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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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geschlafen haben.“ Er setzte sich auf den Stuhl an ihrem Bett, schlug ein Bein über das andere und faltete geduldig die Hände. Joli fiel auf, wie außergewöhnlich dünn seine Finger aussahen. Geradezu knochig. „Wie geht es Ihnen?“
    „Wer sind Sie? Wo bin ich hier?“
    „Oh, Sie erinnern sich nicht mehr an mich. Das liegt sicher an den starken Beruhigungsmitteln, die wir Ihnen geben mussten. Sie waren wirklich sehr aufgebracht, als man Sie hierher brachte. Ich bin Dr. Freck, Ihr behandelnder Arzt. Wir haben eine richterliche Verfügung, Sie bei uns zu behandeln, bis Sie wieder gesund sind.“
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Das alles konnte nur ein Alptraum sein, ein schrecklicher Alptraum, aus dem sie hoffentlich bald erwachte.
    „Es scheint, als litten Sie an einer psychotischen Episode.“
    „Was soll der Unsinn? Wie kommen Sie an diese Verfügung? Ich bin kerngesund!“
    Dr. Freck nahm die Akte aus dem Gestell ihres Bettes und kritzelte etwas hinein. „Eine Psychose kann in jedem Lebensalter auftreten. Sie sind also kein außergewöhnlicher Fall.“ Er lächelte schräg. Seine strahlend weißen Zähne weckten Assoziationen an ein grinsendes Pferd.
    „Ich. Bin. Nicht. Verrückt!“
    „Erzählen Sie mir, woran Sie sich in den letzten Tagen erinnern können.“
    Joli konzentrierte sich. Die Erinnerungen waren sehr blass, doch wenigstens greifbar. Wahrscheinlich hatte man ihr Medikamente gegeben, die ihr Denken beeinflussten.
    „Wissen Sie, in welchem Ort Sie sich befinden?“ Er sah sie über seine Brillengläser hinweg an.
    „Ich befinde mich in einem kleinen Nest namens Moorgrund.“
    Er nickte, offenbar zufrieden mit ihrer Antwort. Also befand sie sich in dem Sanatorium auf dem Berg. „Leben Sie hier?“
    „Nein, ich komme aus Berlin. Wird das ein Verhör?“
    Der grüne Kugelschreiber raste über das Papier. Dann umklammerte Freck die Akte und drückte sie an seine Brust. „Ich bin nicht Ihr Feind, Frau Balbuk. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Als man Sie zu uns brachte, waren Sie sehr verwirrt, um es freundlich auszudrücken. Wir wollen nun gemeinsam der Ursache auf den Grund gehen. Alkohol können wir als Auslöser ausschließen. Nehmen Sie Drogen?“
    „Nein!“, rief Joli empört. „Hören Sie, ich möchte wirklich nicht unhöflich erscheinen. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir helfen wollen. Doch der Punkt ist, ich brauche keine Hilfe. Es geht mir gut. Ich gehöre nicht hier her.“
    „Als wir uns heute früh schon einmal unterhielten, zeigten Sie sich der Stationsschwester gegenüber recht feindlich. Können Sie sich daran erinnern?“
    Jolis Hand glitt über ihre Stirn. Ihr Kopf schmerzte, als veranstaltete jemand ein Rock n’ Roll Konzert in ihrem Großhirn. Dann sah sie plötzlich Jades Gesicht vor ihrem geistigen Auge.
    „Sie hat mich entführt.“
    „Entführt?“ Dr. Freck runzelte die Stirn und machte einige hastige Notizen.
    „Ja, verdammt“, stieß sie zwischen ihren Zähnen hervor. Der Gedanke an Jade machte sie wütend. „Sie ist eine Vampirin, die behauptete, Großes mit mir vor zu haben.“ Sie bemerkte ihren Fauxpas und biss sich auf die Zunge. Dieser Ausspruch war natürlich ganz und gar ungünstig für ihre Lage. Ihr Mund war mal wieder schneller als ihr Gehirn gewesen. Nun musste Freck sie erst recht für verrückt halten.
    „Es gibt keine Vampire“, sagte er nüchtern, nahm seine Brille ab und sah ihr in die Augen. Seine Augäpfel wirkten auffallend groß, geradezu hervorstehend und waren Blut unterlaufen, das konnte Joli ohne ihre Brille aus dieser Nähe erkennen
    Sie versuchte sich von seinem Blick nicht einschüchtern zu lassen und zuckte die Schultern. Bis vor wenigen Tagen hatte sie auch nicht an Werwölfe geglaubt. Seit sie Rem begegnet war, hatte sich ihr Weltbild geändert. Natürlich konnte sie nicht erwarten, dass Dr. Freck das verstand.
    „Glauben Sie immer noch, Sie bräuchten meine Hilfe nicht?“
    „Ich bin nicht verrückt!“, wiederholte Joli.
    In diesem Moment klingelte Dr. Frecks Handy, das er in derselben Kitteltasche mit sich führte, in der er auch eine Reihe grüner Plastikkugelschreiber lagerte. Er nahm das Gespräch entgegen, sagte einige Male „Mh, verstehe, ja.“ Dann schaltete er sein Handy aus, stopfte es in die Tasche zurück und setzte die Brille wieder auf, machte Notizen in seine Akte und erhob sich schließlich.
    „Man erwartet mich, entschuldigen Sie. Ich werde später noch einmal nach Ihnen sehen und Ihnen

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