Lyon - A.M.O.R. 01
Atemzug zersplitterte.
„Und gleich noch mit den zwei bekanntesten Amöben, die es gibt. Mann, die sehen echt Scheiße aus. Normal jage ich, aber in eurem Fall bin ich wohl eher ein Sammler, was? Na, wir werden mehr als fürstlich belohnt werden.“
Ein dritter und vierter in Leder gewandeter Jäger tauchte in der Tür auf. Allesamt schwer bewaffnet, ein süffisantes Grinsen im Gesicht. Zymon ballte kraftlos die Fäuste. Sie hätten unverzüglich von hier verschwinden müssen. Hätte Lyons Herzattacke sie nicht alle gelähmt. Er schnaufte und streckte den Rücken. Doch Lyon kam ihm zuvor, obwohl es dem König noch dreckiger gehen musste als ihm. Lyon ging langsam auf die vier Kopfgeldjäger zu, lenkte die Aufmerksamkeit auf sich und von Adina ab.
„Niemand muss kämpfen. Ich gehe freiwillig mit.“
Kaffkar schnaufte abfällig. „Du irrst, arrogantes Arschloch, wenn du denkst, es wäre nur eine Summe auf dich ausgesetzt. Schnappt sie!“
„Stopp!“
Lyons mächtige Stimme erfüllte den Raum, schien in seinem Schädel nachzuhallen, und obwohl er es niemals für möglich gehalten hatte, rührte sich keiner der Jäger vom Fleck.
„Ich habe etwas, das zerbrechen könnte …“
„Gib mir den Seelengral“, verlangte Kaffkar Rakor, „sofort!“
Zymon zuckte unbemerkt zusammen. Kaffkar war instruiert worden. Er wusste von der Kugel. Vom Eigentümer der Kugel? Von Aaron Neff? Er wagte nicht, einen Blick mit Lyon zu tauschen. Die anderen drei Magycen hatten wohl keine Ahnung, worum es ging. Er hatte schon immer vermutet, dass Kaffkar einen besonderen Status im FAL innehatte.
„Nehmt die Kugel und mich, lasst die zwei gehen.“
Lyon griff in seine Tasche, ließ die Aufbewahrungskugel, in der das Diadem seiner Ahnen mit ihren Seelen schlummerte, in seiner Handfläche rot aufleuchten.
„Was soll der Mist?“, fauchte der Kerl am Fenster.
„Eine Infobombe!“, schrie Bash in gespielter Panik auf.
„Nein, das ...“ weiter kam Kaffkar nicht, dann brach urplötzlich Chaos aus.
Zymon stürzte sich auf den am nächsten Stehenden und katapultierte sich mit ihm durch das zerstörte Fenster. Eine Druckwelle wie von einer Handgranate schleuderte sie brutal durch die Nacht. Splitter flogen ihnen um die Ohren. Der Aufprall zwei Stockwerke tiefer im Hof quetschte ihm die Luft aus den Lungen. Er hatte nur einen Vorteil und den musste er nutzen. Der Jäger hatte Befehl, sie lebend abzuliefern. Ein Stein traf ihn im Gesicht. Er hörte Stahl aus einer Scheide gleiten. Schneller, als er es seinem Körper momentan zugetraut hatte, rollte er sich zur Seite. Der Hieb teilte den Schotterboden. Zymon trat dem Angreifer in die Knie, er strauchelte, die Klinge wirbelte durch die Luft und glitt über Zymons Oberarm. Stechender Schmerz ließ ihn brüllen. Blutgier färbte seinen Blick rötlich, sein geschwächter Organismus peitschte ihn. Er war sich bewusst, seine Kräfte würden nicht lange reichen, er musste den Kampf rasch beenden, wollte er eine Chance haben. Zymon deutete einen Hechtsprung an, der Gegner ging in Lauerstellung. Mit all seiner Energie sprang er senkrecht in die Luft, fiel auf den Jäger zu, der das Schwert über dem Kopf schwang. Sein Tritt traf, schmetterte die Stichwaffe zur Seite weg. Zymons Körpergewicht riss ihn zu Boden.
Ein Schuss krachte, ganz nah, sein Trommelfell platzte. Getrennt von Muskeln sackte seine linke Schulter kraftlos hinunter. Zymon packte mit rechts das Handgelenk und drehte es herum. Die Finger des Gegners verloren den Griff des Schwertes, doch andere umschlossen seinen Hals. Jetzt war es aus. Ein zweiter Jäger mischte sich in den Kampf ein, eine Faust hämmerte auf seine Nieren, ihm blieb die Luft weg. Taumelnd ging er auf die Knie, beugte sich vor, langte nach dem Kurzschwert, aber eine andere Hand war schneller. Der Kerl hinter ihm boxte ihm auf die Wirbelsäule, Taubheit lähmte ihn. Die Klinge sauste auf ihn zu, Zymon wand sich mit einem letzten Kraftaufwand, wich dem Stahl aus und brach unter einem der Jäger zusammen.
Plötzlich umfing ihn ein federleichtes Gefühl wie die Segnung seines Gemüts. Erholsame Stille linderte seine schmerzenden Trommelfelle. Verwundung glitt in eine beseelte Empfindungslosigkeit. Etwas Schöneres und gleichsam Unpassenderes hätte er sich beileibe nicht vorstellen können. Er musste tot sein, hinübergleiten in das Reich der ewigen Schatten. Aber weshalb sah er dann immer noch die Schwerthiebe, Mündungsfeuer und Blitze, die die Umgebung
Weitere Kostenlose Bücher