Lykos (German Edition)
und Damm stiegen aus, umrundeten einen kleinen Zaun und klingelten dann an der Tür. Zunächst rührte sich nichts, also klingelten sie ein zweites Mal. Kurz darauf war ein Schatten hinter der bunten Glasscheibe der Haustür zu sehen und sie öffnete sich. Ein etwa dreißig Jahre alter Mann mit auffällig dunkel unterlaufenen Augen und Dreitagebart blickte durch den kleinen Spalt, den er geöffnet hatte und sah die beiden Polizisten verwundert an. Straub zog seine Dienstmarke und stellte sich kurz vor. „Können wir kurz mit ihnen sprechen, Herr Ritsch?“, fragte er im ruhigen Ton.
„Äh, worum ... geht’s denn?“, wollte der Mann hinter der Tür verwundert wissen.
„Das besprechen wir am besten drinnen, Herr Ritsch“, antwortete Straub nun eindringlicher.
Der Hausbesitzer gab die Tür frei und ließ die beiden Kriminalbeamten hinein. Ein seltsamer Geruch war sofort auszumachen und es schien hier drinnen kälter zu sein, als draußen. Die Wohnung war unaufgeräumt, ja regelrecht verdreckt. Es war ein deutlicher Kontrast zum gepflegten Äußeren des Hauses. Hier lag überall Geschirr und Besteck mit Essensresten, dreckige Wäsche und anderer Müll umher. Ritsch machte sich nicht mal ansatzweise die Mühe, irgend etwas davon wegzuräumen – er schien das Chaos um sich herum überhaupt nicht zu bemerken. Für den Oberkommissar und seine Kollegin war es jedoch offensichtlich, dass hier etwas nicht stimmte.
„Wollen sie sich setzen?“, lud Ritsch sie ein und deutete mit fahrigen Bewegungen auf das Sofa, auf dem eigentlich aufgrund des vielen Unrates gar kein Platz mehr war. Die beiden Polizisten blieben deshalb lieber stehen und Straub stellte seine Fragen, während Damm ihr Notizbuch hervorholte. „Herr Ritsch, sie haben im August ihren Sommerurlaub auf Mallorca verbracht, ist das richtig?“, begann der Oberkommissar.
„Äh ... ja, das stimmt“, bestätigte der junge Mann das zögerlich, als müsse er sich erst mühsam daran erinnern.
„Wo ist ihre Frau eigentlich?“
„Die ist krank ..., liegt oben im Bett. Schon seit Tagen geht’s ihr schlecht.“
„Sie kann also nicht bei unserem Gespräch dabei sein?“
„Nein, nein ..., das geht glaub ich nicht.“
„Brauchen sie einen Arzt?“, wollte Angela Damm wissen.
„Nein ... danke, das wird schon wieder. Migräne und so, wissen sie?“
Die beiden Polizisten nickten und Straub fuhr fort: „Haben sie sich in ihrem Urlaub verletzt? Sind sie vielleicht von einem Tier gebissen worden?“
„Von einem ...? Nein, nein, bin ich nicht“, schüttelte Ritsch seinen Kopf.
„Und ihre Frau? Geht es ihr möglicherweise deshalb so schlecht?“
„Nein, wie kommen sie darauf? Was ist hier überhaupt los? Haben wir irgend etwas angestellt, oder was?“, brauste der junge Mann plötzlich auf und erhob sich. Er nahm eine drohende Haltung ein und ballte seine Fäuste.
Straub und Damm behielten ihn im Auge und beachteten nun jede seiner Bewegungen, während sie ihn zu beruhigen versuchten. „Sie brauchen sich nicht aufzuregen, Herr Ritsch. Wir stellen ihnen nur ein paar Routinefragen, die wir auch vierhundert anderen Leuten stellen“, sagte Straub.
Ritsch beruhigte sich daraufhin offensichtlich und setzte sich wieder. „Tut mir leid, ich bin auch etwas ...“, brummte er und wischte sich über das Gesicht.
„Geht es ihnen auch nicht gut?“, wollte der Oberkommissar wissen.
„Doch, doch, alles OK. Ich will nur wissen, um was es hier eigentlich geht.“
„Es sind wie gesagt nur Routinefragen. Wir ermitteln im Zusammenhang mit einigen Mordfällen, die hier in Salzgitter in den letzten Monaten geschehen sind“, erklärte Straub.
„Mordfälle?“, flüsterte Ritsch und wurde deutlich blasser im Gesicht. Doch dann schüttelte er seinen Kopf. „Da sind sie bei uns aber an der vollkommen falschen Adresse.“
„Wir behaupten ja auch nicht, dass sie etwas damit zu tun hätten. Sie haben sich also keinerlei Verletzungen zugezogen?“
„Nein!“
„Weshalb sind sie denn dann am Abend des 16. August noch spät zum Arzt in ihrem Hotel gegangen?“
Diesmal wurde das Gesicht des Gefragten rot und er antwortete zunächst nicht. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich irgendwie ertappt fühlte. Dann schien er sich jedoch wieder zu fangen und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Ach, das meinen sie. Ja, hatte ich fast schon wieder vergessen. Meine Frau und ich waren spazieren an diesem Abend. Wir sind etwas außerhalb des Ortes
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