LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
geredet«, fuhr Ethan fort. »Sie ist bereit, ihre Anzeige zurückzuziehen. Also kein Jugendknast. Keine Sozialarbeit. Keine Vorstrafe.«
Emma schnaubte. »War das euer Deal? Wenn du sie auf den Ball mitnimmst, lässt sie mich laufen? Wie nett von dir. Du bist ein echter Märtyrer.«
Ethan schüttelte den Kopf. »Benimmst du dich so, wenn du eifersüchtig bist?« Über sein Gesicht huschte ein Ausdruck, den Emma nicht deuten konnte. »Du bist Sutton ähnlicher, als du ahnst«, sagte er.
»Was soll das denn nun wieder heißen?«
Ethan verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast mir gesagt, dass du nur Freundschaft willst. Stimmt das denn auch?«
In der Turnhalle legte der DJ einen Song der Black Eyed Peas auf. Die Musik klang blechern und leer. Emma griff in ihren Blazer und umklammerte Suttons Medaillon. »Ich weiß es nicht«, murmelte sie.
Ethan ging in die Knie, bis sein Gesicht auf einer Höhe mit ihrem war. Sein Blick war weich. Die untergehende Sonne warf Schatten auf seine Wangenknochen. Emma roch seinen typischen Ethan-Geruch, eine Mischung aus Deo, frisch gewaschener Wäsche und Minze. Sie versuchte, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen, da sie nicht wollte, dass er ihre Gefühle erkannte.
»Ich dachte, dass ich das will«, sagte sie schließlich. »Es kam mir … einfacher vor. Sicherer. Aber jetzt weiß ich gar nichts mehr.«
Ethan starrte auf seine Handrücken.
Sag was. Irgendetwas , flehte Emma stumm und schloss die Augen.
»Da bist du ja.«
Emma riss die Augen auf. Die Tür hatte sich geöffnet und ein Mädchen mit Lockenperücke stand auf dem Gehweg. Ethan schoss hoch wie eine Kanonenkugel. »Sam«, sagte er.
»Ich habe dich gesucht.« Samanthas graue Augen blickten kalt. In ihrem Korsett wirkten ihre Brüste gequetscht. Als sie Emma sah, verzerrte sich ihr hübsches Gesicht zu einer hässlichen Grimasse.
»Wir haben nur geredet«, sagte Ethan schnell, ging zu Samantha und bot ihr seinen Arm. »Ich wollte gerade reingehen und nach dir suchen.«
Samantha drehte sich zur Tür um. »Komm. Lass uns tanzen.«
Sie winkte Emma frostig zu und zog Ethan zur Turnhalle zurück. Ethan sah sich noch einmal um und suchte Emmas Blick.
Ein kleines Quieken drang aus ihrem Mund, aber als sie etwas sagen wollte, brachte sie kein Wort heraus. Als die beiden gegangen waren, riss sie sich den Detektivhut vom Kopf und zerknautschte ihn in ihren Händen.
Suttons Handy klingelte in Emmas Tasche. Wenn das eine SMS von Ethan war, dann würde das Ding in hohem Bogen in den Brunnen im Schulhof fliegen.
Aber die SMS war von Madeline. WO BIST DU, BITCH? WIR VERMISSEN DICH! BIST DU OHNE UNS ABGEHAUEN?
Ein weiteres Donnergrollen ertönte. Emma stand entschlossen auf. Sie würde sich nicht den Abend davon verderben lassen, dass Ethan sie nur angeschwiegen hatte.
Sie drückte auf ANTWORTEN: AUF DEM WEG NACH DRINNEN . Sie fügte noch einen Zwinkersmiley hinzu und drückte SENDEN. Zum Teufel mit Ethan. Zum Teufel mit der Liebe. Sie musste Zwillinge überwachen.
26
So, das war der erste Streich …
Die nächste Dreiviertelstunde verging wie im Flug. Emma drehte eine Runde durch das Geisterhaus, lästerte mit den anderen von einer Bank in der Ecke aus über Kostüme und behielt Gabby und Lili im Auge, die umherflatterten und zwischendurch tanzten, als sei alles in bester Ordnung.
Zahlreiche Schüler gratulierten Emma und den anderen zu dem tollen Ball – mit ein paar Ausnahmen: Garrett, den Emma seit ihrem Gespräch im Schrank nicht mehr gesehen hatte, und Ethan, der leider mit Samantha – Sam – plaudernd an einem Sargtisch saß.
Jedes Mal, wenn Ethan zu ihr herüberschaute, tat Emma so, als amüsiere sie sich königlich.
Schließlich stolperten Emma, Charlotte und Madeline untergehakt in die Nacht hinaus und lachten über die besten und schlechtesten Kostüme des Abends: Amanda Donovan als Erdnuss, John Pierce, ein toller schwuler Typ, der immer die Lacher auf seiner Seite hatte und als Lady Gaga gekommen war, und natürlich Davin als Freddy Krüger. Er hatte Madeline den ganzen Abend lang damit gequält, dass er ihr seine Messerhand vors Gesicht gehalten hatte. »Ich hätte solo gehen sollen wie du, Sutton«, stöhnte Madeline.
Laurel kam als Nächstes nach draußen, Hand in Hand mit Caleb. Die beiden schauten sich verliebt an und kicherten leise. Als Caleb sich vorbeugte und Laurel sanft auf den Mund küsste, grölte Madeline begeistert. »Yeah!«
»Sexgöttin!«, stimmte Charlotte ein.
Laurel
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