Lynne Graham
Demütigung nicht größer sein als durch diese Unterstellung.
Als sie ihn so heftig und unerwartet zurückwies, fiel Sergio plötzlich etwas ein, das ihm viel mehr Sorgen bereitete. Er fluchte leise auf Italienisch. „Verhütest du eigentlich?“
In ihrem Kopf drehte sich alles, und ihr war ein wenig übel. Sie konnte nicht fassen, wie dumm sie gewesen war. Doch in seiner Gegenwart wollte sie nicht darüber nachdenken. Jetzt brauchte sie all ihre Kraft, um sich so schnell wie möglich zurückzuziehen. Sie griff nach ihrer Kleidung. „Nein.“ So war es also, wenn man mit jemandem schlief, den man nicht kannte – peinlich, demütigend und beschämend. Mit zitternden Händen streifte sie den Slip über, schlüpfte ins T-Shirt und die Jeans.
„Offensichtlich macht dir das nicht allzu viel aus“, warf Sergio ihr vor. Er war wütend, weil sie ihn einfach ignorierte.
„Ich finde es gerade viel schlimmer, dass ich mit einem abscheulichen Kerl geschlafen habe. Diesen Fehler werde ich noch lange bereuen“, teilte sie ihm leise und mit heftigem Bedauern mit. „Jetzt auch noch schwanger zu werden würde diesem Albtraum die Krone aufsetzen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so viel Pech habe.“
„Ich bezweifle, dass du so reagieren würdest. Mit einem Kind von mir hättest du doch für den Rest deines Lebens ausgesorgt. Leichter lässt sich Geld kaum verdienen.“ Sergios Stimme war eiskalt.
„Warum glaubst du, dass jeder dich nur bestehlen will?“, fragte Kathy mit einer Wut, die jeden Rest Sehnsucht verscheuchte, der sich vielleicht noch in einem Winkel ihres Herzens versteckt hielt. „Oder bin ich die Einzige, der du solche Anschuldigungen an den Kopf wirfst? Sie sollten sich nicht mit dem Reinigungspersonal anlegen, Mr. Torrente. Ihre Nerven sind nicht dafür geschaffen!“
„Jetzt beruhige dich erst einmal, damit wir wie zwei Erwachsene darüber reden können.“ Sergio holte tief Luft und fixierte sie mit funkelnden Blicken. Schon wieder benahm sie sich überhaupt nicht so, wie er es erwartet hatte. „Setz dich bitte.“
„Nein.“ Kathy schüttelte heftig den Kopf, und ihre wilde Mähne flog ihr ums Gesicht. „Ich will nicht mit dir reden. Ich habe zu viel getrunken und bereue, was ich getan habe. Und du warst ausgesprochen unverschämt zu mir.“
„Das wollte ich nicht.“ Sergio bemühte sich um einen versöhnlichen Ton, während er sie weiterhin genau beobachtete. Ihr Schmerz wirkte überzeugend, und sie sprach tatsächlich ein wenig undeutlich. Außerdem sah sie sehr jung und ziemlich großartig aus.
Unbeeindruckt von dieser Wendung, lachte Kathy auf. „Dir ist es doch vollkommen egal, ob du unverschämt bist oder nicht!“
„Damit könntest du recht haben“, erklärte Sergio langsam. „Es ist leider eine Tatsache, dass mich ziemlich viele geldgierige Frauen belagern …“
„Du verdienst es auch nicht anders!“, fuhr Kathy ihn an. „Wenn du glaubst, das würde entschuldigen, dass du mich wie eine Prostituierte behandelt hast, dann begreifst du überhaupt nichts.“
„Ich wusste gar nicht, dass ich mich entschuldigt habe.“
Voller Verachtung richtete Kathy den Blick auf ihn.
„Nein, das scheinst du nicht einmal für nötig zu halten.“
„Wenn du meine Fehler, was das betrifft, nicht so wichtig nehmen würdest, könnten wir vielleicht endlich über die wirklich wichtigen Dinge …“
„Ich bezweifle, dass ich schwanger werde, aber wenn der schlimmste Fall eintreten sollte, brauchst du dir keine Sorgen zu machen“, schnitt Kathy ihm das Wort ab und ging zur Tür. „Ich lege keinen Wert auf ‚leicht verdientes Geld‘ und werde dich nicht weiter belästigen.“
„Das ist nicht witzig“, erklärte Sergio grimmig.
„Ebenso wenig wie deine Überheblichkeit mir gegenüber.“ Kathy riss die Tür auf und eilte den Flur entlang zum Fahrstuhl. Sie hämmerte förmlich auf den Knopf, doch Sergio schaffte es noch zu ihr in die Kabine, bevor die Türen sich schlossen. Nur mit Mühe ertrug sie seine Gegenwart in dem engen Raum, und sie tat ihr Bestes, um Sergio zu ignorieren. Sie verstand nicht, warum er sie nicht einfach in Ruhe ließ.
Als er einen Blick auf die Uhr werfen wollte, stellte er fest, dass er sie in seinem Büro vergessen hatte. „Es ist schon spät. Ich werde dich nach Hause bringen.“
„Nein, danke.“
Der Lift hielt an, und sofort schob Sergio sich zwischen Kathy und die sich öffnenden Türen. „Ich werde dich nach Hause fahren“, erklärte
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