Lykos (German Edition)
wir genetische Proben von allen Männern, die in Frage kommen.“
„OK“, nickte Breuer und gab somit den Startschuss.
Straub was zufrieden, denn er wusste, dass sein Chef nun wieder hundertprozentig hinter ihnen stand. „Die Kollegen sollen sich alle Reisebüros der Stadt vornehmen. Ich will morgen schon eine Liste von Namen haben, die wir nach und nach abarbeiten.“
Es stellte sich bereits am Mittag des nächsten Tages heraus, dass es einige Hundert Menschen waren, die im Zeitraum von März bis September - also bis zum Beginn der Mordserie – die spanische Insel besucht hatten. Die Beamten der Soko hatten sämtliche Reisebüros der Stadt, sowie alle in Frage kommenden Fluggesellschaften, die von Hannover aus starteten, um entsprechende Daten gebeten. Nach und nach trudelten noch weitere Namen ein, so dass sich bald eine umfassende Liste entwickelte. Straub und seine Kollegen hatten also Einiges zu tun und gingen die Namen nach Geschlecht und Alter durch. Sie strichen zunächst alle Reisenden über 50 und unter 16, sowie alle Frauen. Dennoch blieben etwa 400 Namen übrig, die es nun zu überprüfen galt. Der Oberkommissar teilte Gruppen von je zwei Polizisten auf und stellte zusammen mit den Frauen und Männern der Soko einen Katalog an Fragen für die Betroffenen auf. „Fragt auf jeden Fall auch nach Verletzungen, die sie sich im Urlaub zugezogen haben. Vor allem Tierbisse stehen dabei im Vordergrund“, erläuterte er seinen Kollegen. Die Polizisten machten sich danach in Gruppen auf und begannen mit ihrer Sisyphusarbeit auf der Suche nach einem Verdächtigen. Überzeugt von dem Sinn ihrer Tätigkeit waren nicht viele der Männer und Frauen, denn der eigenartige Hintergrund des vollkommen neuen Täterprofils war ihnen suspekt. Dennoch erledigten sie ihre Aufgabe schon allein aus Solidarität mit dem Oberkommissar.
Während Straub seine Sachen im Besprechungsraum zusammenräumte, kam seine Kollegin Damm herein und wedelte mit einem Zettel umher. „Ich habe mich mal ein wenig bei den Ärzten auf Mallorca umgehört. Vor allem die, welche in der Saison in den Hotels arbeiten. Ich fragte nach Verletzungen ungewöhnlicher Art bei den Touristen“, sagte sie lächelnd.
Straub wusste, dass dann immer eine interessante Neuigkeit folgte. Seine junge Kollegin war in Recherchen unschlagbar. „Spann mich nicht auf die Folter“, bat er.
„Ein gewisser Dr. Likantez aus Porto Christo konnte sich an einen Mann erinnern, der seltsame Wunden, wie mit einem dreischneidigen Messer geschnitten auf der Brust besaß, und den er behandelt hat. Der Mann und seine Frau hatten erzählt, dass sie außerhalb des Ortes von einem Unbekannten belästigt worden waren. Der Arzt hat in seinen Unterlagen nachgesehen und den Namen tatsächlich gefunden. Bernd Ritsch heißt er und er kommt doch tatsächlich aus Salzgitter. Er und seine Frau waren die letzten Patienten an dem Abend. Und jetzt rate mal, wo das gewesen ist?“
„Santanyi?“
„Ganz genau. Am 16. August im Badeort Cala Santanyi, Mallorca“, nickte Damm lächelnd.
„Ich fühle mich versucht zu sagen: Volltreffer“, bemerkte Straub. „Du bist wirklich ein unbezahlbares Goldstück“, setzte er fort und schmatzte seiner Kollegin einen Kuss auf die Wange.
„Hey, gibt das auch eine Gehaltserhöhung?“, scherzte sie.
„Ach was, zwei. Aber zunächst machen wir uns auf den Weg zu diesem ...“
„Bernd und Carola Ritsch, Rembrandring 18“, ergänzte Damm.
„Na, dann mal los. Bin gespannt, wer uns da erwartet.“
„Vielleicht liebt er ja rohes Polizistenfleisch“, flachste Damm, während sie die Treppen hinabstiegen.
„Wenn, dann nur das frische und knackige Fleisch junger, wollüstiger Polizistinnen“, grinste Straub.
„Dann bist du wohl außen vor, wie?“
„Tja, das ist der Vorteil des Alters.“
„Genau, Alter.“
Fünf Minuten später fuhren sie durch das Neubaugebiet am westlichen Rand der Stadt und bogen in die besagte Straße ab. Neuerrichtete Häuser mit noch nicht fertigen Gärten, Schotterstraßen, an deren Rändern Paletten mit Steinen oder Dachziegeln standen und Rohbauten prägten das Bild dieser Gegend. An den meisten Häusern hingen zum Glück schon die Hausnummern, zumeist in großen weißen oder grauen Zahlen auf den hellen Klinkersteinen. Die Nummer 18 war ein kleines Einfamilienhaus mit heller Fassade und einem Carport davor. Ein silberner VW-Passat älteren Baujahres stand darunter, die Besitzer waren also offenbar zuhause.
Straub
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