Lynne Graham
er fest entschlossen.
„Was gibt es an dem Wörtchen ‚Nein‘ nicht zu verstehen?“
Sergio schob sich näher an sie heran und musterte erstaunt ihren rebellischen Gesichtsausdruck. Noch nie hatte er bei einer Frau so anhaltenden Widerstand erlebt.
„Du stehst mir im Weg. Langsam werde ich wütend“, warnte Kathy ihn. Sie atmete heftig ein und sah ihn ungehalten an. Ihre Blicke trafen sich, als würden zwei Blitze aufeinanderprallen. Wie aus dem Nichts spürte sie Erregung in sich aufsteigen. Ihr Herzschlag legte einen Sprint ein, und ihr Mund wurde trocken.
„Aber du spürst das Feuer zwischen uns genauso wie ich, bella mia“, flüsterte Sergio mit heiserer Stimme. Sanft berührte er ihre Wange und strich mit dem Daumen über die zarte Haut.
Einen winzigen Augenblick lang fühlte Kathy sich wie gelähmt. Die Nähe zu ihm quälte sie, und die Berührung war ihr lästig. Doch zugleich spürte sie entsetzt die ungeheure Anziehungskraft, die er immer noch auf sie ausübte. Aufgebracht zwang sie sich, ihm zu widerstehen. „Ich fühle nichts.“
Mit einer plötzlichen Bewegung wich sie ihm aus. Dann eilte sie durch das riesige hell erleuchtete Foyer auf den Ausgang zu. Sie regte sich furchtbar auf und war gleichzeitig zutiefst verstört über das, was sie zugelassen hatte.
„Kathy“, rief Sergio ihr hinterher. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie tatsächlich ging.
„Verschwinde!“
Einer der beiden Wachleute starrte scheinbar unbeteiligt in die Luft, taute dann plötzlich aus seiner Erstarrung auf und riss die Tür für sie auf. Kathy trat auf die Straße.
Fast gleichzeitig trat Renzo Catallone aus dem Schatten einer Säule heraus und ging mit unbehaglicher Miene auf seinen Arbeitgeber zu. „Ich …“
„Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich um meine Sicherheit kümmern, doch gelegentlich übertreiben Sie es mit Ihrem Eifer“, unterbrach Sergio seinen Sicherheitschef. „Kathy Galvin wird nicht weiter überprüft. Sie ist tabu.“
„Aber … Sir …“, begann Renzo stirnrunzelnd.
„Ich will nichts mehr über sie hören“, erklärte Sergio in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Mit einer einzigen Ausnahme: Suchen Sie mir ihre Adresse heraus!“
3. KAPITEL
Spätnachts wälzte Kathy sich schlaflos im Bett hin und her. Ihre Gefühle schwankten zwischen Ärger, Schmerz und Scham. Doch vor allem war sie von sich selbst enttäuscht. Warum hatte sie nicht auf ihre innere Stimme gehört? Gelangweilt von der Eintönigkeit ihres Lebens, benahm sie sich wie ein eigensinniger Teenager. Ihr Leben verlief ruhig, und sie passte immer gut auf. Doch Sergio Torrente war so verführerisch, dass sie einfach nicht widerstehen konnte. Dazu kam der Alkohol, der sie leichtsinnig gemacht hatte.
Sie legte die gespreizten Finger auf den flachen Bauch. Allein die Vorstellung, sie könnte schwanger sein, machte ihr Angst. Es war schon anstrengend genug, auf sich selbst aufzupassen. Sie schalt sich für ihre Panikgefühle. Warum erwartete sie immer gleich das Schlimmste? Sicher, in den letzten Jahren wurde sie vom Unglück verfolgt, aber andererseits machte jeder auch mal schlechte Phasen im Leben durch.
Am nächsten Morgen versuchte sie, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Es war ihr freier Tag, und sie konnte es sich nicht leisten, die Zeit zu vergeuden. Seit einem Jahr studierte sie an der Fernuniversität, und sie musste dringend in der Bibliothek nach einem Essay suchen.
Als sie wenig später auf den Bus wartete, klingelte ihr Handy. Die Reinigungsfirma, für die sie arbeitete, hatte eine Beschwerde über sie erhalten. Man teilte ihr mit, dass ihre Dienste nicht weiter benötigt wurden.
Der Rauswurf traf Kathy aus heiterem Himmel. Sergio Torrente hatte sie feuern lassen! Aber kam dieses herzlose Verhalten wirklich so unerwartet? Ohne es zu wollen, dachte sie daran, dass sie schon einmal verlassen worden war, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Ihr Jugendfreund Gareth hatte sie in einer Zeit verlassen, als seine Unterstützung ihre letzte Hoffnung war. Sein fehlendes Vertrauen hatte die Zeit im Gefängnis für sie noch schwerer gemacht.
Ihre Gedanken schweiften zurück zu jenem Sommer, in dem sie die Schule beendete hatte. Ihr Vater war sterbenskrank gewesen, und um ihn pflegen zu können, hatte sie ihr geplantes Jurastudium verschoben. Nach seinem Tod hatte sie einige Monate überbrücken müssen, bis das neue Semester an der Universität anfing, und einen Job als Pflegerin bei Agnes
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