Lynne Graham
Stil.
„Ich meine … warum fragst du mich überhaupt?“ Sie schämte sich, dass sie tatsächlich auf dieses Niveau sank und die Frage aussprach. Wieso hielt sie sich nicht an ihren Vorsatz?
Lysander bemerkte den leichten Stimmungsumschwung sofort. Er drehte sich zu ihr um und musterte sie mit hypnotisch glitzernden Augen. „Offensichtlich weil ich dich will.“
„Ich bin sicher, du willst eine Menge Frauen. Und du wolltest sie nie für sehr lange.“
Lysander schluckte. Dem konnte er nicht widersprechen. „Ich will eine normale Ehe.“
Endlich richtete sie diese unglaublichen blauen Augen auf ihn. „Eine normale Ehe? Bis jetzt hast du mich völlig ignoriert.“
„Es ist erst der vierte Tag. Das ist alles neu für mich.“
„Wenn du von normal sprichst … heißt das, du willst dich immer noch an die festgelegte Dauer von vierzehn Monaten halten?“, fragte sie nach.
„Normale Ehen sind nicht zeitlich beschränkt. Was ist jetzt? Bleibst du?“ Wachsende Ungeduld ließ seine Stimme messerscharf klingen. Er kniff die Augen zusammen. Er war nicht an einer Debatte interessiert, er wollte eine klare Antwort.
Ophelia fielen auf Anhieb mindestens zwanzig Fragen sein, die sie ihm stellen wollte. Eine normale Ehe? Mit diesem Eingeständnis hatte er ihr den Wind aus den Segeln genommen, sie konfus gemacht und vor allem ihre Neugier geweckt. Wann hatte er seine Meinung geändert? Und warum? Was genau an ihr zog ihn an? Was an ihr mochte er nicht? Was unterscheid sie von den unzähligen Frauen, die ihre Vorgängerinnen waren? Wieso entschied er sich nicht für eine, die schöner, eleganter, erfahrener war? Warum ausgerechnet sie? Sie war doch gar nicht sein Typ, oder?
Sie verkniff sich diese Fragen, wohl wissend, dass sie ihn damit nur wütend machen würde. Aus welchen Gründen auch immer, Lysander hatte beschlossen, dass er sie als seine Frau behalten wollte.
„Ophelia …“, drängte er da auch schon ungeduldig.
Ein euphorisches Glückgefühl durchströmte sie, floss über wie ein breiter Storm aus seinem alten Flussbett, um sich eine neue Richtung zu suchen. Gleichzeitig war es auch ein Gefühl, das sie ängstigte. Eine normale Ehe mit einem Mann, der alles andere als alltäglich war. Er war umwerfend attraktiv, besaß Charisma und war völlig unberechenbar. Er füllte all ihre Gedanken, konnte ihre Stimmung beeinflussen. Innerhalb von drei kurzen Tagen hatte er ihr bewiesen, dass er als Liebhaber ein Gott war und als Ehemann eine Katastrophe. Kalt und distanziert, wie er war, hatte er die Macht, eine gefühlvolle Frau zu zerstören, denn es gab nichts Verletzenderes als Gleichgültigkeit. Leidenschaft zeigte er nur beim Sex, doch ihre Emotionen gingen viel tiefer. Die Liebe hatte ihre Mutter zu einem Opfer gemacht, und sie hatte nicht vor, ihr in diesem Punkt nachzueifern. Andererseits hatte ihre Mutter auch nicht den Mann heiraten können, den sie liebte.
Lysander war auf sie zugetreten. Mit schlanken braunen Fingern fasste er in ihr Haar, bevor er die Hand über ihre bloße Schulter gleiten ließ. Ihre Haut war hell und fein wie Porzellan. Sie duftete nach Seife, und er fand diesen Geruch enorm sexy. Seine Nähe ließ ihren Atem schneller gehen, die schmalen Schultern hoben und senkten sich merklich. Sie hielt die Lider niedergeschlagen, wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen, doch der Hauch Rot auf ihren Wangen sagte ihm alles, was er wissen musste.
„Du gehörst doch schon mir“, murmelte er rau.
Zum ersten Mal seit endlosen spannungsgeladenen Minuten schaute sie in sein Gesicht. Seine schönen Züge wirkten verschlossen. „Nein …“
„Lügnerin.“ Er genoss es, das Wort lang zu ziehen. „Du stehst in Flammen für mich, yineka mou .“
Ophelia holte geräuschvoll Atem. Er hatte sie in die Ecke gedrängt. Die Luft um sie herum knisterte, der Sauerstoff schien plötzlich knapp zu werden. Sein verlangender Blick hielt sie wie unter einem Bann gefangen. Mit einer flinken Bewegung fasste er nach dem Handtuch und löste es von ihrer Brust. Ein erstickter Laut kam über ihre Lippen, als es zu Boden fiel.
„Ich liebe es, dich anzusehen.“ Langsam drückte er sie auf das Bett und bettete sie so, dass er sich an ihrem Anblick weiden konnte. Erregung und Scham überfielen sie, und dennoch konnte sie sich nicht rühren. Sie dachte an die Reisetasche, die sie so resolut gepackt hatte, dachte an all die guten Vorsätze, an ihre Freiheitsliebe, die sie für stärker als alles andere gehalten
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