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Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)

Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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um satte zwanzig Minuten verspätete. Würde sie ihn versetzen, wäre das fatal.
    Er trank seinen Cappuccino und wartete eine weitere halbe Stunde. Erst dann war er überzeugt, dass sie nicht mehr kommen würde. Die Enttäuschung musste man ihm angesehen haben, denn die nette Kellnerin war sofort zur Stelle und das nicht nur, um abzukassieren.
    „Tut mir wirklich leid, dass man Sie versetzt hat. Ich hätte das nicht mit Ihnen gemacht“, sagte sie und legte den Kassenbon auf den Tisch.
    „Woher wissen Sie, dass ich jemanden erwarte?“
    „Sie haben immer wieder zur Tür und dann auf Ihre Armbanduhr gesehen.“ Sie lächelte ihn schüchtern an. „Beehren Sie uns doch bald wieder. Ich würde mich freuen.“
    Correy nickte und erhob sich, um sich auf den Weg zurück in seine Detektei zu machen, die gleichzeitig Büro und Wohnung war.
    Als er die Zweizimmerwohnung in der Emiliastraße betrat, roch es nach Fisch. Martha, die gute Seele, die als Einzige von seiner wahren Natur wusste, für ihn die Wohnung sauber hielt und ab und zu einkaufen ging, hatte an diesem Abend für ihn gekocht.
    „Guten Abend, Herr Blackdoom“, sagte sie und stellte einen mit Gemüse und Fisch gefüllten Teller auf den kleinen Tisch in der Küche. Martha war eine beleibte Dame in den besten Jahren, die er vor Jahren als Putzfrau eingestellt hatte. „Ich habe mir erlaubt, die Jalousien herunterzulassen und die Vorhänge schon mal zuzuziehen.“
    „Vielen Dank, Martha. Aber heute Nacht erwarten wir keinen Vollmond.“
    Martha gluckste verlegen. „Habe ich mich schon wieder mit den Tagen geirrt?“
    Da sie wusste, dass er ein Werwolf war, kannte sie auch die schrecklichen Auswirkungen des Vollmonds auf seinen Körper. Durch Zufall hatte sie sein Geheimnis erfahren. Vor etwas mehr als acht Jahren, er hatte damals noch in einem anderen Bezirk gewohnt, hatte es wieder mal eine Zeit gegeben, in der er verzweifelt war und sich und seine Existenz verachtet hatte. Zum Teil, weil Lykandra ihn nicht erhörte, schlimmer, ihn gänzlich ignorierte, zum anderen, weil er sich schuldig fühlte.
    Er hatte seinen Bruder Keith auf dem Gewissen. Kein Werwolf durfte einem anderen schaden. Er war ein Verräter.
    Die Nächte, in denen er sich mit Schuldgefühlen quälte, waren besonders gefährlich, denn er neigte dazu, leichtsinnig und selbstzerstörerisch zu handeln. So war es auch in jener Nacht vor acht Jahren. Er hatte die Vorhänge offen gelassen, sich auf den Teppichboden gelegt und gewartet, bis das Licht des Mondes durch das Fenster über seinen Körper glitt. Die Folgen waren schmerzhaft. Selbstkasteiung.
    Als Werwolf besaß er zwei latente Gestalten. Zum einen konnte er sich zu jeder Tages- und Nachtzeit in einen Wolf verwandeln. Das war vorteilhaft und half bei seinen Ermittlungen. Zum anderen gab es noch die zweite Gestalt. Sie war größer, mächtiger, gefährlicher und glich am ehesten dem, was sich Menschen in ihren Geschichten und Filmen unter einem Werwolf vorstellen.
    Ein muskulöses, gigantisches Wesen mit Fell, riesigen Pranken und scharfen Reißzähnen. Diese zweite Gestalt löste während der Verwandlung unvorstellbare Schmerzen aus. Knochen brachen und verschoben sich, Muskelberge wuchsen. Ein grausamer Prozess, dem die meisten Werwölfe aus dem Weg gingen. Nur in höchster Not ließen sie die Verwandlung zu. War diese erst einmal abgeschlossen, steckte der Werwolf in einem mächtigen Körper, der so gefährlich war wie eine Waffe. Vampire konnten in diesem Zustand leicht erledigt werden. Allerdings hielt die Verwandlung nur so lange an, wie er dem Licht des Mondes ausgesetzt war. Es genügte eine dunkle Wolke, um sie zu unterbrechen.
    Correy begrüßte die Schmerzen, er wollte sie spüren. Sie waren das Einzige, das ihn darin erinnerte, am Leben zu sein und gleichzeitig eine gerechte Strafe für seine Untat. Ein Brennen erfasste seine Haut, als das Licht des Mondes über sein Gesicht strich. Dieses sollte sich als erstes verwandeln. Schon hörte er das Zersplittern und Knacken seiner Wangen und Kieferknochen. Tränen stiegen ihm in die Augen. Der Schmerz raubte ihm fast den Verstand. Es pochte und pulsierte überall. Ganz langsam schoben sich Ober- und Unterkiefer nach vorne, bildeten eine Schnauze. Über seinen Augenbrauen wuchsen Wulste. Sekundenlang war ihm schwarz vor Augen. Dann erfasste die Verwandlung seinen ganzen Körper. Er schrie, wand sich am Boden, schlug mit Armen und Beinen um sich. Doch er bereute nicht, dass er sich

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