Lyon - A.M.O.R. 01
Lyon offen ins Gesicht. „Zusammengeschlagen genug siehst du schon aus. Schade, dachte, ich dürfte dich noch vermöbeln. Die Klamotten, die Bash besorgt hat, sind wohl von einem Bauern, was? Dann lass dich mal fesseln, Herzkönig.“
„Sie werden uns mit einer Armee am Eingang erwarten“, sagte Lyon.
„Eine Armee hat er nicht. In dieser Hinsicht sind sie im FAL ziemlich nachlässig. Wer lässt schon ein absolut geheimes und uneinnehmbares Labor bewachen? Aber du hast recht, ich hoffe für uns, er kommt allein, sonst wird die Sache komplizierter.“
„Und wenn nicht?“ Durch Lyons Kopf kreisten die wildesten Szenarien.
„Soweit ich mich erinnere, ist uns nichts Besseres eingefallen. Lieber ein Plan mit Schwachstellen als gar keiner.“
Lyon nickte. „Die Zeit drängt. Los, fang an.“ Er fühlte sich erschreckend ausgeliefert, als der Kopfgeldjäger mit geübten Handgriffen seine spezielle Fesselung an ihm vornahm. „Ist das alles nötig?“
„Hey, das ist erst der Anfang, wenn ich dich nicht betäuben darf. Aaron mag ein durchgeknallter Wissenschaftler sein, aber blind und dumm ist er nicht. Er wird kein Risiko eingehen. Schon gar nicht bei dir. Bash kommt von seinem Mahl zurück. Dann kann es losgehen.“
Bash materialisierte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er musterte die Fesselung amüsiert. „So, so, ihr macht Fesselspiele, da werd ich gleich wieder eifersüchtig.“
„Nicht lustig“, erwiderte Lyon.
Bashs Iris funkelten, er hatte sich genährt. Er schien bereits genesen, im Gegensatz zu ihm. Bis jetzt hatte er Bash nichts von seinem Bruder Mack erzählt, der seit 467 Jahren in den Tiefen des Komplexes dahinvegetierte. Es erschütterte und bedrückte ihn zutiefst, aber er befürchtete das totale Ausrasten des D’foxes, was das Scheitern der Rettungsaktion nach sich ziehen könnte. Auch wenn sich ihm der Magen bei dem Gedanken umdrehte, dass Mack und Usla und unzählige weitere Amorphen noch einen weiteren Tag leiden mussten, so war er sich bewusst, diesem Problem war nicht mit einem Einsatz von zweieinhalb Kriegern beizukommen. Mehr als einen halben gab er momentan nicht ab. Er fühlte sich wie vor der Kostprobe von Zymon, ausgebrannt und leer. Fast war er gewillt, den Jäger erneut um Blut zu bitten. Doch das würde ein Magyc vielleicht wittern können. Allein der Gedanke an Adina ließ ihn aufstehen, sich zusammenreißen und kämpfen. Adina und der eiserne Wille, dieses Mal nicht aufzugeben und seine Spezies nicht zu enttäuschen.
Zymon legte ihm eine enge Stahlmanschette um den Hals und führte den Knebel ein, ein Vibrieren verriet Strom. Er zog ein mattgoldenes Tuch stramm über seine Augen. Musste das sein? Lyons Sinne schärften sich. Er würde tatsächlich vollkommen ausgeliefert sein. Er zwang sich zur Ruhe. Er hatte seine Entscheidung getroffen und vertraute Zymon.
Ohne ein Wort packte Zymon ihn und überflog das salzig duftende Meer. Als sie landeten, spürte er Bashs Aura nicht mehr, er schien zu weit entfernt, obwohl er wusste, sein Freund blieb in der Nähe.
„Tropical?“
„Immer an deiner Seite.“
Ein wohliges Gefühl durchdrang ihn. „Danke.“
Ein Zischen verriet eine aufgleitende Tür. Seine Sinne meldeten plötzlich die Auren mehrerer Magycen. Verdammt! Aaron hatte tatsächlich seine Wächter mitgebracht. Ein bekannter Geruch stieg ihm in die Nase. Kannte er einen von ihnen?
Zymon stieß ihm die Faust ins Kreuz, dann spürte er, wie sich ein spitzer Gegenstand in seine Brust bohrte – einen Zentimeter über dem oberen Mediastinum. Lyon schluckte. Das gehörte eigentlich nicht zum Plan.
„Warum ist er nicht betäubt?“
Alle Alarmglocken schrillten synchron. Lyon kannte diese Stimme aus der Vergangenheit. Aber woher? Am Telefon hatte er anders geklungen.
„Er wäre ohne Selbstheilung an seinen Verletzungen gestorben. Wäre das in deinem Sinne?“, erwiderte Zymon hart. „Außerdem macht das Töten dann nur halb so viel Spaß. Ergo, ich bringe den König um, wenn ihr auch nur eine falsche Bewegung macht.“
Lyon zuckte zusammen. Eigentlich hatte er vorgehabt, Tropical sofort nach Adina suchen zu lassen, doch nun … „Tropical, es könnte sein, dass ich wieder ei n mal auf deine Hilfe angewiesen bin.“
„Sieht so aus, ja.“
„Wir wollen nur den König.“
„Sicher! Deshalb bist du auch wie vereinbart allein gekommen.“ Diese alles verändernde Kleinigkeit klang aus seinem Mund fast beiläufig.
„Nur zu meinem Schutz“, sagte
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