Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)
einen Moment, während Joli die Zeit nutzte, um sich gründlich über sich selbst zu ärgern. Sie spielte dieser Jade mit ihren Antworten auch noch in die Hände. Klasse.
„Du liebst ihn, nicht wahr?“ Jades Worten folgte ein eindringlicher Blick, ehe sie mit sichtlichem Genuss fortfuhr. „Ja, das tust du. Ich sehe es in deinen Augen. Sie funkeln, wenn ich von ihm spreche. Doch was empfindet er für dich?“
„Nichts“, schnaubte Joli, zornig darüber, dass eine Wildfremde sie so leicht durchschaut hatte. Anscheinend war es wirklich einfach hinter ihre Fassade zu blicken.
„Oh ja, das klingt nach Remierre.“ Sie griff nach Jolis Hand und tätschelte sie. „Er liebt einzig sich selbst. Wir sind nur zwei unter vielen. Das macht uns zu Schwestern, zu Leidensgenossinnen. Hat er dir auch das Herz gebrochen? Armes Ding. Warum vertraust du mir nicht? Ich habe Großes mit dir vor. Durch mich wirst du deinen Schmerz vergessen.“
Jades Hand streichelte zärtlich ihre Wange, doch Joli stieß sie weg. Tränen standen ihr in den Augen. Völlig gleich, ob es stimmte, was Jade über Rem gesagt hatte, sie würde niemals den Vampiren helfen.
„Nein, du musst dir schon eine andere Dumme suchen.“ Joli wusste, dass Jade sie ohne Mühe loswerden konnte. Sie musste sie lediglich bis auf den letzten Blutstropfen aussaugen und im Wald verscharren. So blass wie sie aussah, hatte sie heute Nacht vermutlich noch nichts getrunken. Es würde sie daher nur wenige Minuten kosten, sich um Joli zu kümmern. Auch wenn es gewiss nicht das Ende war, das sich Joli gewünscht hatte, war es ihr immer noch lieber, als Rem zu hintergehen.
Aus dem Augenwinkel sah sie Metall aufblitzen. Eine Nadel. Großer Gott, was hatte diese Irre nur mit ihr vor? Warum zerriss sie ihr nicht die Kehle, wie es Vampire taten, wenn sie sich ihrer Opfer entledigen wollten? Jade führte den Gegenstand an Jolis Hals. Joli verkrampfte sich am ganzen Körper.
„Nicht ...“, entfuhr es ihr leise.
„Plötzlich bist du nicht mehr so mutig, wie? Keine Sorge. Es wird nicht wehtun.“
„Nein! Was haben Sie vor? Aufhören!“, schrie Joli, als die Spitze durch ihre Haut drang. Sie bohrte sich einige Millimeter tief in ihren Hals, bevor sie eine Flüssigkeit aussonderte, die sich rasend schnell in ihrem Blut verteilte. „Was ... ist das?“, fragte Joli zitternd. Ihre Augenlider wurden schwer. Beängstigend schwer. Ihre Glieder fühlten sich an, als wären sie gelähmt.
Jade zog die Spritze aus ihrem Hals und warf sie auf den Boden des Wagens. „Etwas, das dich träumen lässt“, sagte sie kühl und beobachtete Jolis verzweifelten Kampf gegen die Bewusstlosigkeit.
Sie zuckte am ganzen Körper und verlor zusehends die Kontrolle über ihre Sinne. „Rem ... hilf ... mir.“ Ihre Stimme klang mehrere Oktaven tiefer, während die Welt um sie herum, jede Bewegung, jedes Geräusch, hinter einem dunklen Schleier verschwand.
Remierre fühlte ihren warmen, weichen Körper unter sich und spürte, wie er augenblicklich hart wurde. Seine Hände legten sich auf Jolis feste Brüste, wogen sie und er liebkoste ihre Spitzen mit seinen Lippen. Sie schmeckte herrlich, ihr Geschmack erregte ihn nur noch mehr. Er sah in ihre Augen, in denen er ein sehnsüchtiges Leuchten entdeckte, das ihm verriet, dass sie ihn wollte. Gerührt küsste er sie auf den Mund. Er wollte sie auch. Sehr. Seine Lenden brannten wie Feuer, so groß war die Sehnsucht nach ihr geworden.
Als er in sie eindringen wollte, ruckte er hoch und stieß sich den Kopf am Dach seines BMWs. Augenblicklich riss er die Augen auf, doch es dauerte eine Weile, ehe er sich orientiert hatte. Es war nur ein Traum gewesen. Ernüchterung machte sich in ihm breit. Und Frust, als er auf die Beule in seiner Hose blickte. Verflucht, er wollte Joli. Dabei hatte es ihn Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gekostet, eine Distanz zu Frauen aufzubauen. Nun musste er feststellen, dass er schon beim bloßen Gedanken an sie hart wurde. Aber nicht nur seine Familienjuwelen schmerzten nun, auch seine Knie machten sich bemerkbar, weil er die Beine nicht richtig ausstrecken konnte. Der Rücken tat ihm ebenfalls weh, da er keine bequeme Position gefunden hatte.
Dies war einer der seltenen Augenblicke in Remierres Leben, in denen sich zeigte, dass Größe auch von Nachteil sein konnte. Im Auto war einfach nicht genügend Platz für ihn. Dass er dennoch recht schnell eingeschlafen war, war daher umso erstaunlicher. Dass er die Nacht fast
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