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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Amüsement.
    Tremonde drehte seinen Stuhl, bis er ihr gegenüber saß, legte das Buch auf seinen Schoss und begann seine Stimme dramatisch zu erheben. „Zu einer Zeit, als die Erde noch jung war und die ersten Zivilisationen entstanden, herrschte ein Mann namens Ancoras über ein reiches Land. Die Menschen waren zufrieden, weder Krieg noch Hunger peinigten sie. Von allem was das Herz begehrte gab es reichlich. Jeder Mann fand Arbeit und verdiente genug, um seine Familie zu ernähren. Auch die Abgaben waren klein, sodass jeder ein schönes Heim besaß und vornehme Gewänder trug. Ancoras war ein guter und gerechter König, der sein Volk ebenso liebte wie seine beiden Töchter Pyr und Lykandra, die für ihre Schönheit über die Grenzen des Reiches hinaus bekannt waren. Als der König im hohen Alter im Sterben lag, trauerte das Volk jeden Tag und jede Nacht. Es hoffte auf ein Wunder. Nicht so Lykandra und Pyr. Sie stritten um die Nachfolge ihres Vaters. Beide Schwestern waren am selben Tag zur selben Stunde geboren. Niemand wusste, wer die Ältere war und welcher Schwester das Recht auf den Thron zustand, denn die Hebamme war schon vor langer Zeit verstorben, genauso wie die Mutter. So blieb der Thron nach dem Tod Ancoras unbestiegen. Das Volk jedoch spaltete sich in die Anhänger Pyrs und Lykandras. Chaos und Uneinigkeit regierten von nun an das Land. Es musste bald eine Entscheidung fallen, wenn es nicht im Sog des Hasses untergehen wollte und somit alles vernichtet würde, wofür Ancoras gestanden hatte. In einer finsteren Nacht suchte der Dämon Baal Lykandra auf und versprach, ihr zu helfen, Pyr zu besiegen. ‚Du wirst dich in einen Wolf verwandeln, wann immer es dir beliebt. Spioniere deine Feinde aus. Bei Vollmond aber soll deine Macht wachsen, auf dass du größer und stärker wirst als jedes Raubtier, das du kennst. Schlitze deinen Gegnern die Kehlen mit deinen Reißzähnen und Klauen auf.’ ‚Was verlangst du dafür von mir?’, fragte Lykandra, denn sie wusste, dass ein Geschäft mit Dämonen gefährlich war und sie stets eine Gegenleistung einforderten. ‚Dein Herz soll ewig schlagen, keine Krankheit wird dich niederstrecken, doch Waffen aus Silber sollst du meiden. Sie bringen den Tod. Und wenn du einst durch sie sterben solltest, wird deine Seele mir gehören und ich werde dich zu mir in die Unterwelt rufen.’ Lykandra ging auf den Handel ein, denn wer konnte eine Waffe aus reinem Silber bezahlen? Wer wäre so tollkühn sie damit zu bedrohen?
    Noch in derselben Nacht schlich sie in Pyrs Gemach, um ihre Schwester zu töten. Doch Baal hatte aus Pyr ein Wesen der Finsternis gemacht, das sich vom Blut anderer ernährte und das Sonnenlicht fürchtete, nicht jedoch den Biss des Wolfes. Die Schwestern bekämpften sich bis aufs Blut, aber keine konnte die andere besiegen. Zu spät erkannten sie das falsche Spiel, dass der Dämon mit ihnen getrieben hatte. Ihre schwarzen Seelen waren nun an das Reich Baals gebunden, aber ihr Zwist war noch immer nicht beigelegt. Er dauerte an. Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte.
    In dieser langen Zeit schwoll ihr Hass aufeinander an. Sie vergrößerten ihre Armeen, bis sich schließlich überall auf der Welt Werwölfe und Vampire in ihren Namen bekriegten. Jene, die in der Schlacht fielen, verloren ihre Seelen an Baal, denn auf ihnen lastete derselbe Fluch wie auf ihren Schöpferinnen.
    Als sich die Schwestern in einem letzten Gefecht auf dem Todesberg trafen, gelang es Lykandra Pyrs Herz herauszureißen und sie damit auf ewig in das Reich der Finsternis zu verbannen.
    Sie selbst schleppte sich, durch Pyrs silbernen Dolch schwer verwundet, in eine dunkle Höhle, um zu sterben. Die Mondgöttin Artemis kam zu ihr hinab und fing ihre Seele in einem Kristall ein, um sie vor Baal zu schützen und ewiglich bei sich zu tragen, denn Artemis hatte sich in die Schönheit Lykandras verliebt. Seitdem verfolgt Lykandra das Geschehen auf der Welt bis in alle Ewigkeit und spricht durch die Wolfsänger zu ihren Kindern. Auch heute noch bekämpfen diese ihre Erzfeinde, die Vampire.“
    Tremonde klappte das Buch zu und sah Joli gespannt an.
    Sie tippte sich mit der Kuppe ihres Zeigefingers an ihre Unterlippe. „Eine interessante Geschichte, von der ich bisher noch nie etwas gehört habe. Warum hast du sie mir erzählt?“
    „Der Marquis ist ein Nachfahre Lykandras.“
    „Ah, ja.“
    „Es ist schwer zu glauben, das weiß ich wohl.“
    Sie fuhr mit der Hand über ihre Stirn. Zweifel kamen ihr

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