Lynne Graham
bietet Ihnen die rechtliche Sachlage keine Aussicht auf Erfolg, sollte es zu einem Sorgerechtsprozess kommen. Unter diesen Umständen wäre es vielleicht das Klügste, wenn Sie sich persönlich an Aristandros Xenakis wenden. Erklären Sie ihm die Situation und bitten Sie ihn, Ihnen aufgrund der Fakten regelmäßigen Kontakt zu dem Kind zu erlauben“, lautete Simon Barnes’ Rat.
Bei diesem Ratschlag überlief Ella ein eiskalter Schauder. Callie war bei Aristandros. Aristandros, der sie, Ella, verachtete. Welche Chance hatte sie da schon, Verständnis bei ihm zu wecken?
„Eines Tages wirst du dafür bezahlen“, hatte er ihr vor sieben Jahren angedroht. Da war sie einundzwanzig gewesen und mitten im Medizinstudium.
„Bitte, versuch doch zu verstehen“, hatte sie ihn angefleht.
„Nein, du wirst verstehen, was du mir angetan hast.“ Mit dunklen Augen, kalt wie Eiskristalle, hatte Aristandros sie angefunkelt. „Ich habe dich ehrenvoll und mit Respekt behandelt. Und als Gegenleistung bringst du Schande über mich und meine Familie.“
Ella hatte eine Gänsehaut, als sie die Anwaltskanzlei verließ und zu dem großzügigen Loft zurückfuhr, das sie erst kürzlich zusammen mit ihrer Freundin Lily gekauft hatte. Lily praktizierte als Chirurgin. Sie war noch in der Klinik, als Ella zu Hause ankam. Sie und Lily hatten sich während des Studiums kennengelernt und waren zu guten Freundinnen geworden. Eingespannt und überfordert wie jeder junge Arzt, hatte Ella bisher noch nicht die Zeit gefunden, ihrem Zimmer ihre persönliche Note zu verleihen, doch ein Klavier in der Ecke des großen Raumes und ein Stapel Bücher neben dem Bett ließen erkennen, womit sie sich während ihrer knapp bemessenen Freizeit beschäftigte.
Bevor der Mut sie verließ, rief sie in der Zentrale von Xenakis Shipping an und bat um einen Termin bei Aristandros. Der Angestellte versprach, sie zurückzurufen, und Ella wusste, dass sie jetzt überprüft werden würde, schließlich war sie kein Geschäftskunde. Ob er einem Treffen überhaupt zustimmen würde? Vielleicht aus reiner Neugier … Ihr Magen zog sich zusammen bei der Vorstellung, ihn wiederzusehen.
Sie konnte sich selbst kaum an die junge Frau erinnern, deren Herz vor sieben Jahren zerbrochen war. Unerfahren und naiv, war sie verletzlicher gewesen, als sie geglaubt hatte. Ihr festes Ver trauen in sich selbst hatte sie damals die Entscheidung fällen lassen, doch wie sich herausstellte, war es viel schwieriger als erwartet, dann auch damit zu leben. Sie hatte nie wieder einen Mann getroffen, der sie wirklich interessierte, auch wenn sie damals davon ausgegangen war.
Ob das mit ein Grund gewesen war, weshalb sie zugestimmt hatte, ihrer Schwester die eigenen Eizellen zu spenden? Susie war zwei Jahre älter als sie gewesen, hatte jedoch schon mit zwanzig ein viel zu frühes Klimakterium durchlaufen, und ihre einzige Hoffnung auf eine Schwangerschaft waren Spenderzellen. Susie war damals extra von Griechenland nach London geflogen, um ihre Schwester um Hilfe zu bitten. Ella war zutiefst gerührt gewesen, dass ihre Schwester sich an sie wandte, hatte Susie doch bis dahin die gleiche kritische Distanz zu Ella gewahrt wie der Rest der Familie. Es war ein gutes Gefühl gewesen, gebraucht zu werden, und ein noch besseres, von Susie zu hören, dass es ihr viel mehr bedeuten würde, wenn ein Baby aus den Eizellen der Schwester als aus denen einer unbekannten Spenderin geboren werden würde. Natürlich bestand dann auch die Chance, dass das Kind eine viel größere Ähnlichkeit mit Susie haben würde.
Ella hatte sofort ihre Zustimmung gegeben, es wäre undenkbar für sie gewesen, es nicht zu tun. Susie hatte Aris Cousin Timon geheiratet, und die beiden führten eine gute Ehe. Ella war fest davon überzeugt, dass ein Kind in dieser Beziehung glücklich und sicher aufwachsen würde. Während der umfangreichen Untersuchungen zur Vorbereitung des medizinischen Eingriffs wurde sie auch psychologisch darauf vorbereitet, die Dokumente zu unterzeichnen, mit denen sie auf jegliche Ansprüche verzichtete, sollte aus ihren Eizellen ein Kind geboren werden.
„Du hast das alles nicht zu Ende durchdacht“, hatte Lily damals versucht, auf sie einzuwirken. „Das Ganze wird nicht so reibungslos ablaufen, wie du dir das vorstellst. Was ist mit möglichen emotionalen Nachwehen bei dir? Du bist die biologische Mutter, aber du hast keine Rechte hinsichtlich deines Kindes. Wirst du deine Schwester beneiden, weil
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