Lynne Graham
Augen geschlossen. Und in dem Moment, als in ihrem verräterischen Körper ein Feuerwerk von Lust explodierte und sie die Fingernägel in Lysanders Schultern grub, erkannte sie den mysteriösen Duft. Jetzt wusste sie auch, was hier nicht stimmte. Dieser Duft … das war nicht das Rasierwasser eines Mannes, sondern das Parfüm einer Frau.
„Du warst bei einer anderen.“ Ophelia war übel, als sie zu der logischen Schlussfolgerung kam.
Stirnrunzelnd richtete Lysander sich auf. „Was sagst du?“
Mit hastigen Bewegungen zog sie ihr Top herunter und stieg umständlich aus dem Bett. Es war eine instinktive Reaktion. Kalter Schweiß stand auf ihrer Haut. Wie hatte sie nur so unglaublich dumm sein können? Sie sah sich in dem Zimmer um, das sie vorher schon als Playboy-Paradies beurteilt hatte. Sie konnte also nicht behaupten, sie sei nicht gewarnt gewesen.
„Was ist denn los?“ Er sah verständnislos zu ihr hin.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Er sollte nicht sehen, dass sie zitterte. Ihre Knie wollten nachgeben, sie fühlte sich betrogen und verraten. „Deshalb bist du also über Nacht in Athen geblieben. Du warst bei einer anderen Frau.“
Lysander schwieg. Weder wusste er, was sie zu dieser Anschuldigung führte noch würde er sich dazu äußern. Seit Jahren hielt er sich an den Vorsatz, sich weder zu erklären noch zu rechtfertigen. Von Eifersuchtsszenen hielt er überhaupt nichts. Weder besänftigte noch tröstete er. Er weigerte sich schlicht, auch nur das Geringste mit so etwas zu tun zu haben.
„Starr mich nicht so an, als hätte ich den Verstand verloren!“ Ophelias Stimme überschlug sich fast.
„Was erwartest du denn?“, fragte er kühl. „In der einen Minute lieben wir uns, und in der nächsten brichst du einen Streit vom Zaun.“
Ihr Temperament brodelte proportional zu seiner Kaltblütigkeit auf. „Du hast so viel Gefühl wie die Felsbrocken am Strand!“ Der Tumult in ihrem Innern wollte sie überwältigen. Warum hatte sie nicht auf den eigenen Rat gehört? Ihr kam der Verdacht, dass sie, würde sie für einen Moment innehalten und darüber nachdenken, was sie wirklich fühlte, an der Wahrheit zugrunde ginge. „Dein Jackett riecht nach einem Frauenduft.“ Sie gab ihm noch eine Chance für eine Erklärung, auch wenn sie nicht wusste, warum. Denn verdient hatte er die sicherlich nicht.
Hochmütig drehte er das Gesicht ins Profil und zuckte nachlässig mit einer Schulter. „An solchen Szenen beteilige ich mich nicht.“
Sie konnte nicht fassen, dass das alles war, was er ihr anbot, wenn sie von ihm doch nur hören wollte, dass sie sich irrte. „Du beteiligst dich nicht …?“
„Ich lasse mich auch grundsätzlich nicht anschreien“, fügte er eisig hinzu.
„Wenn du das schreien nennst, dann möchte ich dich sehen, wenn du wirklich angeschrien wirst.“ Mit blitzenden Augen schob sie das Kinn vor. Sie würde sich nicht beruhigen, bevor sie nicht die Wahrheit kannte. Sie hatte sich noch nie vor schlechten Nachrichten gedrückt. „Warst du letzte Nacht mit einer anderen zusammen? Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren.“
Lysander bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. „Du hast auf gar nichts ein Recht.“
Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Doch, das habe ich. Wir sind verheiratet. Wäre die Beziehung platonisch geblieben, dann hätte ich tatsächlich kein Recht, dir solche Fragen zu stellen. Aber du wolltest dich ja nicht damit zufriedengeben. Also, entweder wir führen eine Ehe oder nicht. Du kannst nicht beides haben.“
„Kein Kommentar.“
Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ophelia griff nach der Wasserkaraffe auf dem Nachttisch und warf sie nach ihm. Er duckte sich, und das Glas zersplitterte in tausend kleine Scherben an der Wand.
„Ich brauche jetzt eine Dusche“, war alles was er sagte. „Du hast dich hoffentlich wieder beruhigt, wenn ich aus dem Bad komme.“
„Darauf würde ich nicht wetten“, riet sie ihm, bebend vor Wut.
In eisigem Schweigen zog Lysander das Jackett aus und schleuderte es auf das Bett. Er war unglaublich wütend auf sie. Wie konnte sie es wagen, ihn anzuschreien und ihm Dinge nachzuwerfen! Er hatte eine unberechenbare Irre geheiratet! Und wären sie nicht verheiratet, hätte er ihr längst den Laufpass gegeben. Aber erst, nachdem sie sich bei ihm entschuldigt hatte! Am besten auf den Knien vor ihm um Vergebung bettelnd!
„Diese Räume sagen alles über deine Einstellung zu Frauen aus“,
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