Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
dieselbe Weise an, mit der er sie früher, bei ihrer ersten gemeinsamen Fahrt, bedacht hatte.
„Weißt du noch, unser Gespräch über Werwölfe und Vampire?“, fragte Joli und musste grinsen. Sie war damals so aufgekratzt gewesen, dass die Fragen aus ihr hinausgesprudelt waren und Rem hatte sie bereitwillig beantwortet.
„Wie könnte ich diese Fahrt vergessen? Das war der Moment, in dem ich mich in dich verliebt habe.“ Er zwinkerte ihr zu und Joli lachte leise.
Wenige Augenblicke später hielt Rem in der Ruprechtstraße vor dem Wohnhaus, in dem Correy und Theresa lebten. Nachdem Theresa nach Berlin gekommen war, um hier Schutz vor den Vampiren zu finden, denen sie zuvor als Blutsklavin gedient hatte, hatte sie ein Gästezimmer in Rems Villa bezogen. Dort hatte Joli ihre spätere Freundin kennengelernt. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden, wie zwei Seelenverwandte, die sie genau genommen auch waren, denn sie teilten ein außergewöhnliches Schicksal. Nachdem Theresa eine Ausbildung als Zahnarzthelferin begonnen hatte, hatte sie eine eigene Wohnung bezogen. Gemeinsam mit Correy, der ihr aus Hamburg hinterhergezogen war.
„Dann viel Spaß und grüß mir die beiden.“
„Na klar! Die werden Augen machen.“
Joli eilte zu dem Wohnblock, klingelte und ging, nachdem die Haustür mit einem Surren aufgegangen war, die Treppe hinauf. Sie war in bester Stimmung, überglücklich nach diesen aufregenden Nachrichten, doch das alles vergaß sie sogleich, als sie Theresas sorgenvolles Gesicht durch den Spalt der Wohnungstür sah. Theresa war immer sehr vorsichtig, fürchtete sich vor Blutsklaven, die sie hier vielleicht ausfindig machen konnten. Als sie Joli erkannte, öffnete sie die Tür und ließ sie ein. Ihre Miene blieb jedoch starr.
„Wie gut, dass du kommst, ich habe schon versucht, dich anzurufen“, sagte Theresa leise.
Sie klang bedrückt. Hoffentlich war nichts mit Correy. Aber der kam gerade aus der Dusche, nur mit einem Handtuch um die Hüften, und war bester Laune. Freundlich grüßte er.
„Na siehst du, Theresa, jetzt ist sie ja endlich hier. Ich lass euch dann mal allein.“ Mit diesen Worten verschwand er in einem Zimmer.
„Was ist denn los?“, fragte Joli aufgeregt, weil Theresa sie mit ihrer Unruhe ansteckte.
„Setzen wir uns erst mal.“
Sie ergriff Jolis Hand und zog sie mit in die Küche, wo sie sich auf einer Eckbank niederließen. Der Tisch war gedeckt, aber offenbar hatte Theresa keinen Hunger. Eine Brötchenhälfte lag unangerührt auf ihrem Teller.
„Ich habe auch Neuigkeiten“, sprudelte es aus Joli hinaus, die sich allmählich wieder fasste und an ihr Mutterglück denken musste.
„Ich hatte heute Nacht wieder einen Traum“, machte Theresa, die ihr offenbar nicht zugehört hatte, die Stimmung wieder kaputt.
„Ach ja?“, fragte Joli beunruhigt und spielte mit dem Henkel der Teetasse, die vor ihr stand. „Wiederderselbe Traum, den ich auch immer habe?“
Theresa schüttelte den Kopf. Für einen kurzen Moment war Joli erleichtert. Aber dann fing Theresa zu erklären an: „Es begann eigentlich ganz harmlos. Wir waren shoppen, so wie wir es oft machen, drüben im Zentrum. Ich weiß noch genau, dass du dich für ein geblümtes Sommerkleid begeistern konntest. Dann wurdest du plötzlich ganz bleich. Von einer Sekunde auf die andere. Ich fragte dich noch, ob alles okay sei, aber da bist du vor mir her zu den Toiletten getaumelt. Ich bin natürlich nach, um dir zu helfen. Aber du warst so schnell in der Kabine verschwunden, dass ich nicht zu dir konnte. Ich hörte, wie du dich übergeben musstest.“
Joli musste schmunzeln. Sie hatte befürchtet, der Traum würde ihr eine düstere Zukunft vorhersagen, so wie es bei Theresas Träumen häufig der Fall war. Aber an diesem Traum konnte sie nichts Schlimmes finden. Wahrscheinlich machte sich die Freundin Sorgen, dass sie krank werden könnte. Beruhigend legte sie ihre Hand auf die von Theresa.
„Das ist ja das, was ich dir erzählen wollte. Ich war vorhin mit Rem in der Notaufnahme.“
„Wie bitte?“ Theresas Hand krallte sich in die von Joli.
„Mir war heute Morgen übel und ich musste ins Bad, so wie du es geträumt hast. Nur, dass wir nicht shoppen waren. Aber es ist alles ganz harmlos. Genauer gesagt, es ist wundervoll! Ich erwarte ein Kind!“
Theresas Gesicht hellte sich auf. Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte sie. Und das von einem Ohr bis zum anderen. Mit einem leisen Jubelschrei breitete sie die Arme
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