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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Später hat er alles bereut.“
    „Joli. Ich wollte dir nicht wehtun“, wiederholte er und kam sich schäbig vor. „Aber glaube mir, es ist das Beste für dich, wenn wir auf Abstand gehen.“
    Sie blieb stehen, ohne ihn anzusehen. „Kannst du dir vorstellen, wie ich mich jetzt fühle?“, fragte sie. Das Zittern in ihrer Stimme ging ihm so nahe, dass er überlegte, doch einen Rückzieher zu machen. Aber das durfte er nicht. Sie schnappte sich ihr Kopfkissen und die Bettdecke, schleppte beides zu der kleinen Couch am Fenster und richtete dort ihr Nachtlager ein.
    „Was soll das werden?“
    „Ich erfülle dir deinen Wunsch und gehe auf Abstand. Gute Nacht.“ Joli legte sich hin und zog die Decke über die Ohren.
    Remierre beobachtete sie eine Weile. Ja, so war es besser für sie beide. Sollte sie sauer auf ihn sein. Ihre Wut konnte er ertragen. Nicht jedoch ihre Traurigkeit.
    Er sog ihren himmlischen Duft ein, den das Bett noch verströmte, als sei er seine Atemluft, und schloss gequält die Augen. Er wäre zu gern mit ihr in seinen Armen eingeschlafen und wünschte, ein normaler Mensch zu sein.
    Es war keine halbe Stunde vergangen, da vernahm Joli ein Schnarchen, das laut genug war, um sie am Einschlafen zu hindern. Seufzend blickte sie zu ihm. Rem war nicht etwa auf seiner Seite des Doppelbettes geblieben, nein, er hatte es sich auf beiden Hälften gemütlich gemacht, Arme und Beine weit von sich gestreckt.
    Joli drückte ihr Kissen auf beide Ohren, weil diese Maßnahme aber nicht half, stieg sie aus dem Bett, schnappte sich ihren MP3-Player aus der Reisetasche, setzte einen kleinen Kopfhörer auf und drehte das Gerät auf volle Lautstärke. Zufrieden sank sie in ihr Kissen zurück, schloss die Augen und lauschte. ‚Don’t let go’ von En Vogue. Im Hintergrund hörte sie jedoch noch immer dieses Sägen, das zu allem Überfluss nicht einmal zum Takt der Musik passte. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Rems Schnarchen übertönte alles. Vielleicht sollte sie ihm das Kissen auf sein Gesicht drücken. Verdient hätte er es. Nicht nur, weil er ihr den letzten Nerv und voraussichtlich die gesamte Nacht raubte, sondern weil er sie miserabel behandelt hatte. Wie hatte er nur so grausam zu ihr sein können? Wahrscheinlich war sie zu naiv, wenn sie glaubte, dass es tatsächlich einen Mann gab, den sie auf Dauer betören konnte.
    Rem hielt sie immer noch vom Einschlafen ab. Die Qualität seines Schnarchens hatte sich mittlerweile verändert. Es erinnerte an ein Knurren. Animalisch und männlich. Um diese Uhrzeit aber auch sehr nervtötend.
    Joli legte die Kopfhörer zur Seite, schaltete den MP3-Player aus und kletterte von der Couch. Sie beugte sich über Rem und stellte überrascht fest, dass der gute Mann nackt schlief. Nun, das war übertrieben. Völlig entblößt hatte er sich nicht, er hatte sich die graue Unterhose mit dunkelblauen Streifen an den Seiten wieder angezogen. Sie seufzte. Dieser herrliche Körper, diese harten Brustmuskeln, die schmalen Hüften, der Waschbrettbauch, alles hatte ihr gehört. Für einen Moment waren sie eins gewesen, bis er sie zurückgewiesen hatte.
    Joli spürte Zorn in sich hochsteigen. Er hatte sie benutzt. Und nun verhinderte er, dass sie Schlaf fand und sich stattdessen mit Minderwertigkeitskomplexen quälte. Aber nicht mit ihr. Sie beschloss, dass sie keine schlaflose Nacht voller ‚was-wäre-wenns’ und ‚abers’ verbringen würde und drückte Rem mit Daumen und Zeigefinger die Naseflügel zusammen. Schon nach einer kurzen Weile hörte er auf zu schnarchen. Gott sei Dank. Die Geräuschkulisse war ja nicht mehr erträglich gewesen. Plötzlich riss Rem die Augen auf und starrte sie an.
    Joli ließ abrupt von ihm ab und wich erschrocken zurück.
    „Was tust du da?“, fragte er.
    „Du ... hast geschnarcht.“ Sie schluckte, weil sie sich vor seinem Blick erschreckt hatte.
    „Das ist ein Problem“, gab er überraschend zu.
    „Wie jetzt. Keine Diskussion?“
    Er richtete sich im Bett auf und zuckte die Schultern. „Nein, warum auch?“
    Sie zuckte ebenfalls die Schultern, weil sie nicht wusste, was sie dazu sagen sollte.
    „Wo sind die Wagenschlüssel?“
    „Was willst du denn mit denen?“
    „Ganz einfach, wir brauchen beide unseren Schlaf für die nächsten Tage und Nächte. Wenn man Vampire jagen will, sollte man ausgeruht sein. Ich werde das Feld räumen und im Wagen übernachten.“
    Joli glaubte, sich verhört zu haben. Er wollte tatsächlich im Auto schlafen.

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