Lynne Graham
Taplow angenommen.
Als die alte Dame sich bei Kathy beschwerte, dass Stücke aus ihrer Sammlung antiken Silbers verschwanden, hatte Mrs. Taplows Nichte sie beruhigt, dass ihre Tante dement sei und sich das alles nur einbildete. Doch es waren weiterhin Dinge verschwunden. Als die Polizei kam, um die Sache zu untersuchen, hatte man ein wertvolles Silberkännchen in Kathys Handtasche gefunden. Noch am selben Tag war Kathy unter dem Verdacht verhaftet worden, den Diebstahl begangen zu haben.
Anfangs war sie zuversichtlich gewesen, dass man den wahren Schuldigen, der das Kännchen in ihre Tasche geschmuggelt haben musste, bald fassen würde. Doch dann hatte sie sich in einem Netz aus Lügen und Täuschungen gefangen gesehen, und ohne eine Familie, die sich für sie einsetzte, war es ihr nicht gelungen, ihre Unschuld zu beweisen; und so hatte sie ins Gefängnis gehen müssen.
Diese Ereignisse spielten sich zu einer Zeit ab, als sie zu unreif und machtlos war, um sich selbst zu verteidigen, aber das war lange her. Warum sollte sie Sergio Torrente so einfach davonkommen lassen, nachdem sie seinetwegen ihren Job verloren hatte? Gewiss, sie würde ihn kaum aufhalten können, denn er verfügte über Reichtum, Ansehen und Macht. Aber selbst wenn sie nichts ändern konnte, so konnte sie ihm doch zumindest sagen, was sie von ihm hielt. Sich um ihrer Selbstachtung willen zur Wehr zu setzten war die einzige Stärke, die ihr blieb.
„Es tut mir leid, von Ihrer Uhr gibt es keine Spur, Mr. Torrente. Ich habe jeden Zentimeter Ihres Büros durchsucht“, berichtete der Wachmann.
Sergio erhob sich aus seinem Schreibtischsessel. Vermutlich war die Uhr gestern Abend irgendwo in eine Sofaritze gerutscht. Einen Diebstahl hielte er für höchst unwahrscheinlich, auch wenn es sich um eine extrem wertvolle Platinuhr handelte.
Anna, eine seiner Sekretärinnen, kam mit einem entschuldigenden Lächeln auf ihn zu. „Eine gewisse Kathy Galvin wartet am Empfang, Sir. Sie steht nicht auf der Besucherliste, aber sie scheint überzeugt zu sein, dass Sie Zeit für sie haben.“
Zufrieden nahm Sergio die Nachricht auf. Kathys großartiger Abgang war also tatsächlich nicht mehr als eine leere Geste gewesen. Zum Glück hatte er ihr keine Blumen zur Versöhnung geschickt. „Da hat sie recht. Sie kann mich zum Flughafen begleiten.“
Die Sekretärin konnte ihre Überraschung nicht verbergen, da ihr Chef gewöhnlich niemanden ohne Termin empfing.
Sergio nickte Anna zu und ging auf den Flur in Richtung seines privaten Lifts.
Hoch erhobenen Hauptes trat Kathy durch die Tür, die man ihr aufhielt. Ihre Wangenknochen waren leicht gerötet, die grünen Augen blitzten, und ihr Herz klopfte rasend schnell. Sie hatte erwartet, Sergio allein sprechen zu können, doch zu ihrem Schrecken stand er mit anderen Männern zusammen im Korridor.
Sie wollte Sergio Torrente nicht in Gegenwart anderer sagen, was sie von ihm hielt, und so war sie gezwungen, ihre Wut im Zaum zu halten. Sie fühlte sich wie ein Schnellkochtopf kurz vor der Explosion. Auch die Entdeckung, dass sein Anblick ihren Körper zum Kribbeln brachte, als würde sie unter Strom stehen, besänftigte ihren Zorn nicht gerade. Ebenso wenig der gebieterische Blick, mit dem er sie anwies, mit ihm in den Fahrstuhl zu kommen. Ein Aristokrat mit den besten Manieren, dachte sie und biss die Zähne zusammen. Seine Show beeindruckte sie nicht im Geringsten.
„Ich nehme an, du willst mich ohne großes Aufsehen hier rausbringen“, warf sie ihm im Lift hitzig vor.
Sergio war immer noch damit beschäftigt, den Blick über ihr wunderschönes Gesicht und den gertenschlanken perfekten Körper gleiten zu lassen. „Nein, ich fahre zum Flughafen. Du kannst mir Gesellschaft leisten.“
„Dein Charme ist bei mir verschwendet. Mir ist es schon zu viel, mit dir zusammen im Fahrstuhl zu stehen!“, gab Kathy zischend zurück. „Du hast dich über mich beschwert, und ich bin rausgeflogen. Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass ich so ein Verhalten absolut abscheulich …“
Die Fahrstuhltüren glitten auf. Sie stiegen aus und gingen durch die Tiefgarage. „Ich habe mich nicht beschwert.“
„Irgendjemand hat es getan. Aber ich habe dein Schachspiel nicht beschädigt, und ich habe immer meine Arbeit gemacht …“
„Möglicherweise wurden die Erkundigungen, die mein Sicherheitschef eingezogen hat, als Beschwerde aufgefasst“, räumte Sergio ein.
Kathy beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten, und wusste nicht,
Weitere Kostenlose Bücher