Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
brandete durch ihren Unterleib, schoss durch alle Glieder bis in ihren Kopf. Es dröhnte und pulsierte, fühlte sich an, als wolle ihr Schädel explodieren. Sie sank vor dem Mann auf die Knie, fühlte sich mit einem Mal leer. Sie weinte, schrie, brüllte.
„Joli!“
Plötzlich sah sie Rems Gesicht über sich. Er lebte! Bei Lykandra, er lebte!
„Joli, wach auf!“
Sie zitterte noch immer. „Wo bin ich?“
„Zu Hause.“
In ihrem Bett und Rem war bei ihr! Sie fiel ihm in die Arme, überhäufte ihn mit Küssen. Der Vater ihres Kindes lebte. Behutsam streichelte er ihren Rücken.
„Diese Träume müssen aufhören“, sagte er, doch er klang genauso hilflos, wie sie sich fühlte.
Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter, schloss die Augen und atmete tief durch.
Correy beschaffte am nächsten Vormittag die Ausrüstung, die sie brauchten, um die Vampire zu vernichten. Armbrüste in Miniaturgröße, die gut unter Mänteln oder Kutten zu verstecken waren, die Bolzen abschossen, wie Pflöcke funktionierten und die elenden Blutsauger pfählen würden. Jeder Schuss musste sitzen.
Zwei Stunden vor Abenddämmerung brachen sie auf, nur Theresa und Joli blieben zu Hause. Letztere hatte nervös gewirkt und versucht, die Werwölfe von ihrem Plan abzubringen. Erfolglos. Killian war hart geblieben, hatte als Rudelführer beschlossen, die Mission zu Ende zu bringen und das war auch aus Keiras Sicht das einzig Vernünftige. Dennoch beunruhigte sie Jolis Verhalten. Sie hatte behauptet, ihr Scheitern vorhergesehen zu haben. Unter anderen Umständen hätte Keira dieser Vorsehung keine allzu große Bedeutung beigemessen, doch Joli war eine Wolfsängerin und mit übersinnlichen Gaben ausgestattet, die ihr auch einen Blick in die Zukunft ermöglichten. Allerdings hatte Theresa, die Begabtere der beiden, nichts Derartiges gesehen, weswegen die Werwölfe glaubten, Joli hätte lediglich einen weiteren Albtraum gehabt. Keira konnte nur hoffen, dass dem tatsächlich so war. Nichtsdestotrotz würden alle noch vorsichtiger sein, so viel stand fest.
Sie fuhren in Rems BMW zum Teufelssee, parkten ein Stück entfernt vom Wald und begaben sich zu einer Stelle nahe dem kleinen Müggelberg, wo eine alte Eiche stand. Der mächtige Stamm war einst von einem Blitz gespalten worden, der einen Hohlraum herausgebildet hatte. Es war ein surreales Gebilde, dessen Geäst sich in zwei Richtungen neigte.
„Nun wird sich zeigen, ob euer Blutsaugerfreund sein Wort gehalten hat“, sagte Rem und untersuchte die Öffnung in der Rinde.
Fasziniert beobachtete Keira, wie das Laub raschelte und die Äste sich im Wind bewegten, als versuchten sie, nach den Sternen zu greifen. Ein Zweig reckte sich weiter hinauf als der andere, gleich kleinen gierigen Händen und tatsächlich meinte Keira, Finger zu erkennen, die Nägel an deren Spitzen aufwiesen. Hunderte Hände, so groß wie die Hände von Kindern. Irritiert schüttelte sie den Kopf, doch als sie noch einmal dorthin blickte, sah sie, dass die Hände nacheinander schlugen und Zweige und Blätter abbrachen. Was sollte das? Was war da los? Und wieso schien keiner der anderen das wahrzunehmen?
In dem Moment durchzuckte Keira ein heftiger Schmerz, der sie taumeln ließ. Sie hatte es schon während der Fahrt gespürt und versucht, es zu unterdrücken. Das war gründlich misslungen. Ein Anfall. Ausgerechnet jetzt. Sie wandte den Blick von der Eiche ab, die sich wieder normalisiert hatte, und blickte Hilfe suchend zu Kill, der sofort verstand und zu ihr eilte, um sie zu stützen. Da rasselte der Schmerz von ihrem Kopf wie ein Blitz in ihre Fußspitzen. Ihr Körper verkrampfte sich, die Beine wurden steif und sie verlor jegliche Kontrolle über ihre Glieder, ihre Hände und Finger, die sich unnatürlich abspreizten.
„Was ist mit ihr los?“, hörte sie Correys besorgte Stimme, doch sie klang fern.
Alles klang fern. Keira hatte das Gefühl, jemand versuchte, sie aus ihrem Körper zu drängen. Es war das Tier in ihr, das ihre menschliche Seite nicht duldete, weil sie noch nicht eins geworden waren. Es war, alslebten zwei Seelen in ihrer Brust. Mal dominierte die eine, mal die andere.
Rasch riss sie sich von Kill los und stolperte am Hang des Hügels entlang. Es war ernst. Ernster als zuvor. Die anderen durften nicht merken, was mit ihr los war. Aber da spürte sie zwei kräftige Arme, die sie festhielten, die sie im Hier und Jetzt hielten, wie sie es schon ein Mal getan hatten. Und dieses vertraute Gefühl
Weitere Kostenlose Bücher