Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
ab, sie schüttelte ihre langen goldenen Haare, die wild durch die Luft flogen und dann hörte er sie stöhnen, laut, wölfisch, befriedigt.
Joli lag auf dem eiskalten Steinboden des Sanatoriums von Schloss Hornbach. Sie erwartete, jene festen Fesseln an ihren Hand- und Fußgelenken zu spüren, die ihr das Blut abschnürten, aber zu ihrem Erstaunen war sie dieses Mal nicht gefesselt. Sie konnte sich frei bewegen. Überrascht setzte sie sich auf, tastete ihre Hände und Füße ab, ehe sie sich erhob, um sich umzublicken. Nein, das war nicht Schloss Hornbach. Dies war ein völlig anderer Ort. Sie spürte feuchten Sand unter ihren nackten Füßen, hörte das Gras rascheln. Irritiert ging sie weiter, bis sie an einen See kam, der zwischen Bäumen versteckt lag. Dort brannten Fackeln, die an den Zweigen befestigt waren und die Szenerie in rotes Licht tauchten. Kühler Wind kam auf und ließ die Flammen flackern. Eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Da bemerkte sie den riesigen Stein am Ufer, auf dem eine reglose Gestalt lag. Vorsichtig trat sie näher. Eine mächtige Brust bewegte sich im Rhythmus eines schweren Atems. Muskulöse Beine und Armen waren an Pflöcke gefesselt, die jemand in den Erdboden gerammt hatte.
Unsicher blickte Joli sich um, fühlte sich beobachtet, aber niemand war hier. Langsam trat sie näher. Etwas glitzerte in der Brust des Mannes. Sie konnte es nicht erkennen. Ängstlich trat sie noch näher, bis sie es erkannte. Ein silberner Dolch steckte in seiner Brust. Schockiert von dem Anblick der Klinge in seinem Fleisch, stieß Joli einen Schrei aus, hielt sich aber rasch die Hände vor den Mund. Sie blickte hinter sich, aber niemand schien sie gehört zu haben. Der Wald war ruhig, nur der Wind heulte leise in der Ferne.
„Hallo? Können Sie mich hören?“, fragte sie den Gefesselten, aber der antwortete nicht. Sein Kopf hing hintenüber, sodass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte. Also lief sie um den Stein herum und erschrak fast zu Tode, als sie das Gesicht des Mannes erkannte.
Rem!
Er war tot! Mein Gott, tot!
Übelkeit stieg in ihr hoch, sie spürte, wie es bis in ihre Fingerspitzen kribbelte, wie ihr schwindelte und die Beine unter ihr nachgaben. Benommen sank sie auf die Knie, spürte, wie sich ihr Magen entleeren wollte. Da vernahm sie Schritte hinter sich. Erschrocken wandte sie den Kopf zu der dunklen Gestalt, die in eine Kutte gehüllt war, sodass sie ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Doch die Statur und die enorme Größe verrieten, dass es sich um einen Mann handelte. Hinter ihm am Boden trieb der Wind die Gräser auseinander und offenbarte die leblosen Körper ihrer Mitstreiter, die Joli erkannte, auch ohne ihre Gesichter zu sehen. Correy, Theresa, Killian, Keira.
„Was ist hier los?“, schrie sie die Kreatur an.
Ein Traum! Natürlich, das war wieder einer ihrer Träume. Theresa hatte recht, nur sie konnte ihre Träume beherrschen, ihre Freunde wieder lebendig machen. Hier hatte nur sie etwas zu sagen. Nur warum klappte es nicht? Warum fühlte sie sich trotz ihrer Erkenntnis machtlos?
Die geisterhafte Gestalt in der Kutte lachte und breitete die Arme väterlich aus. „Joli, glaubst du wirklich, du kannst deinem Schicksal entrinnen?“
Der Mann trat näher und Joli machte instinktiv einen Schritt zurück, doch etwas hielt sie fest, fesselte sie an den Boden. Sie blickte hinunter und sah Ranken, die aus der Erde schossen, sich um ihre Fußgelenke wickelten und sie festhielten.
„Wovon sprichst du? Was soll das alles?“
Es war nur ein Traum! Doch diese Erkenntnis half nicht. Was, wenn sie gar nicht träumte? Wenn das alles echt war?
Die Gestalt stand nun vor ihr. Die Kapuze der Kutte hing ihr so tief ins Gesicht, dass sie dieses noch immer nicht erkennen konnte. Doch sie sah die ausgemergelten, bleichen Hände und wusste, dass sie einem Vampir gehörten.
„Ich will nur eins von dir.“
Er streckte die Hände aus und legte sie auf ihren Bauch. Joli fing an, zu zittern. „Fass mich nicht an,sonst …“, stammelte sie, aber der Vampir ignorierte die Drohung. Behutsam glitten seine Finger über ihren Bauch, der viel größer war als sonst. Joli spürte eine Bewegung in sich. Ihr Kind lebte, es hatte Angst, versuchte, sich gegen die Kreatur zu wehren.
„Nur ich kann es noch verhindern“, flüsterte die Gestalt.
„Was verhindern?“
Plötzlich stieß der Mann seine Klauen in ihren Bauch. Joli schrie auf. Ein unvorstellbarer Schmerz breitete sich in ihr aus,
Weitere Kostenlose Bücher