Lyon - A.M.O.R. 01
gewusst.“
Gewichte schienen sich an Lyons Lider zu hängen. Eiskristalle splitterten in seinem Inneren. „Nun ja, zumindest habe ich es geglaubt, bis Adina mich wachrüttelte, du mich gefunden und über die Kopfgeldjäger und die Ausrottung der Amorphen aufgeklärt hast.“
„Scheiße“, zischte Zymon und fuhr sich durchs Haar, „wer hat dich so hinterhältig reingelegt?“
Lyon schüttelte benommen den Kopf, zuckte mit den Schultern.
Bash atmete hörbar aus. „Das muss ich erst mal verdauen. Aber was ist eigentlich mit Erdbeerduft? Sie ist nicht betäubt.“
„Nein, ich vermute ein Koma, weil die ihr im FAL viel zu viel Blut abgenommen haben. Ich weiß nicht, was ich noch tun kann.“ Lyons Stimme brach. Er tupfte Adina über die kühle Stirn. Der Kloß in seinem Hals schwoll weiter an, raubte ihm Atem.
„Sie braucht Hil…“ Das Palytoxin der Krustenanemone drang durch die letzte, magische Schutzmembran in sein Amorphenherz. Lyons Muskeln erschlafften, als hätten sie sich innerhalb einer Sekunde verflüssigt. Er rutschte ohne jede Kontrolle über seinen Körper von der Bettkante und schlug auf dem Flokati auf. Ein Erdbeben eruptierte in seinem Inneren. Krämpfe schüttelten ihn, seine Zähne knallten aufeinander, sein Blick färbte sich schwarz, Galle überschwemmte ihn bitter, immer wieder biss er sich auf die Zunge. Luft, er bekam keine Luft.
Lyon erfasste verschwommen, wie Bash und Zymon sich um ihn bemühten, doch er konnte sie weder verstehen noch erkennen. Vielleicht hoffte er auch nur, ihre Gesichter zu sehen und war in Wirklichkeit schon im Land des ewigen Schlafes.
„Bash“, keuchte er, „Bash … Adina.“
Drückte jemand seine Hand? Hatte sein Freund verstanden? Auch wenn er sich Bashs Reaktion einbildete, er würde sich um Adina und ihre Wandlung kümmern. Sein Körper brannte, als stünde er in Flammen. Schlimmer, als er es je erlebt hatte oder sich hätte vorstellen können. Der Giftstoff in seinem Herzen tötete seine Zellen, marterte ihn dennoch nicht annähernd so stark wie die Pein der Erkenntnis, Adina nicht mehr helfen zu können.
Verflucht, nein! Er wollte ihr Blut geben! Er wollte sie retten! Lyon versuchte gedanklich, die Muskeln seines rechten Arms zu aktivieren, hoffte mit all seiner verbliebenen Inbrunst, dass das, was seine magische Seele ihm zu verstehen gab, seitdem er von Zymon hatte trinken dürfen, zutraf. Mit der Willenskraft eines Verzweifelten, der seine letzten Energiereserven für eine einzige Bewegung sammelte, ließ er seine Hand emporschnellen, rührte umher, fasste in offenes Haar und zog es zu sich herunter. Seine Reißzähne schlugen sich gierig aber schwach in die Halsschlagader des Jägers.
Zymon sah Lyon nur noch undeutlich. Seine Lider zuckten wie seine Lippen, sein Körper vibrierte durch den Blutverlust, aber er sperrte seinen Selbsterhaltungstrieb in ein Gefängnis aus Demut. Lyon trank so gierig, weil er um sein Leben kämpfte, um Adina zu retten. Lyons Ziel war auch sein Ziel. Er wollte wiedergutmachen, was er angerichtet hatte. Also gab er hingebungsvoll, was er geben konnte.
„Falls du das jemals jemandem erzählst, bringe ich dich um“, sagte Bash und hielt ihm sein geöffnetes Handgelenk vor den Mund. „Trink, bevor ich es mir anders überlege.“
Danke, dachte Zymon, während er in dem mystischen Genuss reinen, amorphen Elixiers versank, neue Kraft brachial in seine Glieder strömte, um Bashs gebenden Arm niemals wieder loszulassen. Danke.
Lyon löste sich als Erster und leckte über die tiefen Einstiche an Zymons Hals. Das Gefühl der Heilung setzte sofort ein. Nun war es an ihm, loszulassen. Es kostete Zymon die größte Überwindung, die er jemals hatte aufbringen müssen, Bashs Arm ebenfalls freizugeben. Keuchend rutschte er neben Lyon auf den Teppich.
„Adina?“, fragte Lyon heiser und versuchte, sich aufzurappeln.
„Ihr Zustand ist unverändert. Ich habe ihr Wasser eingeflößt, während du uns beide geschröpft hast.“
Bashs Worte erreichten Zymons Ohren, doch er gab sich der Ruhe hin, die sein Körper forderte – riss aber im selben Moment alarmiert die Augen auf. Lyon und Bash stießen ebenfalls ein bedrohliches Knurren aus.
Zymon sprang auf die Füße, obwohl seine Kraft kaum ausreichte, um seinen Leib zu tragen.
„Zymon-Ki, welch Ehre.“
Die bekannte, raue Stimme des Kopfgeldjägers Kaffkar erklang von der Tür zum Schlafzimmer, doch sein Blick richtete sich auf das Fenster, das im selben
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