Lyon - A.M.O.R. 01
muss gelöst werden.“
Adina lächelte, sah den unerschütterlichen Willen in Lyons nachtschwarzen, glühenden Augen. Was auch in der jüngsten Woche geschehen sein mochte, es hatte Lyon nachhaltig verändert. Er strahlte eine Ruhe und Souveränität aus, die sie bisher nie an ihm verspürt hatte. Hoheitsvoll. Erhaben. Er schien seine Bürde nun bewusst und würdevoll zu tragen. Sie strahlte vor Glück.
„Ich dachte, ich hätte auch dich verloren.“ Lyon küsste sich von ihren Lippen über ihr Kinn zum Ohrläppchen. „Und ich bin unendlich froh, dass dein Fieber zurückkehrt. Spürst du es? Deine Wangen glühen, du stehst kurz vor der Wandlung.“
„Ja“, hauchte sie. Unbemerkt hatte sich die Hitze wieder in ihren Körper geschlichen. Heiß beschrieb es nicht annähernd, aber bleierne Müdigkeit drückte sie nieder. Sie ließ sich in die beseelte Schwere sinken. Über ihre Gedanken legte sich ein Schleier des Wohlbehagens. Lyons Nähe, seine zarten Liebkosungen, die Gewissheit, keine Frucht mehr spüren, keinen Kampf mehr ausfechten zu müssen, hüllte sie ein wie ein unbeschreiblicher Zauber des Glücks. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, sie spürte Fortuna mit jeder Faser ihres Seins – Lyon würde für immer an ihrer Seite stehen. Ihre Eingebung, auf tiefgründige Weise mit ihm verbunden zu sein, hatte sie nicht getrogen.
„Im Springbrunnen des königlichen Gemachs, das Erlebnis mit dem bunten Wasser … die Erinnerung ist verschwommen, aber was ist da geschehen?“
Lyon lächelte, schmiegte seine Wange an ihre Stirn, umschloss ihren Oberkörper mit gezügelter Kraft. „Ich bin da wohl ein wenig voreilig und enthusiastisch vorgegangen.“ Seine leise Stimme klang verlegen und doch hörte sie eine Spur Selbstgewissheit. „Die Götter meiner Ahnen müssen mir zugeflüstert haben, dass ich die Verbindung zwischen uns nicht länger leugnen darf. Unsere Seelen gehören zusammen, sind füreinander bestimmt, das suggeriert mir sogar dein menschliches Blut. Es überkam mich …“
Adina schwelgte in der Erinnerung. „Und was ist passiert? Es fühlte sich himmlisch an.“
„Unsere Seelen haben sich auf spirituelle Weise verbunden. Durch den Anteil an Magie in unseren Herzen ist das zwischen Amorphen möglich.“ Er räusperte sich. „Ein heiliges Ritual.“
„Wie schön“, murmelte sie, gewahrte, wie Lyon ihr über die Stirn strich, ihr Geborgenheit schenkte, wie Zuversicht und Liebe sich auf sie übertrugen wie seidenweiche Endorphine.
„Du musst viel essen und trinken und benötigst Ruhe vor deiner Wandlung. Darf ich dich auf dem schnellsten Wege nach Hause bringen?“
„Wo ist zu Hause?“ Ihr fielen ständig die Lider zu.
„Schloss Salassar. Ist dir das recht?“
Ein Lächeln legte sich um ihre Mundwinkel und er barg sie sanft an seiner Brust. „Schlaf ruhig. Und hab keine Angst, ich bleibe jede Sekunde bei dir, werde dich nie wieder allein lassen.“
„Hm“, machte sie, erfüllt von einem behaglichen Gefühl. „Lyon?“ Sie war schon so gut wie weg.
„Ja?“
„Darf ich dann dein Blut trinken?“
Er küsste sie sanft auf die Stirn. „Es wäre mir eine unbeschreibliche Ehre.“
15.9.2012 - Maine
L
yon saß auf einem Lehnstuhl und beobachtete Adina beim Schl a fen. Sie hatte die Leinendecke wieder bis zum Bauch hinabgestrampelt, das Fieber tauchte sie in Hitze, ihre Haut glän z te feucht. Sie hatte gut gegessen und viel getrunken. Er war Bash zum wiede r holten Male unendlich dankbar, Xena benachrichtigt zu haben. Sie hatte das königliche Gemach und Speisen sowie Laken und Tücher bereitet, als er mit der völlig entkräfteten Adina auf den Armen in das Schloss seiner Ahnen schwebte. Stundenlang hatte er ihren Kopf gestreichelt, den Körperkontakt nicht abre i ßen lassen dürfen, bevor sie endlich in tiefen Schlaf sank. Sie wollte nicht in eine Trance versetzt werden, und es wäre ihm nicht im Traum eing e fallen, gegen ihren Willen zu handeln. Er hatte angefangen, ihr von den ve r gangenen Tagen zu erzählen. Sie folgte aufmerksam seinen Worten, versuchte, alles mitzubekommen und irgendwann ließen die vielen Informationen sie e r schöpft ei n schlafen.
Die Ruhe und ihre Nähe gaben ihm Kraft, an seine Familie zu denken. Bi l der längst vergangener Zeiten rieselten ihm durchs Gehirn. Semi, wie sie ihn noch menschlich in Nebel verzauberte und in einen Affen, der sie durchkitzelte, fast hörte er ihr gellendes Lachen. Josh und er, wie sie mit Fel s brocken
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