendwie so hindrehen, dass es meine Schuld ist, und meine Mom würde sich auf seine Seite stellen. Und es ist auch meine Schuld. Wenn ich nicht dauernd Mist bauen würde, wäre alles in Ordnung.«
    »Madeline, das ist nicht normal«, sagte Emma fest. »Versprich mir, dass du darüber nachdenken wirst, dir Hilfe zu holen. Bitte.«
    Madeline starrte auf ihre Hände. »Vielleicht.«
    »Falls du dich dafür entscheidest, werden wir dich alle unterstützen. Ich, Char, Freddy Krüger …«
    Madeline hob den Kopf und lächelte unter Tränen. »Oh Gott, das Kostüm ist so schrecklich.«
    »Mir jagt es Todesangst ein«, stimmte Emma zu. »Davon werde ich Alpträume bekommen.«
    »Nicht nur du. Und er denkt, er sieht so cool aus.«
    »Lass ihn bloß nicht mit dir Stehblues tanzen«, warnte Emma. »Diese Messerhand willst du nicht auf deinem Hintern liegen haben.«
    Die Mädchen brachen in so heftiges Gekicher aus, dass sie beinahe von der

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