Lyon - A.M.O.R. 01
grinste breit. „Weißt du, in den vergangenen Tagen ist mir einiges klar geworden. Es war nur eine Idee, die mir kam, weil du mir dein Blut gabst und ich die Wirkung spürte. Mir war völlig klar, dass Aaron unsagbar heiß auf das reinste Amorphenblut, frisch aus der Ader, sein musste. Und, es hat sich bestätigt. Alle Jäger liefern aus Sicherheitsgründen immer betäubte oder tote Amorphen ab. Aber betäubte Körper geben betäubendes Blut ab. Er war gierig und ich wusste es.“ Zymon lächelte. „Deshalb musstest du wach und die Fesselung ausreichend sein, damit der Schisser der Verlockung erlag. Ich hielt ihm übrigens die ganze Zeit eine Klinge mit besagter Chemikalie vor sein Herz. Ich hatte ihn also unter Kontrolle. Im Sichtfeld der Überwachungskameras waren nur wir drei zu sehen, nicht die Waffe. Ich kommunizierte mental mit ihm, damit niemand uns hören konnte, er sollte mich zu Adina bringen. Und das tat er, weil er wusste, seine Wächter würden dort auf uns warten. Nur hatte ich ihn mit seiner unbändigen Gier nach deinem Blut längst an den Haken genommen, das war ihm nicht bewusst. Er stellte die Kameras nebst Ton in seinem Raum ab und schickte die Wachen weg, um sich ungestört und ungesehen an dir zu laben.“
Lyon öffnete den Mund, als Zymon ihm den Knebel herausnahm und knurrte. „Du hättest ihn mich nicht beißen lassen dürfen.“ Die restlichen Ketten lockerten sich.
„Hey, ich brauchte Zeit, mein Herz wieder in Gang zu setzen. Es tut höllisch weh, es wie betäubt schlagen zu lassen, damit sie mir die Bewusstlosigkeit abkauften. Dann musste ich eine Spritze aufziehen und sie ihm hinterrücks reinjagen. Es war nötig, du musstest ihn sozusagen kurz ablenken.“
Kaum war Lyon vollständig befreit, stürzte er in den Nebenraum auf Adinas Duft zu. Er blieb vor einem Bett stehen. Eiseskälte ließ ihn schwanken. Der Schock währte nur eine Sekunde. Er löste sich mit einem Ruck und begann, Nadeln und Schläuche zu entfernen.
„Adina, ich bin zurück. Halte durch, mein Engel. Bitte, ich brauche dich! Verflucht!“ Ihm traten Tränen in die Augen. Ihre Haut schimmerte aschfahl, so unendlich kalt, fast durchscheinend. Kein Tropfen schien mehr in ihr zu sein. Er wickelte sie behutsam in eine Decke.
„Hier, sie benötigt viel Flüssigkeit.“
Zymon klang besorgt. Das Wasser lief daneben, sie schluckte nicht, hing schlaff in seinem Arm. „Adina, nicht aufgeben. Jetzt geht’s nach Hause. Hörst du mich? Bitte. Muss ich erst fluchen, damit du mich hörst?“ Er wandte sich zu Zymon um. „Was kann ich tun?“
„Auf die Lebensrettung von Amorphen bin ich nicht spezialisiert. Dein Blut hilft ihr nicht, sie ist menschlich. Viel Schlafen, Wärme, Essen, Trinken, gut zureden vermutlich. Ich denke … sie hat aufgegeben. Ihr Körper ist zu schwach für …“
„Ich weiß“, schrie Lyon.
„Es gibt da …“
„Rede, verdammt.“
„Wir können Menschen mit einem Biss …“
Lyons Herz setzte kurzfristig aus, obwohl Zymon den Satz nicht beendete. Adina würde vom Menschen zum Magycen, zum Feind, vorausgesetzt, sie würde nicht an dem Biss sterben, da ihr Leib sehr schwach war. Er hätte Zymon angefleht, sie auf diese Weise zu retten, wenn sie dadurch mit Sicherheit überleben würde. Doch keiner wusste, wie ihre Chancen standen. Ein verfluchtes Risiko.
„Er flieht!“
Tropicals alarmierende Stimme. Lyon sah durch die offene Tür. Eben noch hatte er den straßenköterblonden Schopf von Aaron gesehen.
„Zymon! Verfolg Aaron! Da lang!“ Lyon sah den schattenhaften Körper des Ozelots auf die Verbindungstür zum Wohnraum zurasen und wies in die Richtung. Zymon sprang auf und sprintete hinterher. Lyon drückte Adina fest an sich und nahm als Nebel ebenfalls die Verfolgung auf, Zymon dicht auf den Fersen. Mit jedem durchquerten Raum kam Zymon Aaron näher, weil dieser durch die Betäubung geschwächt war. Eine Öffnung erschien in einer golden schillernden Wand, der Wissenschaftler schlüpfte hindurch und Zymon gerade noch hinterdrein. Lyon prallte beinahe gegen die geschlossene Tür.
„Tropical, verfolg Aaron, bis du sein Versteck kennst!“
„Sklaventreiber!“ Tropical löste sich mit grimmigem Lachen in Nichts auf.
Verwünschungen blieben Lyon im Halse stecken, als etwas Unfassbares seine Sinne streifte. Er runzelte die Stirn und sah sich um. Ein Glasschreibtisch, Aktenschränke und eine einnehmende Bücherwand ließen zweifelsfrei auf ein Arbeitszimmer schließen. Ein
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