Lyon - A.M.O.R. 01
ansehen und stemmte die Lider auf, sah wie durch eine Eisschicht hindurch ein Profil.
Es war Lyon, es musste Lyon sein, wer sonst sollte sie tragen? So hastig. Er brachte sie in Sicherheit, fort von hier.
Adina blinzelte, fiel unsanft, aber weich. Ein Bett? … bei Sinnen bleiben, alles mitbekommen, kämpfen.
Sie hörte ein Schnüffeln nahe ihres Ohres und riss ruckartig die Augen auf. Eisblau brannte sich auf ihre Netzhäute, ob sie die Augenlider schloss oder nicht, stieß sie in die arktische Kälte zurück. Sie versank. Hände fixierten sie, den Stich in ihrem rechten Arm verspürte sie nicht, sie erfasste nur verschwommen die Bewegungen. Sie war verlegt worden. Alles aus. Hier würde sie niemand mehr finden.
Der Schleier des Nicht-wissen-Wollens legte sich sachte um ihren Hals und je mehr Blut aus ihrer Vene in die Beutel gesogen wurde, desto enger zog sich der Tod im seidenen Gewand um ihre Kehle, nahm ihr Luft zum Atmen, stahl ihr den verbliebenen Lebenswillen, spülte sie ins eisige Wasser des ewigen Schlafes.
Lyon blieb keine Wahl, Adinas Lebensfunken erloschen unweigerlich, ihre verbliebene Zeit rieselte wie feinste Körnchen durch eine Sanduhr. Er brüllte, hob die dunkelrot wabernde Hand und schoss sein Feuer im Takt einer Maschinenpistole in die Reihen der Gegner. Es barst an Körpern und Schilden, sprengte eine Bresche, die sich aber sogleich schloss. Goldene Laserstrahlen setzten seine Abschirmung unter knisternde Spannung, Flammen züngelten an seinem Haar. Eine Explosion riss einen uralten Baum hinter ihm in Stücke, hob ihn von den Füßen. Es waren zu viele, die Übermacht erdrückend. Lyon schnellte gen Nachthimmel, dem Feind entgegen.
Mit einem Mal brach unter den Magycen die Hölle los. Geschosse verirrten sich, erleuchteten die Dunkelheit wie ein Feuerwerk, sausten an ihm vorbei. Er spürte Bashs Aura und eilte ihm zu Hilfe. Doch es waren zu viele, immer mehr Magycen strömten herbei, kleine Bomben detonierten auf seinem Schutz. Er schlingerte eher durch die Luft als zu fliegen, schoss seine Magie gebündelt in eine Richtung, um sich die Freiheit zu erkämpfen.
Ein heißer Luftschwall traf ihn unvermittelt, wirbelte ihn wie in einem Tornado umher. Magische Lichtblitze erloschen plötzlich wie von Geisterhand. Ein gigantischer Feuersturm tobte ringsherum, riss alles mit sich, nur in seiner Mitte herrschte Ruhe, sie blieben von der vernichtenden Gewalt verschont – Tropical, Bash und er.
Er schwebte vor der Geisterkatze, die den Kopf schräg legte und lächelte. „Ab ins Wasser mit euch. Schnell!“
Das ließ sich Lyon nicht zweimal sagen. Er stürzte sich senkrecht hinab wie ein Pfeil, gab Bash telepathische Anweisung, es ihm gleichzutun. Der tropisch heiße Wirbelwind schwächte sich ab, verblasste wie eine Fata Morgana.
Unzählige Detonationen schüttelten ihn, sein Schutz flackerte und erlosch, kurz bevor er das Meer erreichte. Ein Lichtkegel zerfetzte ihm die Hüfte, ein weiterer traf sein Knie, schleuderte ihn unkontrolliert durch die Luft, bis er wie ein Felsbrocken auf die Wasseroberfläche klatschte und sank. Blitze sirrten ins Wasser, erhellten die düstere Unterwasserwelt. Er tauchte mit benebelten Sinnen, Schmerzen machten jede seiner Bewegungen zu einer leisen Folter. Die Schreie, Explosionen und Erschütterungen drangen gedämpft an sein Gehör. Schneller, für Adina. Etwas stieß gegen seine Schulter. Hände packten seine Jacke und zogen ihn mit Tempo in die Tiefe.
„Verwandel dich, wenn du kannst“, rief ihm Bash zu.
Lyon wurde zum Moostierchen und ließ sich mit Bash an seiner Seite von der Finsternis des Meeres verschlingen.
Atemnot zwang ihn kurz darauf, den verbliebenen Rest seiner Energie in den Wiederaufbau seiner schützenden Aura zu legen. Er trieb wie auf Autopilot geschaltet dahin. Dunkelheit und eine unangenehm erdrückende Stille umhüllten Lyons Geist wie ein flauschiges warmes Federbett. Zu gemütlich, um echt zu sein. Es wäre einfach, sich der Trance hinzugeben, nicht zu sehen, zu hören und vor allem, zu fühlen. Doch um nichts in der Welt wollte er je wieder die Augen vor der Realität verschließen und sich einem trügerischen Frieden hingeben.
Er wandelte sich zurück in die von Verletzungen gepeinigte Gestalt seines Ichs und tauchte am entfernten Festland auf. Sein Sehvermögen war stark beeinträchtigt und sein rechtes Bein ließ ihn im Stich. Er witterte keinen Magycen, aber inzwischen wusste er, auf seine Sinne war kein Verlass
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