Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)
zweifelte, ob er jemals etwas für sie empfunden hatte. Es sah nicht danach aus. Sie war nur die Blutsklavin. Nicht mehr, nicht weniger. Eine wandelnde Mahlzeit. Wenn es ihm beliebte, rief er sie zu sich, trank ihr Blut und schickte sie wieder fort. Von Zärtlichkeit war keine Rede mehr. Und Gespräche mit ihr langweilten ihn nur noch.
Aber verlassen konnte sie ihn nicht. Das ging nicht. Nicht, wenn man eine Blutsklavin war. Eine Blutsklavin war das Eigentum ihres Herrn. Er konnte über sie verfügen, wie es ihm beliebte. Und er würde sie töten, wenn sie es wagte, ihn zu verlassen. Das metaphysische Band, mit dem er sie an sich kettete, war so eine Art Schutz gegen Fremdgehen oder Verlassen. Ein vampirischer Keuschheitsgürtel. Sie kannte auch Geschichten, in denen sich Vampire mehrere Blutsklaven in verschiedenen Funktionen gehalten hatten, die alle ihrem Herrn oder ihrer Herrin auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Niemand kam von ihnen wieder los. Das starke, magische Band, das zwischen dem Herrn und seinen Sklaven entstand, welches der Vampir wob und mit seiner Lebensenergie aufrecht erhielt solange er lebte, wurde den Menschen, bevor sie zu Blutsklaven wurden, freilich nicht erklärt. Sie hatte viel darüber gehört und das Band, das sie an Levan heftete, spürte sie jeden Tag.
Es war nicht so, dass die Vampire ihr freiwillig all ihre Geheimnisse preisgaben, nein, sie hatte gelernt, sich unsichtbar zu machen und zu lauschen. Doch woher die Vampire ihre übernatürlichen Kräfte hatten, woher sie kamen und all dies, darüber wusste sie bis auf ein paar rudimentäre Dinge nicht viel. Sie wusste, dass alle Vampire eine Urmutter hatten, Pyr, aber sie weilte nicht auf der Erde. Theresa bekam vage und unbefriedigende Antworten auf ihre Fragen hie und da, mehr erklärte man einem Sklaven nicht. Wenn überhaupt.
Auch ihre Visionen hatten keine Antwort darauf. Durch das häufige Trinken der Vampire und ihre daraus folgende körperliche Schwäche, waren ihre Visionen ohnehin sehr selten und weniger intensiv geworden. Vielleicht wäre es wirklich gesünder die Vampire endlich zu verlassen. Doch wo sollte sie hin? Und eines war ihr sowieso klar. Selbst wenn sie sich von Levan löste, sie würde nie ganz von ihm frei kommen. Es war, als wäre ein Teil von ihm in ihr eingepflanzt. Und dieser Teil hatte mehr Macht über sie als es ihr mittlerweile recht war. Besonders mächtige Vampire wie er verfügten über metaphysische Kräfte, die sie noch immer nicht komplett verstand, obwohl sie nun schon viele Jahre bei Levan lebte. Sie wunderte sich immer häufiger aus welchen Gründen Menschen sich dazu entschlossen, zu Blutsklaven zu werden. Denn meistens geschah dies freiwillig. Einige, wie Levans Bodyguards, lockte das Geld. Sie selbst war aus blinder Liebe zu ihm gekommen und anfangs war alles wie ein schöner Traum gewesen. Es gab allerdings auch Vampire, die die Ansicht vertraten, dass jeder Mensch in der natürlichen Hierarchie unter den Vampiren stand und sie alle mehr oder weniger Blutsklaven waren. Theresa seufzte und setzte noch einmal mit dem Lippenstift an. Diesmal gelang es ihr, ihre ohnehin schon vollen Lippen auszufüllen. Sie machte einen Kussmund und war zufrieden mit dem Ergebnis.
Nachdem sie sich auch die Augenlider und Wimpern geschminkt und ein Parfum aufgelegt hatte, rief sie sich ein Taxi und ließ sich zu Levans Haus bringen. Mit dem Fahrstuhl fuhr sie ganz nach oben und überprüfte den Sitz der Haare und des Kleides im Spiegel.
Okay, auf in den Kampf.
Der Lift öffnete sich direkt in Levans Loft und ein Bodyguard empfing sie. Levan war ein einflussreicher Vampir, der menschliche Diener beschäftigte, die darauf hofften, eines Tages den unsterblichenKuss zu bekommen. Für viele Menschen hatte das ewige Leben einen besonderen Reiz. Diejenigen, die es sich leisten konnten, bezahlten hohe Summen für ein paar vampirische Blutstropfen. Auf diese Weise konnten sich Vampire finanzieren, ja sogar ein beträchtliches Vermögen heranschaffen. Unsterblichkeit war vermutlich der Hintergedanke, der alle unbewusst antrieb, die sich in die Dienste eines Vampirs begaben oder Geschäfte mit ihnen machten.
Was Theresa selbst betraf, so war sie sich längst nicht mehr sicher, warum sie sich das alles angetan hatte. Gerne wollte sie daran glauben, dass Liebe gepaart mit einer gehörigen Portion Naivität und Verzweiflung sie in Levans Arme trieb. Jedoch so oft sie auch darüber nachdachte, ganz konnte sie sich
Weitere Kostenlose Bücher