Lyon - A.M.O.R. 01
Basses hatte ihr Herz am Schlagen gehalten, ihr den Weg zurück ins Leben geleitet.
Er sah ihr ins Gesicht, sein hingebungsvoller Griff lockerte sich. „Tut mir leid.“ Er klang heiser, als hätte er sie tagelang angebrüllt.
Adina räusperte sich verhalten, sie wusste nicht, ob sie ihre Stimme fand. „Was?“
Ein überraschtes Lächeln hellte seine Miene auf, als er ihre gehauchte Frage vernahm, doch er wurde sogleich ernst, suchte nach einem Anfang. „Es gibt so vieles …“
Sie lächelte ihn an. Er schöpfte Wasser, fuhr sich über das Gesicht und seufzte. „Mir fehlen die Worte. Ich bin so unendlich dankbar, dass du wieder wach bist.“
Adina hob ihren Arm und berührte sein raues Kinn. „Dann nur das Wichtigste.“
„Ich liebe dich.“
Sie senkte die schweren Lider. „Ich liebe dich auch.“
„Oh Gott, Adina.“ Lyon streichelte ihr nasses Haar, bedeckte ihr Gesicht mit zärtlichen Küssen. Sie schwamm in einem Meer aus warmherzigen Liebkosungen und gehauchten Liebeserklärungen, driftete in eine wohltuende Geborgenheit, in kräftige Arme, die sie fest an eine starke Brust drückten. Leidenschaft erweckte ihre müden Glieder, sie bewegte Füße und Beine und ergab sich völlig Lyons Fürsorge, trank aus seinen Händen und spürte die überwältigende Macht, die von dem Wasser ausging, wie bereits beim ersten Mal in den Becken dieser heiligen Grotte.
Eine Sache brannte ihr dennoch auf der Seele. „Weißt du, weshalb ich aus dem Schlafgemach wegwollte, als du mich nicht hast gehen lassen wollen?“ Alles wäre anders gekommen, wenn sie bei ihm geblieben wäre.
„Du brauchst dich nicht zu erklären. Du hattest verständlicherweise Angst. Vor mir, vor deiner bevorstehenden Wandlung in einen Vampir, vor dem Verlust deines gewohnten Lebens, deiner Freunde …“
„… aber vor allem floh ich, weil ich im Treppenhaus unzählige tote Amorphen sah, abgestochen. Eine unfassbar grausame Erscheinung. Ich fühlte den Tod, wusste nicht, ob es Vergangenheit oder die Zukunft war.“
„Du hast bereits Visionen?“
Sie nickte.
„Unsere Visionen zeigen uns beides.“
„Es war die Vergangenheit, stimmt’s? Ein Überfall auf eure Residenz. Ihr wurdet abgeschlachtet.“
Lyon drückte sie an sich. „Ja. 1545, nur ein paar Wochen nach der Falle in Gaudor Tomacs Festung und der darauffolgenden Niedermetzelung meiner Spezies. Gefangene mussten unseren Standort verraten haben. Sie fielen über uns her wie Heuschrecken.“ Er atmete mehrfach intensiv durch. „Sie verteidigten mich bis zum letzten treuen Krieger, bis zur letzten Dienstmagd.“
„Sie taten es, weil sie dich liebten.“
Lyon vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.
„Und du zogst dich daraufhin zurück, wolltest den sinnlosen Tod weiterer verhindern.“
Sein Kinn kratzte ihre Halspartie entlang. Sie spürte sein Zögern, sein tiefes Durchatmen, seinen schnellen Herzschlag. Er sah ihr in die Augen und strich sanft immer wieder über ihre Wange, während er gedanklich in die Zeit vor 467 Jahre zurückblickte.
„Ja und nein.“ Lyon berichtete von seiner Furcht, sein Volk müsste infolge seines Scheiterns noch mehr leiden, weil er unabsichtlich das Pulverfass zur Explosion gebracht hatte, von dem Pakt mit einem unbekannten Magycen, seinem Rückzug und der fälschlichen Annahme, der grausame Krieg wäre mit diesem Opfer endgültig vorbei. „Vor Sorge, die Kämpfe würden erneut ausbrechen, wenn ich länger wach blieb, zog ich mich nach dem Nähren immer sofort wieder in den Tiefschlaf zurück. Diese Sorge ließ mich in meinem tristen Schicksal versinken …“
„Du wusstest bis vor Kurzem nichts von den Kopfgeldjägern?“
Er nickte. „Es war dennoch ein Fehler. Ich hätte mich über die Jahrhunderte besser erkundigen müssen. Ich hätte bleiben sollen, mich wehren, mich weiter um Gespräche bemühen … Ich war zu verunsichert, ich war damals nicht der starke König, den sie gebraucht hätten, der ein Volk würdig und weise führen konnte. Der Platz des Königs gebührte von Anfang an meinem Bruder Josh, nicht mir. Das Schicksal spülte mich auf den Thron, es war nicht meine Bestimmung von Geburt an.“ Lyon blinzelte und tauchte aus seiner Vergangenheit auf. Seine Stimme nahm einen selbstbewussten Ton an. „Du hast mich aus meiner Apathie befreit, Adina. Ich werde Gnade beim Feind walten lassen, aber mich niemals wieder verstecken oder gar kapitulieren. Ich will eine Zukunft für dich, für uns, für alle Amorphen. Der Konflikt
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