Lykos (German Edition)
stammelte zusammenhangslose Worte, während er verzweifelt versuchte, seine Waffe aus dem Halfter zu holen.
Plötzlich hob das Tier seinen riesigen Schädel und blickte den zweiten Polizisten an. Die unglaublich großen Zähne in dem weit aufgerissenen Maul tropften vor Blut und Fleischfetzen hingen dazwischen. Es gab einen unbestimmten Laut zwischen einem Knurren und einem Bellen ab und erhob sich fast provozierend langsam. Unvorstellbar für Ruprecht, stand das Tier auf zwei Beinen vor ihm und glotzte ihn mit gelblich leuchtenden Augen an. Seine Hand fand endlich die Waffe und zog sie zitternd heraus. Er entsicherte sie und versuchte dann, auf dieses scheußliche Wesen zu zielen. Mit einer wahnsinnig schnellen Bewegung seiner Pranke hieb es ihm die Waffe jedoch einfach aus der Hand und schien dabei regelrecht zu lachen, denn ein erstickendes, abgehacktes Geräusch kam aus dem Maul des Monsters. Es machte zwei Schritte vorwärts und kam dann mit dem hässlichen Kopf dicht an den entsetzten und vor Angst zu jeder Reaktion unfähigen Polizisten heran. Ruprecht spürte den stinkenden Atem auf seinem Gesicht und fiel fast in eine Ohnmacht. Das Letzte, was er noch bemerkte, war ein unglaublicher Schmerz in seinem Bauch, als die Pranke des Tieres in ihn eindrang und seine Gedärme herausriss ...
Ende
Straub und Damm saßen noch immer vor dem Haus des Verdächtigen und warteten auf irgend ein Ereignis, das sich in dem Haus vielleicht noch abspielen mochte. Es rührte sich jedoch nicht das Geringste. Bernd Ritsch kam nicht heraus und seine Frau blieb offensichtlich ebenfalls vorerst verschwunden. Doch nach einer weiteren halben Stunde kam plötzlich die Meldung von der Zentrale, dass sich Vox 21 noch nicht zurückgemeldet habe. Die Streife antwortete nicht und deshalb wurde routinemäßig ein weiterer Wagen zum letzten bekannten Einsatzort geschickt. Die beiden observierenden Beamten hatten zunächst gar nicht richtig zugehört, doch dann fiel ihnen fast gleichzeitig auf, dass mit Vox 21 die Kollegen gemeint waren, die Carola Ritsch suchen und aufgreifen sollten. Peter Straub und seine Kollegin wurden hellhörig und verfolgten nun den Funkverkehr aufmerksam.
Vox 17 meldete sich nach einiger Zeit: „Wir haben den Wagen an der Kleingartenanlage ‚Blühe Auf’ gefunden“, quäkte es aus dem Lautsprecher. „Die Kollegen sind jedoch nicht zu sehen. Sind die in die Anlage gerufen worden, Zentrale?“
„Nein, die sollten eine junge Frau aufgreifen, die offensichtlich verwirrt ist“, antwortete die Stimme der Zentrale.
„Also, wir schauen jetzt mal nach, ob die hier in den Gärten sind. Melde mich gleich wieder über das Handgerät.“ Kurze Zeit später meldete sich der Polizist in der Tat wieder, aber seine Stimme klang nun nicht mehr so fest und routiniert wie noch eben gerade, sondern voller Panik. „Zentrale ..., Zentrale, wir haben hier einen Einsachtzehn, ich wiederhole, einen Einsachtzehn. Die beiden Kollegen sind ..., oh Mann, das gibt es doch nicht“, hörte man ihn stöhnen.
„Vox 17, was ist denn da los?“, wurde er gefragt. „Habt ihr gesagt, Einsachtzehn?“
„Ja, Heiner und Carsten sind tot. Sie liegen hier in einer Gartenlaube und sind ...“ Man hörte kurz, wie sich jemand offensichtlich übergab, dann war das Signal des Funkgerätes wieder weg. Die Einsatzzentrale beorderte sofort mehrere Streifenwagen an den Ort des Geschehens. Hektik kam in der vormals so ruhigen Nacht auf und der Funkverkehr wurde plötzlich auf Codewörter beschränkt.
Peter Straub und Angela Damm blickten sich für einen Moment beinahe ratlos an. Dann sagten sie beide gleichzeitig den Satz: „Es ist die Frau!“
Straub startete den Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen los. So schnell es ging, eilten sie dem Ziel am Salzgittersee entgegen. Während Straub den Wagen wild durch die Kurven jagte, warnte Angela Damm über Funk die Kollegen vor einem äußerst ungewöhnlichen und gefährlichen Täter, der auf keinen Fall im Alleingang gestellt werden sollte.
„Ich denke, ihr sucht lediglich eine verwirrte Frau“, kam die Stimme irgend eines Streifenpolizisten aus dem Lautsprecher.
„Das ist im Moment keine Frau, das ist wahrscheinlich noch nicht einmal ein Mensch“, antwortete Straub in das Mikro rufend. „Fragt nicht weiter nach, für Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Seid einfach nur äußerst vorsichtig, wir sind sofort da“, ergänzte er. Kurz darauf bog er schon in den geteerten Weg zur Kleingartenanlage
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