Lynne Graham
„Aber warum?“
„Der Geschäftsführer hat eine Anweisung vom obersten Boss bekommen. Ich glaube, Mr. Torrentes Fahrer wartet draußen auf dich.“
Kathy wurde puterrot. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Doch als sie den Mund aufmachte, um zu protestieren, dass sie Sergio nicht sehen wollte und keine Extrabehandlung wünschte, zog ihre Vorgesetzte sich zurück. Das Unbehagen war ihr deutlich anzusehen. Sergio ist so feinfühlig wie ein Bulldozer, dachte Kathy empört. Wenn er etwas haben wollte, musste er es auf der Stelle bekommen. Verlegen nahm sie die versteckten Blicke und die leise geflüsterten Kommentare wahr, als sie die Agentur verließ.
Kathy kochte beinahe vor Wut, als sie in den wartenden Mercedes stieg. Sollte sie ihm erzählen, dass sie schwanger war? Oder musste sie sich erst über ihre eigenen Gefühle klar werden, bevor sie ihn einweihte?
Fünfzehn Minuten später hielt der Wagen vor Sergios Apartmenthaus. Mit weichen Knien stieg Kathy aus. Ein Wachmann riss die Tür für sie auf und führte sie zum Lift.
Sergio kam von der Terrasse herein, als sie kurz darauf die Eingangshalle betrat, und blieb vor ihr stehen. Er sah einfach fantastisch aus. Kathys Herz machte einen Satz, und ihr stockte der Atem. Egal, was sie von Sergio hielt oder wie oft sie ihn sah: Die Wirkung, die er auf sie hatte, wurde nicht schwächer. Unwillkürlich reagierte sie auf ihn. Sie sah ihn an und wusste, dass sie ihn immer wieder anschauen würde. Es war, als bestünde bereits eine unlösbare Verbindung zwischen ihnen.
„Was soll ich sagen?“ Sergios tiefe Stimme war so samtig wie dunkler Wein. Er breitete die Arme aus. „Ich bin selten in Verlegenheit, aber jetzt ich weiß nicht, wie ich anfangen soll …“
„Ich weiß sehr wohl, was ich sagen will“, unterbrach Kathy ihn rundheraus. „Wie kannst du es wagen, mich in eine Lage zu bringen, in der ich keine andere Wahl habe, als herzukommen und dich zu treffen? Ich mag meinen Job. Aber was du heute getan hast – meinen Chef anzurufen und zu verlangen, dass ich freibekomme! Das kann gut das Ende meiner Karriere bedeuten.“
„Ich musste dich sehen, und ich habe nur höflich angefragt. Jetzt übertreib mal nicht.“
„Tue ich auch nicht.“ Ihre grünen Augen blitzten vor Empörung. „Ich wusste nicht, dass dir die Werbeagentur genauso gehört wie die Arbeitsvermittlung. Eine Bitte vom Generaldirektor ist so viel wie ein Befehl. Jetzt wissen es alle, dass wir uns privat kennen. Nach diesem Vorfall wird mich niemand mehr ernst nehmen, und meine Kollegen werden die Tage zählen, bis mein befristeter Vertrag endet.“
Sergio atmete sehr beherrscht aus. „Wenn das ein Problem für dich ist, kann ich dir einen anderen Job besorgen.“
Frustriert ballte sie ihre schlanken Hände zu Fäusten. „So einfach ist das nicht. Ist das alles, was du zu sagen hast?“
„Nein. Ich wollte dich heute sehen, um mich bei dir zu entschuldigen.“ Ruhig und unerschrocken sah er sie aus seinen klugen Augen an. „Meine Uhr wurde nicht gestohlen, sondern nur verlegt. Bitte nimm mein aufrichtiges Bedauern dafür an, dass ich dich beschuldigt habe, obwohl du nichts getan hast.“
Der Themenwechsel und die Nachricht, dass seine Uhr wieder aufgetaucht war, lenkten Kathy einen Augenblick ab. Sie hob die Augenbrauen.
„Aber eine Sache verstehe ich nicht“, fuhr Sergio langsam fort. „Warum, um Himmels willen, hast du angeboten, um die Uhr zu spielen?“
„Was hätte ich sonst tun sollen? Du hast mir nicht geglaubt, dass ich es nicht getan habe!“
„Du hast deine Unschuld nicht sehr lange beteuert. Als du mir anbotest, um die Uhr zu spielen, habe ich es natürlich als Schuldeingeständnis gewertet und mich dementsprechend verhalten.“
„Du hast dich entsetzlich verhalten.“ Seine Worte trieben ihr die Zornesröte ins Gesicht.
„Ich bin kein Feigling. Wenn du mich herausforderst, kämpfe ich. Die Umstände sprachen gegen dich. Du bist eine verurteilte Diebin, und das hat mein Urteil beeinflusst“, verteidigte Sergio sein Verhalten. „Gestern habe ich nur mit dir geschlafen, weil du mich zu der Partie Schach aufgefordert hast.“
Kathy bebte vor Entrüstung. „Du entschuldigst dich und behauptest trotzdem, alles sei nur meine Schuld?“
„Das habe ich nicht gesagt. Wegen dieser Angelegenheit habe ich meinen Sicherheitschef heute gefeuert …“
„Du hast ihn rausgeworfen, weil er zu dem gleichen Ergebnis kam wie du selbst?“, stieß Kathy empört
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