Lyon - A.M.O.R. 01
hochbringen. Aber schnell!“
Lyon erstickte, kein Sauerstoff erreichte seine Lungen. Er bekam erst Luft, als er bemerkte, dass er mit dem Gesicht auf dem Steinboden lag, den Kopf zur Seite drehte und eine Lücke zwischen den Haarwust pustete. Hatte er ein Schiff gekapert? Oder dümpelte er auf einer Luftmatratze auf dem offenen Meer? Er wälzte sich aufstöhnend auf den Rücken. Flaschen rollten mit o h renbetäubendem Poltern über den Boden und zertrümmerten ihm fast das Trommelfell. Er hob ein Lid und ließ es wieder sinken. Sein Blick schwankte, der Felsboden schwankte, die ganze bekloppte Höhle schwankte. Er musste aus dem Bett gestürzt sein. Oder auch nicht. Ihm wollte nicht einfallen, was er die vergangenen Stunden getan hatte, außer sich sinnlos zu betrinken. Gott, das war Jahrhunderte her, als er sich das letzte Mal derart hatte volllaufen la s sen. Warum er sich in seiner geheimen Höhle tief unter dem Meer nicht in Tiefschlaf versetzt hatte, leuchtete ihm allerdings ein. Er hatte unentwegt g e grübelt, nach einem Ausweg gesucht, nicht im Entferntesten in Betracht gez o gen, sich durch Schlaf davonzustehlen. Doch die Zukunftsaussichten für die Amorphen schienen derart ausweglos, dass er in tiefster Verzweiflung die Nase zu tief ins Glas gesteckt hatte. Aber wieso war er so schädelspaltend abrupt erwacht?
Er richtete sich schlagartig auf. Schrecklich miese Idee. Der Alk kam hoch. Sein Oberkörper suchte Halt an dem Bettgestell, das er mit seinem Gewicht über den Felsboden schob, bis er das Rutschen mit einem Arm stoppte. War sie denn von allen guten Geistern verlassen? Er rieb sich das Gesicht, um klar zu werden. Warum zum Teufel kam Adina an den Ort zurück, an dem sich ein Amorph auf sie gestürzt hatte? Er konnte es nicht fassen. Liebte sie den Ne r venkitzel oder war sie todessüchtig? Er runzelte die Stirn. Verflucht, Adina wusste ja nichts von ihren geerbten Genen und den lebensgefährlichen Kop f geldjägern der Feinde …
Kälte durchrieselte seinen Körper. War sie vielleicht gar nicht gefallen, so n dern gesprungen? Hatte sie ihrem Leben ein Ende setzen wollen?
Sein Herz schnürte sich stechend zusammen. Er blinzelte, sich bewusst, er musste … sollte … wollte … sich beeilen. Sein Glied zuckte, als würde es Adi nas Nähe genauso wittern, versteifte sich, als wollte es ihm den direkten Weg zu ihr zeigen. Das war ihm unangenehm, obwohl niemand ihn sah. Hatte ein Amorph erst einmal einen bestimmten Geruch in der Nase, spürte er die Pe r son schnell innerhalb eines beträchtlichen Radius auf. Und Adinas Erdbee r duft hatte sich auf bemerkenswerte Weise mit seinem Leib, seiner Seele und seinem Geist verwoben.
Oder wollte Adina sogar zu ihm? Sein anhaltender Rausch raste durch die Glieder und seine Gedanken entfachten die Glut zu loderndem Feuer. Er stöhnte auf, von der Intensität gefoltert, und drückte das Gesicht ins Kissen. Diese Nonne ließ ihn zu einem hirnlosen Hypersexualisten mutieren. Er durfte sich nicht länger vorstellen, ihr nahezukommen. Sie war ein Mensch, zudem sündlos und deshalb sicher seinem Charisma erlegen. Wie er seine Wirkung auf Menschen verabscheute.
Lyon sollte ihr fernbleiben, doch er konnte nicht. Vielleicht war die Gefahr nicht ganz so groß, wie er annahm, doch sie war vorhanden. Die verdammten Magycen lauerten sicher überall. Er zwang seinen Körper in eine aufrechte P o sition. Die Grotte drehte sich wie ein Karussell.
„Das kann ja heiter werden“, brummte er, wankte zu der Salzwasserwanne und ließ das Wasser über seinem Kopf zusammenschlagen.
Lyon tauchte an derselben Stelle auf wie vor zwei Tagen, schwebte die Klippen empor und ins Land hinein. Er nahm erst in Adinas Nähe Gestalt an, nac h dem er die Umgebung nach Magycen abgesucht hatte. Was für einen Anblick sie bot. Holla, da gingen gleich wieder alle Lampen an. Damit hatte er nicht g e rechnet. „Was machst du hier, Adina?“
Sie wandte sich langsam auf dem Motorrad um, als hätte sie ihn erwartet. Ihr blondes Haar wehte im Wind, der ihren Duft, den ihrer Lederkleidung und ebenso ihre Unsicherheit herübertrug. Ihre Iris funkelten in der Dunkelheit. Sie erschien ihm verändert, als hätte sie sich mit sich auseinandergesetzt. Ihr eindringlicher Blick durchbohrte ihn. Er hielt sich ganz ordentlich senkrecht, fand er, schlenderte dennoch lieber zu einem Felsquader und lehnte sich an. Gute zehn Meter lagen nun zwischen ihnen, er konnte froh sein, sofort von ihr
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