Lyon - A.M.O.R. 01
mehr. Auf seine Bitte hin sondierte Bash die Umgebung, nickte und sie schleppten sich an Land in den Schutz des blickdichten Nadelwaldes.
„Tropical?“, fragte Lyon mental.
„Bin da, Großer.“
„Ich danke dir für dein beherztes Eingreifen.“
„Schon okay. War ganz schön anstrengend. Was jetzt?“
„Findest du zu Adina zurück?“
„Selbstverständlich!“
„Darf ich dich bitten, zu ihr zu fliegen, um zu sehen, wie es ihr geht?“
„Bin schon weg.“
Lyon sackte neben Bash auf den mit Tannennadeln übersäten Humusboden. Kaum lag er, begann sein Körper, die klaffenden Wunden zu heilen. Er benötigte Erholung, doch er wollte gleich wieder aufspringen.
„Ich muss zurück“, nuschelte er, weil ein Streifschuss sein Gesicht erwischt hatte. Das Atmen strengte ihn an. Sein Zwerchfell hatte einiges abbekommen. Er wälzte sich auf die Seite und stieß gegen Bashs Knie. „Ich seh nichts, verdammt.“
„Hm, ist auch besser so. Ich liege nackt neben dir und hab einen Ständer. Willst du noch was wissen?“
Durch Lyon ging ein Ruck, als er Bashs Finger an seinen Lippen verspürte.
„Halt gefälligst still und mach den Mund auf.“
Lyon blinzelte und hob abwehrend eine Hand.
„Dein Misstrauen jedem gegenüber nervt“, brummte Bash. „Ich will dich nicht verführen, sondern dir mein Blut geben.“
Lyon zwang sein im Trüben fischendes Gehirn zur Ruhe. Seine Fänge verlängerten sich, als er Bashs Elixier witterte. Er packte reflexartig zu, zog das Handgelenk rigoros heran, biss hinein und trank.
Auch wenn er keine Wahl gehabt hatte, hatte er unüberlegt gehandelt. Aber das Kleidungsproblem war momentan sein geringstes. Es knackte plötzlich im Unterholz und beide fuhren wie ertappt herum.
„Störe ich?“
Lyon leckte über die Bisswunde und gab Bashs Arm frei. Langsam erkannte er wieder Umrisse. „Du bist ja noch hier.“ Er lächelte Zymon schief an, sich bewusst, was für ein Bild sie abgaben.
Bash knurrte, als wäre ihm das Erscheinen des Kopfgeldjägers gar nicht recht. Er zog sich an einen Baumstamm zurück. „Er hat uns geholfen. Oder meinst du, ich hätte aus zwei Richtungen gleichzeitig die zwei Dutzend Magycen aufmischen können?“
„Ich hätt’s dir zugetraut“, erwiderte Lyon, wusste, er schuldete Tropical mehr als einen lapidaren Dank. Er zögerte kurz, quälte sich auf die wackligen Beine und klopfte Zymon auf die Schulter. „Danke, Mann.“
„Hey, kein Kniefall. Ihr gebt so schon einen einprägsamen Anblick ab.“
Lyon grunzte und warf Bash einen Blick zu, der keine Veranlassung zu sehen schien, sich umzudrehen oder abzukühlen. Über 700 Jahre empfundene Zuneigung, egal aus welchen Gründen, Freundschaft mit Höhen und Tiefen, stellten in diesen schwierigen Zeiten und seinem für Bash weiterhin unerklärlichen Rückzug in den Tiefschlaf ein unglaubliches Geschenk dar. Ohne Bash wäre er längst verloren.
„Verflucht“, erklang Tropicals Stimme neben seinem Ohr. Das Zusammenzucken konnte er gerade noch verhindern. Er sah nur mit fragend hochgezogenen Brauen zur Seite.
„Sie-ist-nicht-mehr-da! Ich war in dem Raum, die gruseligen Apparaturen waren noch da, aber Adina war weg. Futsch. Ich bin durch die umliegenden Gänge, hin und her, rauf und runter, überall hin. Aber …“
Lyon nickte, seine Kiefer mahlten. Er musste sich beeilen und wandte sich an Zymon. „Warum bist du noch nicht untergetaucht?“
„Warum habt ihr mich nicht am Eingang den Löwen zum Fraß vorgeworfen, als ich ohnmächtig war?“
„Das frage ich mich auch“, sagte Bash mit unverhohlenem Hass in der Stimme. Lyon warf ihm einen Blick zu, der ihm bedeutete, sich zurückzuhalten, doch das stachelte Bash nur noch mehr an. „Ich habe diese bösartige Brut jahrhundertelang mit Genugtuung gejagt. Ich werde jetzt nicht damit aufhören, nur weil der da deine sentimentale Ader geweckt hat, Lyon.“
Lyon nickte. Er hatte genauso gute Gründe, alle Magycen zu hassen, doch irgendwer musste den ersten Schritt tun und über seinen Schatten springen. Er wandte sich erneut Zymon zu.
„Du hast die Wahrheit gesagt“, sagte er. „Deshalb.“
„Und du hast mir dein Blut gegeben“, erwiderte Zymon.
„Du mir auch deins.“
Bash verdrehte die Augen. „Das darf doch nicht wahr sein. Wenn ihr heiraten wollt, sucht euch einen anderen Trauzeugen.“
Zymons braune Augen blitzten. „Das heißt, du traust mir?“
„Du hast mir das Leben gerettet.“ Lyon sah tiefe Falten auf der Stirn des
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