Lynne Graham
zu Bett ging, fühlte sie sich ein bisschen fröhlicher und weniger beschämt über eine Vergangenheit, die sie nicht ändern konnte.
Der nächste Tag war ein Sonntag. Sie half immer noch ab und zu im Café aus, und als sie gerade ein paar Gästen das Frühstück servierte, kam Sergio herein. Sie sah, wie er sich mit strengem Blick umschaute, bis er sie entdeckte und sie beinahe strafend musterte. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte sie ihn an, und schon spürte sie die Erregung in sich aufsteigen. Sie zitterte, als stünde sie unter Strom. Sie wurde rot und flüchtete in die Küche.
Bridget steckte den Kopf durch die Tür. „Kathy? Wir kommen heute schon ohne dich zurecht. Lass dich von Sergio nach Hause bringen.“
„Bridget, ich …“
„Irgendwann musst du mit ihm reden.“
Vermutlich hatte Bridget recht. Ihre Schwangerschaft war eine unvorhergesehene Entwicklung, doch jetzt, wo ihre Affäre vorüber war, sollte sie wirklich langsam eine vernünftige Beziehung zu dem Vater ihres Kindes aufbauen. Während ihr diese Gedanken in Sekundenschnelle durch den Kopf gingen, nahm sie ihre Tasche und die Jacke und ging nach vorn ins Café.
In dem schwarzen Anzug und mit der goldfarbenen Seidenkrawatte zum schneeweißen Hemd stellte Sergio den Inbegriff kühler Eleganz dar. Er wartete am Tresen. In dieser alltäglichen Umgebung wirkte er vollkommen fehl am Platz. Ein Bodyguard stand an der Tür, zwei weitere warteten auf dem Gehweg.
Kathy ist blass und viel zu dünn, stellte Sergio fest. Das kupferrote Haar war zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden, und die grünen Augen blitzten feindselig. Sie sah aus, als wäre sie noch keine zwanzig. Doch das alles beeinträchtigte ihre betörende Schönheit nicht im Geringsten.
„Ich hatte gesagt, ich würde dich anrufen“, beschwerte Kathy sich, als sie in die Limousine stieg.
„Das ist nicht mein Stil“, erwiderte Sergio gedehnt. Das rauchige Timbre seiner Stimme verstärkte seine sinnliche Ausstrahlung. „Wir müssen noch deinen Reisepass holen – wir fliegen nach Paris.“
Kathy war bereits aufgewühlt, doch bei dieser Erklärung löste sich ihr vorgetäuschtes Desinteresse vollkommen in Luft auf. „Paris? Soll das ein Witz sein?“
„Nein.“
„Aber das ist ziemlich weit für einen Tag, und ich muss doch arbeiten …“ Ihre Stimme erstarb, denn je länger sie darüber nachdachte, desto größer wurde ihre Lust auf einen Ausflug.
Sergio hob eine Augenbraue. „Was spricht dagegen? Wir müssen reden, und du bist gestresst. Ich möchte, dass du dich heute entspannst.“
6. KAPITEL
Die luxuriöse Ausstattung von Sergios riesigem Privatjet verschlug Kathy den Atem.
In der Hauptkabine luden bequeme Sitze zum Entspannen ein, es gab ein Büro, ein kleines Kino und mehrere Schlafzimmer mit separaten Bädern.
In meiner bequemen Cordjacke und der Jeans passe ich überhaupt nicht in diese exklusive Umgebung, dachte Kathy.
Der Flug dauerte nicht lange, und nachdem sie gelandet waren und eine Limousine sie vom hektischen Flughafen fortbrachte, fragte sie: „Warum Paris?“
„Frankreich hat sehr gute Gesetze zum Schutz der Privatsphäre. Viele Prominente leben hier, weil sie hier nicht so von der Presse verfolgt werden und sie ein fast normales Privatleben führen können“, sagte Sergio ruhig.
„Und wo bringst du mich hin?“
„Es ist eine Überraschung – eine angenehme, wie ich hoffe, cara mia.“
Ihr Ziel war die Insel Ile St. Louis, eine der exklusivsten Wohngegenden in Paris. An einem malerischen, von Bäumen gesäumten Kai hielt der Wagen vor einem eleganten Gebäude aus dem siebzehnten Jahrhundert. Mit wachsender Neugier folgte Kathy Sergio in das Innere des Hauses. Sonnenlicht fiel durch die hohen Fenster und tauchte die großzügige, modern eingerichtete Eingangshalle in goldenes Licht.
„Schau dir ruhig alles an“, sagte Sergio leise, als er sie ins Wohnzimmer führte.
Kathy versuchte nicht, ihre Verwirrung zu verbergen. „Was geht hier vor? Warum hast du mich hierhergebracht?“
„Ich habe dieses Haus für dich gekauft. Ich möchte, dass du mein Kind hier aufziehst.“
Kathy war wie gelähmt. Mein Kind, nicht unser Kind, hatte er gesagt. Sie versuchte darin ein ermutigendes Zeichen zu sehen, dass das Kind ihm nicht gleichgültig war. Langsam schüttelte sie den Kopf. In dem intensiven Licht glänzten ihre Haare wie poliertes Metall. „Du willst, dass ich in ein fremdes Land ziehe und mich vollkommen von dir abhängig
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