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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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entgegen der landläufigen Meinung nicht abhängig. Aber ich kann verstehen, dass Sie der Gedanke an eine medikamentöse Therapie beunruhigt. Vielleicht gibt es eine Alternative.“
    „Um was für eine Alternative würde es sich handeln?“
    „Zu gegebener Zeit.“ Der erneut anschwellende Husten verschluckte seine Worte. „Ich muss mich ... entschuldigen.“
    „Nicht doch. Was raus muss, muss raus. Sagte meine Mutter immer. Meine Adoptivmutter.“
    Ein Schmunzeln huschte über das hagere Gesicht des Arztes. „Eine kluge Frau.“
    „Zu dumm, dass ich ihre Gene nicht geerbt habe.“ Joli erhob sich, schüttelte die kalte Hand Dr. Frecks und verließ sein Büro, um zu ihrem Zimmer zurückzukehren. Das Gespräch hatte sie etwas motiviert.
    Für den Rest des Tages gelang es Joli halbwegs, sich auf die Therapien zu konzentrieren, an denen sie nun mehr oder weniger bereitwillig teilnahm. Als sie jedoch abends im Bett lag, kehrten die Erinnerungen an einen Remierre zurück, der nicht existierte, dem aber trotzdem ihr Herz gehörte.
    Sie schloss gequält die Augen, weil ihr klar wurde, dass sie sich in einen Traum verliebt hatte, aus dem sie nun aufgewacht war. Sie wünschte, sie hätte noch eine Weile weiter träumen können. Vielleicht einen oder zwei Tage, denn sie vermisste Remierre schmerzlich.
    Joli seufzte. Das Pech verfolgte sie, mehr noch, es klebte geradezu an ihr. Ihr Ex hatte sie kontrolliert. Er hatte bestimmt, wohin sie ging, mit wem sie sich traf und sogar welche Kleidung sie trug. Und er hatte ihr eingeredet, dass sich kein anderer Mann für sie interessierte, weil sie seiner Ansicht nach hässlich und dumm war. Sie hatte es geglaubt. Wenn sie sich im Spiegel angesehen hatte, hatte sie immer das kleine hässliche Entlein mit der übergroßen Brille gesehen. Dieses Entlein sah sie auch heute noch, wenn sie ihr Spiegelbild musterte. Sie war kein schöner, stolzer Schwan geworden. Und sie würde nie einer werden.
    Remierre war ein Produkt ihrer Gedanken und Wünsche. Natürlich hatte er sich genau so verhalten, wie sie es unterbewusst wollte. Zugegeben, es hatte Komplikationen gegeben. Sie hatten sich gestritten. Er hatte geschnarcht. Er hatte sich verhalten wie die Helden aus den Liebesromanen, die sie so gerne las. Sie waren stolz, stark, unabhängig, wild und dominant. Beschützer, Eroberer, unermüdliche Sexprotze. Rem war einer dieser Helden. Er passte perfekt in das Schema. In seiner Gegenwart war Leidenschaft garantiert. Aber auch er hatte sie zurückgestoßen.
    Der Umstand, dass er ein Werwolf war, hätte sie von Anfang an stutzig machen müssen. Aber ihre Sehnsucht nach Liebe und Zugehörigkeit hatte sie blind für das Offensichtliche gemacht. Viel zu sehr hatte sie sich gewünscht, dass er echt war. Er, dieser außergewöhnliche Mann. Dieser dunkle Beschützer mit den übersinnlichen Fähigkeiten. Halb Tier, halb Mensch. Welche Frau träumte nicht von so einem Kerl.
    Sie lachte leise auf.
Joli, du bist die größte Närrin unter der Sonne. So viel steht fest
. Ihr Lachen wandelte sich schnell in ein Schluchzen. Sie vergrub das tränennasse Gesicht in ihr Kopfkissen und schlug mit der Faust auf die Matratze. Verflucht noch eins. Wieso hatte sie nie Glück? Sie schüttelte den schmerzenden Kopf. Sobald sie zu viel nachdachte, tat er so extrem weh, dass sie fürchtete, er könne wie ein Ballon zerplatzen, der über ein Kakteenfeld flog. Vielleicht war es eine Nachwirkung der Beruhigungsmittel, die man ihr verabreicht hatte. Morgen würde sie Dr. Freck dazu befragen. Doch zuvor musste sie diese Nacht irgendwie überstehen. Die quälenden Gedanken abschütteln und mit etwas Glück erholsamen Schlaf finden.
    Aber an Schlaf war im Moment nicht zu denken. Sie war viel zu aufgewühlt. Sie kletterte aus dem Bett, stellte sich ans Fenster und zog die Jalousien hoch. Die roten Strahlen der untergehenden Sonne schienen durch die schmutzigen Scheiben, fluteten das Zimmer und blendeten sie. Joli kniff die Lider zusammen. Schützend hielt sie die Hand über ihre Augen, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatten, bevor sie diese wieder öffnete, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Vom Hügel aus hatte sie einen phantastischen Ausblick auf den Wald. Die Wipfel der Bäume leuchteten rot im Abendlicht. Ein Meer aus Blättern, die im leichten Sommerwind rauschten. Was für ein zauberhafter Ort. Sie konnte sich nicht erinnern warum sie wirklich hier her gekommen war, was sie nach Moorgrund geführt hatte. Ihr Blick

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