Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
Generation der Ältesten ist, desto stärker ist sein Blut, doch es wird nach jeder Generation ein wenig verwässert. Bei den Todgeweihten ist es anders. Man sagt, ihre Linie sei von Anfang an sehr schwach gewesen. Zwar hatten sie besondere Gaben, manche sogar mehr als eine, aber es fehlte ihnen die Fähigkeit der schnellen Regeneration und sie vertrugen nur ganz bestimmtes, reines Blut. Tranken sie das Blut eines gewöhnlichen Menschen, konnten sie daran verrecken. Sie glaubten, dass nur das Blut von Jungfrauen genießbar sei.“
„Bingo! Das sind diese Feinschmecker, denen wir auf der Spur sind“, sagte Killian.
Jetzt war es noch dringlicher, mit Will zu sprechen.
„Man nahm an, sie seien ausgestorben. Survival of the fittest. Aber Vampire können sehr zäh sein. Vielleicht haben sie sich, unbemerkt von unseren Augen, vermehrt und ihren Defekt von einer Generation zur nächsten übertragen.“
„Will erwähnte hohen Besuch, für den das reine Blut bestimmt ist. Bedeutet das, dass ein mächtiger Vampir unter diesem … Defekt … leidet?“, hakte sie nach.
„Darüber kann ich euch nichts sagen. Man weiß nicht, wo der Ursprung der Linie der Todgeweihten liegt. Zumindest können weder ich noch dieses Buch diese Frage beantworten.“ Er klappte es zu.
„Danke Quentin, du hast uns sehr geholfen. Wir müssen mit Will sprechen“, sagte Killian entschlossen und erhob sich.
Der Traum ging Joli nicht aus dem Kopf. Sie aß mit ihrer Freundin und Kollegin Theresa Straub zu Abend, die genau wie sie eine Wolfsängerin war. Allerdings eine, deren Fähigkeiten weit stärker ausgeprägt waren, als ihre eigenen. Auch Correy, Theresas Lebensgefährte, war mitgekommen, weil er zurzeit keinen Auftrag hatte. Nebenbei arbeitete der Werwolf als Privatdetektiv, da er im Gegensatz zu Rem kein Schatzjäger war, der über die Jahrhunderte hinweg einen ordentlichen Reichtum angesammelt hatte, sodass er nicht von seinen Reserven oder Zinsen leben konnte. Nein, er war gezwungen, seinen Lebensunterhalt wie jeder gewöhnliche Sterbliche zu verdienen. Joli fand das nicht schlecht, weil er dadurch immer unter Menschen war, ihre Gepflogenheiten besser kennenlernte und sich nicht so altertümlich wie Rem verhielt, dem man oft anmerkte, dass er aus einer anderen Zeit stammte.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Theresa besorgt, nachdem Correy von ihrem Tisch aufgestanden war, um schon einmal die vier Kinokarten mit dem Gutschein zu besorgen, den sie ihm gestern geschenkt hatte.
Joli stocherte in ihren Bratnudeln herum. Es wollte ihr kaum ein Bissen hinuntergehen. Dabei sehnte sich ihr Magen nach einer kleinen Mahlzeit. „Nicht wirklich“, gab sie schließlich zu und legte die Gabel weg.
„Was ist geschehen?“
Theresa blickte sie mit ihren violetten Augen besorgt an. Ihre langen schwarzen Haare rahmten ihr blasses Gesicht ein. Manchmal erinnerte sie äußerlich ein wenig an einen Vampir. Joli war ein ganz anderer Typ, der sich hinter einer übergroßen Brille und unter blonden Locken versteckte. Gegensätzlicher hätten sie kaum sein können. Und doch teilten sie das gleiche Schicksal.
„Ich hatte einen merkwürdigen Traum“, gab Joli zu. „Naja, um ehrlich zu sein, war es nicht das erste Mal, dass ich von meiner Entführung träumte. Das sitzt tief in mir.“ Und sie konnte schwerlich zu einer Therapie gehen, um sich behandeln zu lassen. Denn dann würde sie auch pikante Details verraten, die geheim bleiben mussten. Wer wusste schon, was sie unter Hypnose möglicherweise ausplaudern würde? Nein, sie musste das mit sich selbst ausmachen. Was nicht immer einfach war. Theresa verstand sie, das wusste sie.
„Erzähl mal.“
Joli seufzte, nahm einen Schluck Orangensaft und lehnte sich zurück. „Ich lag wie immer gefesselt am Boden, Freck über mir, und dann habe ich Pyr gespürt. Ihre Finger berührten mein Innerstes. Es war so intensiv wie nie zuvor. Es fühlte sich an, als sei es echt.“ Eigentlich erwartete Joli ein paar beruhigende Worte ihrer Freundin, aber die blieben aus. Stattdessen wurde Theresas Gesicht ernst. Das machte Joli Sorgen. „Was ist denn?“, fragte sie unruhig.
„Ach, ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte.“ Theresa biss sich auf die Unterlippe, als wäre auch das bereits zu viel gewesen.
„Natürlich! Du musst mir alles sagen“, beharrte Joli. „Auch wenn es etwas Unangenehmes ist. Ich muss es wissen.“
„Na schön.“ Theresas Hände legten sich um ihr Glas, und
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