Lyon - A.M.O.R. 01
Magycen entstehen. Missbehagen regte sich gepaart mit einer schlimmen Vorahnung. „Spuck’s aus, Zymon. Sag, was du denkst.“
„Sie haben das höchste je ausgerufene Kopfgeld auf dich ausgesetzt. Dazu den Titel eines unantastbaren Abgeordneten.“
Anstatt sich darum zu sorgen, ob Zymon bei dem Angebot weich werden könnte, reifte eine Idee. „Waren das vor dem Eingang des FALs Kopfgeldjäger?“
„Nein, Jäger wären euch gefolgt und hätten sich nicht so einfach besiegen lassen. Nur die Wachen und ein paar bewaffnete Diener aus dem FAL. Tölpel. Aber die ersten Kopfjäger werden bald hier sein.“
„Der erste ist doch schon hier“, warf Bash ein, „um dich abzuliefern.“
Zymon verengte die Brauen, ignorierte Bashs bissige Bemerkung und sah sich um. „Wo ist Adina? Hast du sie nicht gefunden und rausgeholt?“
Nun war Lyon sicher. Er betastete das Einschussloch an seiner Hüfte und nickte entschlossen. Zymons Mimik spiegelte seine Empfindungen wider. Furcht und Kampfeswille. Außerdem sorgte er sich um Adina, warum auch immer. Lyon traf eine Entscheidung. „Sie ist im FAL, und weil du zurückgekehrt bist, haben wir eine Chance, sie zu befreien.“
Kay verhielt sich mucksmäuschenstill. Ihre Aura dämpfte die Geräusche ihres Körpers wie den Pulsschlag, das Bewegen des Haares oder der Wimpern selbst auf ein für Magycen unhörbares Niveau. Die Gestalt des Nebels tarnte ihre Erscheinung. Sie schloss imaginär die Augen, dankte Yaden für seine mahnenden Worte, niemals einen Magycen zu unterschätzen. Seit einigen Minuten verharrte sie vor der undurchdringlichen Wand aus golden schimmerndem Stahl und lauschte. Zuerst hatte sie erneut einen leeren Raum vermutet, doch plötzlich meldeten ihre Sinne die Anwesenheit einer Person und sie vernahm ein leises Räuspern. Magycen oder zumindest einigen von ihnen schien tatsächlich verborgene Magie innezuwohnen, von der die Amorphen nichts ahnten. Weshalb nur hatte Yaden nie etwas erwähnt? Sie hatte geglaubt, Yaden hätte einige besondere ihm eigene Eigenschaften. Doch wie sie jetzt zu spüren meinte, strahlte auch dieser Magyc eine starke Magie aus. Dann gab es sicher weitere Magycen, die mächtiger waren als sie ihnen zugetraut hatte.
Ihre Intuition und ihr Verstand sagten, der Mann hinter der Mauer musste ein hohes Tier im fortgeschrittenen Alter sein. Aber das Telefonat, das er soeben beendete, klang eher nach einem Wissenschaftler, der Befehle empfing und nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben schien oder infolge seiner Arbeit ein wenig den Realitätssinn verloren hatte. Schade, sie hatte bereits Hoffnung geschöpft, in diesem Bunker endlich auf einen zu treffen, der mehr als nur eine Marionette im perfiden Intrigenspiel der Magycen war, einen, der Entscheidungen traf und für sie von Nutzen sein konnte. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, der Vampir mit der klaren, tiefen Stimme verbarg etwas. Sie sollte ihn zur Rede stellen. Vielleicht wusste er tatsächlich etwas, das ihr weiterhelfen konnte.
Kay wartete bewegungslos und geduldig, ihr Mantra fest um sich schlingend: Ich schaffe das, ich schaffe das! Sie würde Yaden befreien. Er war hier, er konnte nur hier sein. Seine detaillierten Aufzeichnungen und der Überfall auf ihn in ihrer Wohnung ließen keine andere Schlussfolgerung zu.
Plötzlich glitt die Tür zur Seite.
Sofort stülpte Kay dem großen, hellblonden Magycen ihre Aura über und entzog ihr den Sauerstoff, schuf ein Vakuum. Gleichzeitig wickelte sich ein magisches Band über seinen Mund und zerrte seine Handgelenke auf dem Rücken zusammen. Sie stieß ihn mit ihrem ausgestreckten Finger, der sich zu einer langen, zweischneidigen Klinge mit sägeartigen Zähnen geformt hatte, zurück ins Zimmer. Die Schiebetür fuhr hinter ihr zu.
Ihre Waffe bohrte sich in seine Brust. Ein dünnes Rinnsal bildete sich unter seinem weißen Hemd. Augenblicklich weiteten sich seine Augen, fielen ihm fast aus dem Gesicht, flehten sie panisch an, ihn zu verschonen. Was für ein Weichei!
Kay sah sich in dem Büro um. Nobel eingerichtet, mit abstrakten Gemälden, orientalischen Teppichen, Holzmöbeln und einem seltsamerweise fischleeren Aquarium. Den Kontrast dazu bildete jede Menge technisches Know-how auf einem einnehmenden Glasschreibtisch und den dahinter aufragenden Regalen.
Der Typ schüttelte den hochroten Kopf, als wollte er andeuten, sich hier nicht auszukennen oder vielleicht auch nur, kurz vor dem Ersticken zu stehen. Schweiß
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